v 1 -''oj , ^3 Sebastian Modell stand. Beide
«■ | Autoren haben jedoch das Er-
• langer Blatt unter Hinweis auf
seine Übereinstimmung mit dem
^Q^jj. Kopf des hl. Paulus auf dem
Isenheimer Altar, mit dem „Pa-
trizier Johannes" auf dem Frei-
burger Schneewunderaltar und
dem „Mitleidigen" auf der Mün-
chener „Verspottung" ausdrück-
lich als Altersbildnis Grünewalds
anerkannt, so daß diese Zeich-
nung derzeit als einziges authen-
tisches Porträt des großen Fran-
ken gelten kann, selbst wenn es,
wie Kuhlmann meint, nicht als
typisches, mit Hilfe des Spiegels
angefertigtes Selbstporträt, son-
dern nur als eine Vorstudie zu
einem Johannes oder zum Paulus
Eremita zu betrachten wäre.11
Nun gibt es bekanntlich von
der zweifellos eigenhändigen, aber
durch spätere Überarbeitung arg
entstellten Erlanger Zeichnung
(ihre Maße sind 206:152 mm)
eine Kopie im Staatlichen Kupfer-
stichkabinett zu Kassel, eine
mit Tusche hergestellte Feder-
zeichnung (Abb. 2) im Format
von 311: 198 mm, die mancher-
lei Abweichungen vom Original
aufweist.12 Der Kopf erscheint
stärker durchmodelliert, der Blick
mehr nach der Seite denn nach
aufwärts gerichtet, die Rechte hält keine Kielfeder, sondern einen Pinsel, an Stelle der
verhältnismäßig reichen Gewandung ist ein schlichter Kittel getreten, von dem nur der den
Hals umschließende obere Teil sichtbar ist. Das wesentlich einfacher geformte Monogramm
MG ist in die linke Ecke hinaufgerückt, die irreführende Jahreszahl „1529" weggeblieben,
dafür liest man hier am obern Bildrand die freilich zum Teil der Schere zum Opfer gefallene
Aufschrift:
Kassel, Staatl. Kupferstichkabinett, Kopie des Selbstporträts
Grünewalds
" Fraenger, 1. c. p. 82, will den Erlanger Alterstypus auch im Longinus der Baseler Kreuzigung Grüne-
walds sowie (p. 71) im Hans Burgkmail'sehen „Johannes auf Patmos" der Münchener Alten Pinakothek er-
kennen.
12 Zuerst abgebildet bei Otto Eisenmann, Ausgewählte Handzeichnungen älterer Meister aus der Sammlung
Edward Habich zu Kassel (Lübeck, B. Nöhring 1890), Tafel 10, und Woldemar v. Seidlitz, Allgemeines Histo-
risches Porträtwerk, Bd. 1 (München 1894), Blatt 28.
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«■ | Autoren haben jedoch das Er-
• langer Blatt unter Hinweis auf
seine Übereinstimmung mit dem
^Q^jj. Kopf des hl. Paulus auf dem
Isenheimer Altar, mit dem „Pa-
trizier Johannes" auf dem Frei-
burger Schneewunderaltar und
dem „Mitleidigen" auf der Mün-
chener „Verspottung" ausdrück-
lich als Altersbildnis Grünewalds
anerkannt, so daß diese Zeich-
nung derzeit als einziges authen-
tisches Porträt des großen Fran-
ken gelten kann, selbst wenn es,
wie Kuhlmann meint, nicht als
typisches, mit Hilfe des Spiegels
angefertigtes Selbstporträt, son-
dern nur als eine Vorstudie zu
einem Johannes oder zum Paulus
Eremita zu betrachten wäre.11
Nun gibt es bekanntlich von
der zweifellos eigenhändigen, aber
durch spätere Überarbeitung arg
entstellten Erlanger Zeichnung
(ihre Maße sind 206:152 mm)
eine Kopie im Staatlichen Kupfer-
stichkabinett zu Kassel, eine
mit Tusche hergestellte Feder-
zeichnung (Abb. 2) im Format
von 311: 198 mm, die mancher-
lei Abweichungen vom Original
aufweist.12 Der Kopf erscheint
stärker durchmodelliert, der Blick
mehr nach der Seite denn nach
aufwärts gerichtet, die Rechte hält keine Kielfeder, sondern einen Pinsel, an Stelle der
verhältnismäßig reichen Gewandung ist ein schlichter Kittel getreten, von dem nur der den
Hals umschließende obere Teil sichtbar ist. Das wesentlich einfacher geformte Monogramm
MG ist in die linke Ecke hinaufgerückt, die irreführende Jahreszahl „1529" weggeblieben,
dafür liest man hier am obern Bildrand die freilich zum Teil der Schere zum Opfer gefallene
Aufschrift:
Kassel, Staatl. Kupferstichkabinett, Kopie des Selbstporträts
Grünewalds
" Fraenger, 1. c. p. 82, will den Erlanger Alterstypus auch im Longinus der Baseler Kreuzigung Grüne-
walds sowie (p. 71) im Hans Burgkmail'sehen „Johannes auf Patmos" der Münchener Alten Pinakothek er-
kennen.
12 Zuerst abgebildet bei Otto Eisenmann, Ausgewählte Handzeichnungen älterer Meister aus der Sammlung
Edward Habich zu Kassel (Lübeck, B. Nöhring 1890), Tafel 10, und Woldemar v. Seidlitz, Allgemeines Histo-
risches Porträtwerk, Bd. 1 (München 1894), Blatt 28.
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