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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0045
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bung von Z. 149 „Christus mit 4 Jüngern". Eng
an die rechte Gruppe schließen sich HdG. 378 und
607 an, zwei für Rembrandt etwas zu derb, aber
außerordentlich sicher und völlig im Stil von 1656
gezeichnete Blätter. Jetzt möchte ich in ihnen tat-
sächlich getreue Kopien Könincks nach Blättern des
Meisters aus diesem Jahr erkennen.

Der Verlag hat dem Buche eine vorzügliche und
reichhaltige Ausstattung zuteil werden lassen, die es
dem Leser leicht macht, den Beweisgängen des For-
schers zu folgen. Otto Benesch.

Richard N. Wegner, Deutsche Kupferstiche in
Farben. Darmstadt 1937, L. C. Wittich.
Das schon in zweiter, vermehrter Auflage erschienene
sehr geschmackvoll ausgestattete Büchlein behandelt
die kurze, grob gesprochen: nur die beiden letzten
Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts umfassende Periode
des farbigen Kupferstichs, d. h. des von einer einzigen
Platte gedruckten Farbstichs, in Deutschland. Als frü-
hester Vorläufer dieser Kunstart wird der Elberfelder
Peter Schenk (1645—1715) genannt, der, obwohl Schab-
künstler, für seine Druckversuche in Farben alte Kup-
ferplatten in Strichmanier verwendete. Gerade bei dem
in Amsterdam verstorbenen Schenk hätte aber als
eines noch früheren Wegbereiters des Farbstichs des
Holländers Hercules Seghers gedacht werden sollen.

Der hauptsächlich in Punktiermanier, weniger in
Aquatinta und Schabkunst ausgeführte Farbstich ent-
spricht mit seinen zarten Reizen der damals so sehr be-
liebten Pastellmalerei. Bildnisse waren seine häufigsten
Vorwürfe. An den in London arbeitenden Italiener
Francesco Bartolozzi knüpften die Deutschen an. An
Höfen wurde dieser Kunstzweig besonders gefördert,
so in Wien am Kaiserhof, in Mannheim am Hof des
Pfälzer Kurfürsten Karl Theodor, in Berlin am Hof
Friedrich Wilhelms IL, in Darmstadt, in Weimar, in
Nassau-Diez, aber auch in Heilbronn (das Heilbronner
Industriecomptoir), in Dessau (Chalcographische Ge-
sellschaft), in Frankfurt a. M. und in Nürnberg. Die
wichtigsten Künstler sind Carl Hermann Pfeiffer,

J. Neidl und Franz Wrenck in Wien, Heinrich Sintze-
nich in Mannheim und Berlin, Anton Karcher und
Wilhelm Kobell in Mannheim, Paul Jacob Laminet in
Heilbronn, Christoph Wilhelm Bock in Berlin und
Nürnberg, Daniel Berger in Berlin, Johann Joseph
Langhöffel und Johann Joseph Freidhoff in Dessau,
Br. Goepffert in Frankfurt a. M. und in Darmstadt,
Johann Gottlieb Prestel in Frankfurt, Rudolf Henzi in
Nassau-Diez und Johann Christian Ernst Müller in
Weimar.

Sehr anziehend und anschaulich ist die höfische und
die ihr nahestehende bürgerliche Gesellschaft geschil-
dert, die sich des farbigen Kupferstichs mit seiner fein
abgestuften Koloristik für dermalen zu großen Selten-
heiten gewordene Bildnisse, oft in miniaturartig kleinem
Format, bediente. Die französische Revolution mit der
Not und dem Elend der aus ihr entspringenden Kriege,
der Sturz so vieler Fürstenthrone in Deutschland, der
Wechsel der Weltanschauung, die Verdrängung der
nationalen durch die kosmopolitische, der einseitige
Klassizismus, all das hat der weniger bedeutenden als
ansprechenden deutschen Kunstart ein schnelles Ende
bereitet.

Die fünf farbigen Abbildungen sind besonders wohl
gelungen, schade, daß die Sorgfalt, die auf deren Druck
verwendet wurde, beim Druck von Eigennamen aus-
gelassen hat. So liest man auf S. 10 Leishing statt Lei-
sching, auf S. 12 zweimal Vesne statt Vesme, auf S. 15
Lichtenstein statt Liechtenstein, auf S. 22 Rosseau
statt Rousseau. Bei der Erwähnung Jacob Christoffel
Le Blous auf S. 11 hätte Wolfgang Singers Arbeit über
diesen Künstler in den Mitteilungen der Gesellschaft
für vervielfältigende Kunst, Wien 1901, angeführt wer-
den können.

Aufs lebhafteste zu bedauern ist, daß das Buch eines
Oeuvrekatalogs der in Betracht kommenden „über 30
deutschen Farbdrucker von Kupferstichen und Punktier-
stecher für farbige Abzüge" entbehrt. Wenn wir den
Autor aber recht verstehen, so ist ein solches kritisches
Verzeichnis in absehbarer Zeit von ihm zu erwarten.

A. W.

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