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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

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Tietze, Hans; Tietze-Conrat, Erica: Tizian-Graphik, [2]: Ein Beitrag zur Geschichte von Tizians Erfindungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0059
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2. Geißelung. Stich von M. Rota, 1568

zugrunde gegangen, weshalb
diese Graphiken seit langem
ihren Platz in der Geschichte der
Tizianischen Kompositionen be-
zogen haben. Die berühmtesten
Beispiele sind die Stiche Mar-
tino Rotas und G. B. Fontanas
(1569) nach dem verbrannten
Petrus Martyr und der Stich
Giulio Fontanas von 1569 nach
der Schlacht von Cadore; wäh-
rend von diesen Hauptwerken
Tizians auch gemalte Kopien
vorliegen, ist die Altersfassung
des Petrus Martyr, das 1567
von Tizian an Papst Pius V.
gesandte Bild, nur durch den
Stich Luca Berteiiis überliefert.
Die in die gleiche Rubrik ge-
hörigen Stiche Caraglios nach der in Spanien verschollenen Verkündigung und Sanutos
nach dem für die Königin Maria gemalten Tantalus haben wir schon unter den ander-
weitig beglaubigten Blättern genannt. Bei dem dürftigen Holzschnitt mit der Huldigung
des Dogen Francesco Donato vor der von Heiligen umgebenen thronenden Maria hat
erst Hadelns scharfsinnige Exegese den Zusammenhang mit dem 1574 verbrannten Votiv-
bild des Dogen Andrea Gritti von 1531 hergestellt.1 In einem Fall ähnlicher Art ist die Beziehung
eines graphischen Blattes zu Tizian noch nicht untersucht worden. Zwar wird in den alten
Kabinetten die Geißelung Christi (Abb. 2), die in einem von Battista Franco signierten großen
Stich und in einem von Rota signierten kleinen von 1568 überliefert ist, im Maleroeuvre

Tizians geführt, sie wurde aber
noch nicht mit dem Bilde Ti-
zians dieses Themas in Zusam-
menhang gebracht, von dem —
nach Vasari VII, p. 453 — die
ausgeführte Fassung an die Köni -
gin von Portugal gelangt wäre,2

1 In unserem Aufsatz Jb. d.
kunsth. Sign. p. 184, haben wir über-
sehen, daß schon Johannes Wilde in
seinem Aufsatz, Ein unbeachtetes
Werk Giorgionesim Jahrbuch d.preuß.
Kunstsammlungen, LH, p. 96, Anm.,
erkannte, daß die Draperiestudie an
der Rückseite ein Argument gegen
die Zuschreibung des Grittiporträts
bei Gutekunst an Tizian sei.

2 ,,. . . alla reina di Portogallo in un
quadro fece un Cristo, poco minore del
vivo, battuto da' Giudei alla colonna;

3. Josef und die Frau des Potiphar. Stich von Cort (?) che e bellissimo".

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