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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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Simon, Karl: Unbekannte Radierungen von Jean Pierre Norblin
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Zoege von Manteuffel, Kurt: Eine weitere Vorarbeit zu Alfred Rethels letzter Holzschnittzeichnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0123
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eine Ähre (oder einen Zweig?); die Beine sind ausgestreckt. Links hinter ihm ein dicker Baum-
stamm mit Laub auf der rechten Seite. Im Hintergrunde rechts, zart angedeutet, in weiter
Entfernung sichtbar, eine Windmühle; rechts am Rande eine Kirche mit Turm. Die Luft
rechts vom Baume durch Schraffur zugedeckt. Bezeichnet rechts unten: ,,Rl> ft" (oder „f").

Mit dem Namen des Künstlers bezeichnet ist keine einzige der genannten Radierungen;
wer sich aber in seine Eigenheit hineingesehen hat, wird keinen Augenblick daran zweifeln,
daß wir es hier mit Arbeiten von Norblin zu tun haben. Im ganzen wie im einzelnen verrät
sich seine Art aufs allerunzweideutigste, bis in geringfügige Besonderheiten hinein.

In jedem Falle werden die Freunde seiner feinen Kunst die Erweiterung seines Werkes
nicht ungern zur Kenntnis nehmen.

K. ZOEGE VON MANTEUFFEL / EINE WEITERE VORARBEIT ZU
ALFRED RETHELS LETZTER HOLZSCHNITTZEICHNUNG

Kürzlich wurde in dieser Zeitschrift (1939, Heft 1, S. 34 ff.) über den Aristophanes-Holz-
stock Alfred Rethels einiges mitgeteilt. Es konnte nachgewiesen werden, zu welchem Zweck
er bestimmt war und wann er entstanden ist. Drei vorbereitende Zeichnungen ergaben Ge-
legenheit, die Arbeitsweise des Künstlers zu beobachten und sein Streben nach Verstärkung
der Helldunkelwirkung und Steigerung des Ausdrucks zu verfolgen.

Nun ist kurz vor Erscheinen jenes Aufsatzes eine weitere Zeichnung Rethels zu den Frö-
schen des Aristophanes aufgetaucht (Abb. I).1 Dargestellt ist dasselbe wie auf dem Holzstock.
Die Figuren der drei Tragiker Äschylus, Sophokles und Euripides stimmen auch fast genau
mit denen der anderen Fassungen überein. Viel zahlreicher sind aber die Verschiedenheiten.
Die Menschengruppe rechts drängt sich näher an den Thron des Äschylus heran, und es fehlen
die Figuren zwischen dem rechten Bildrande und dem eselsohrigen Mann, der Euripides den
Kranz aufsetzt, bis auf eine. Manche Gestalten weichen stark von denen der anderen Zeich-
nungen und des Holzstocks ab, so besonders der Aristophanes, der in Profilstellung hinter
statt auf der rechts vorne liegenden Säulentrommel sitzt und um ein Felsstück herum auf
den thronenden Äschylus hinschaut, und die ganze Gruppe zwischen dem Thron und Euri-
pides, die hier aus drei statt aus zwei Personen besteht. Rechts oben sieht man neben Sisy-
phus statt der Danaiden Tantalus, der nach den von oben herabhängenden Früchten empor-
blickt. Der Baum, sonst rechts vom Thron, erscheint hier links; der Kandelaber fehlt ganz.

Die Einordnung dieser Zeichnung in die Reihe der anderen ist nicht zweifelhaft. Sie gehört
an den Anfang. Das ergibt sich vor allem aus der Unausgeglichenheit der beiden Bildhälften,
von denen die rechte viel zu stark belastet und zu dicht gefüllt ist. Ausschlaggebend ist die
Stelle des Thrones innerhalb der Breitenentwicklung des Ganzen. Hier steht er nur ein wenig
links von der Bildmitte. Auf den anderen Zeichnungen ist er beträchtlich weiter nach links
gerückt und beim Holzstock noch etwas mehr. So wird in den anderen Fassungen mehr Raum
für die Auflockerung der Figuren auf der rechten Bildhälfte gewonnen. Diese Anordnung bot,
abgesehen von der größeren Ausgeglichenheit des Bildaufbaus, auch den Vorteil, daß das
Gefolge des Euripides vermehrt werden konnte und sich die Möglichkeit ergab, die verschie-

1 Direktor Dr. Eberhard Hanfstaengl fand das Blatt unter dem Nachlaß seines Großvaters, des Roman-
schriftstellers Friedrich Wilhelm Hackländer. Hackländer, ein Jugendfreund Rethels, hat das Blatt 1852 ge-
schenkt erhalten, wie mir Dr. Hanfstaengl mitteilt. Die Zeichnung ist mit Bleistift auf einem Blatt weißen
Papiers, das 0,360X0,494 m mißt, ausgeführt.

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