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Der zweite Theil der Monographie enthält einen beschreibenden Katalog aller 192 Porträtstiche
von und nach dem Meister, welche in den Rahmen der Ikonographie eingefügt werden können und
von denen mehr als 50 Blätter sowie sehr viele Plattenzustände noch unbeschrieben waren. Dieser von
grossem Sammeleifer und minutiöser Genauigkeit der Darstellung zeugende Katalog überragt alle Vor-
arbeiten in einer für den Sammler wie für den Kunstforscher erfreulichen Weise durch seine Vollstän-
dicfkeit, dann durch die Klarheit und Verlässlichkeit der Beschreibung aller Plattenzustände. Von den
wenigen uns aufgefallenen Ungenauigkeiten ist wohl die Mehrzahl auf Rechnung der durch den bestän-
digen Wechsel der Schrifttypen erschwerten Setzerarbeit zu stellen. Wir liefern hier, unter Festhaltung
der Nummern des Wibiral'schen Verzeichnisses, zur Ergänzung desselben einige Angaben:
Zu Nr. 54. Medieis Marie de. Der dort aus dem Auctionskataloge du Bus erwähnte Zwischenzustand der Platte vor G. H. existist wirklich.
In demselben zeigen sich unter den Buchstaben . . M MA . . . der zweiten Schriftzeile horizontale Spuren des Polirstahles, welcher bei
der späteren Auslöschung der Adresse G. H. an derselben Stelle einige verticale Spuren hinterliess. Das von uns untersuchte Exemplar
trägt als Papiermarlce die Schellenkappe 3b der IVibzral'schen Tafeln.
Zu Nr. 7S. Delmont, Deodat. Der nur aus dem alten AucTiionskataloge Alibert citirte Zwischenzustand vor G. H. ist im Katalog der bereits
oben erwähnten Aucläon Dr. Wolff sub Nr. 362 genau beschrieben.
Zu Nr. 148. Robert (Rupert), Pfalzgraf, Die Schrift ist von der Hand W. Hollar's gestochen.
Zu Nr. 166. Vorßerman, Lucas der ältere. Durch Abschnitt der linken Plattenecke im 2. Zustand entfiel die Hälfte der Buchstaben „Ant. v, ."
Zu Nr. 172. Liberti, Heinrich. Die Schrift lautet richtiger: I. Zustand. Henricus Liberti Grceninensis Cathed. Ecclesre Antverp. Organisla.
Auf dem Notenblatte ist zu lesen: Ars longa ars ars longa sed vita brevis. II. Zustand. Die Worte Grceninensis und Ecclesae sind corri-
girt in Grceningensis und Ecclesice; die Inschrist auf dem Notenblatte lautet: Ars longa ars ars longa vita brevis.
Ein über den intimen Kreis der Liebhaber der Ikonographie weit hinausgehendes Interesse kann
die dritte Abtheilung des Wibwartchen Werkes, welche eine eindringliche Untersuchung der Papier-
gattungen enthält, auf denen die uns erhaltenen Blätter der Ikonographie gedruckt sind, beanspruchen.
Die Klage, dass dem Studium der alten Papiere zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werde und dass unsere
einschlagigen Kenntnisse ganz unzureichend seien, ist schon ziemlich alt, bis heute aber noch gerecht-
fertigt. Die Zusammenstellune der über dieses Thema vorhandenen Literatur, welche Wibiral zum
ersten Male gibt, weist fall nur Lücken auf. Bei dem heutigen Stande der auf der Photographie beru-
henden Reproducftionsmittel und angesichts ihrer noch zu erwartenden, zum Theile sogar schon in
sicherer Aussicht flehenden Fortsehritte wird bald auch das mit den besten Gläsern bewaffnete Auge
nicht mehr im Stande sein, eine gelungene Reprodu6lion eines alten Druckes ausser allen Zweifel zu
stellen. Die Merkmale der Platte, die Schönheit und die sonstigen Beschaffenheiten des Druckes sind
daher schon gegenwärtig Kriterien von beschränktem Werthe; bei Kunstwerken, deren Substrat altes
Papier ist, tritt nunmehr dieses Material geradezu in den Vordergrund der Untersuchung, da eine Fäl-
schung auch des Papieres derzeit technisch nicht ausführbar ist und die Benutzung eines zufällig
aufbewahrten alten Papierblattes für die Zwecke einer Fälschung nur in den allerseltensten Fällen von
Erfolg wird sein können, wenn einmal die Möglichkeit einer genauen Controle der Papiersorten besteht.
In der Arbeit Wibiral's begrüssen wir den ersten methodischen und einer neuen Richtung der
Forschung den Weg weisenden Versuch zu einer wissensehaftlichen Verwerthung des Studiums der
alten Papiersorten, und die von diesem Autor gemachten allgemeinen Bemerkungen und gegebenen
Anweisungen sind für jeden Forscher oder Sammler, der sich für das Werk irgend eines alten Stechers
interessirt, sehr beachtenswerth. Auch mussen wir dem an diese Bemerkungen geknüpften Wunsche
Wibiral's beistimmen, dass seine mühevolle Arbeit zu ähnlichen monographischen Untersuchungen der
Werke anderer Meister, oder, was uns noch mehr gerathen erscheint, zur Prüfung sämmtlicher Artikel
der hervorragenden alten Verlagsadressen anregen möge. Erst nachdem auf diesem Wege ausrei-
chendes Material gewonnen worden, könnte zur Lösung der eigentlichen Aufgabe geschritten und die
Beischaffung aller Elemente einer rationellen Kunde der alten Papiere angebahnt werden. Ein sehr
 
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