Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 3.1938

DOI Artikel:
Steinbart, Kurt: Eine Silberstatuette nach Entwurf des Friedrich Sustris
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6338#0125
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dhl. haben das Bild selbst ge-
gossen". Bei enger Auslegung der
kurzen Notiz kommt man hin-
sichtlich Entstehung des Gusses
auf die Zeit zwischen 1623 (An-
nahme der Kurfürsten würde durch
Maximilian) und 1626 (Aufstel-
lung des Inventars). Aber einer
so späten Datierung des Gusses
widerspricht nicht nur die Wahr-
scheinlichkeit, daß der Kurfür-
stenrang lediglich die zur Zeit
der Abfassung des Inventars inne-
gehabte Stellung Maximilians be-
zeichnet, sondern auch der Um-
stand, daß der Entwurf verhält-
nismäßig weit zurückliegt. Wenn
meine an anderer Stelle2 einst
geäußerte Annahme richtig ist,
das Michaelsprojekt des Hollän-
ders Sustris beziehe sich auf die
Fassade der Michaelskirche und
sei für die Nische vorgesehen ge-
wesen, in der heute noch die angeb-
lich schon 1588 gegossene Bronze-
statue des Erzengels von der Hand
Hubert Gerhards steht, dürfte die
Zeichnung der Spanne von 1585
bis 1590 angehören. Der Hergang
mag demnach folgender gewesen
sein. In Verbindung mit seiner in-
tensiven Arbeit an der Münchener
Michaelskirche entwirft Sustris
den Erzengel für die Nische der
Fassade. Danach läßt er wohl für
Wilhelm V. seine Idee von einem mutmaßlich deutschen und jüngeren Künstler bossieren.
Endlich nimmt sich Maximilian I., der unter sachkundiger Leitung frühzeitig die Technik des
Gießens erlernt haben wird, wie es bekannt ist, daß er im Drechseln und Elfenbeinschnitzen
eine gewisse Fertigkeit erlangt hat, vor der Erbhuldigung durch die Stände (1594) oder vor
dem endgültigen Regierungsverzicht Wilhelms V. (1597) des Modells an und erstellt höchst-
persönlich die Silberstatuette, deren eigenhändigen Guß er dann sehr viel später anläßlich
einer Inventarisierung der Reichen Kapelle voll Stolz erwähnt.

Auf dem Wege zur Eindeutschung des einem internationalen Stilideal verfallenen Motivs,
wie es der Entwurf des Sustris verkörpert, bedeutet die Silbergruppe nur einen kleinen, wenn

Friedrich Sustris, Erzengel Michael. Entwurf für ein Modell
Wien, Albertina. Aufnahme der Albertina

- Die niederländischen Hofmaler der bayrischen Herzöge, Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft IV,
1928, S. 123.

120
 
Annotationen