Deutung
verschiedene Wirkereien „cum laqueis Sabaudie et divisa fert". Das Schloßinventar
von Chambery (1498) zählt Bankverdüren mit den Wappen von Savoyen und Cypern,
dem Wahlspruch FERT und den „lacz de Savoye" auf. Einen Begriff, in welcher
Form der Knoten — es handelt sich diesmal nicht um den savoyischen Knoten — dem Bilde
eingefügt wird, gibt ein späteres Fragment im Besitze der Münchener Antiquitäten-
handlung J. Böhler: Amoretten halten das Schild des Geschlechtes, bewaffnete Ritter
erscheinen zu beiden Seiten des Wappen-Pavillons — die rechte Hälfte fehlt —, ver-
knotete Bänder gliedern den Grund und umschließen stilisierte Blumenbüschel (Abb. 63).
Mit dem heraldischen Knoten verwandt erscheint die „houppe", die stilisierte Quaste.
Als das Haupt des unglücklichen Connetable de Saint-Pol gefallen ist (19. XII. 1475)
erscheint die Konfiskationskommission in seinem Hotel zu Cambrai und findet u. a. ver-
schiedene Bankteppiche „de verdure, oü il y a des houppes". Vier weitere „pieces
de tapisserie en haulte lice, bleu et gris, sont semes de houppes et EE et une licorne
au millieu".
Eine späte Lösung zeigt uns ein Fragment im Pariser Musee des arts decoratifs. An
die Stelle der Verknotungen — unter der oft irreführenden Bezeichnung „Liebesknoten"
in der Literatur bekannt (88) — treten reiche gotische Säulenstellungen mit eigenartig
verschlungenem Ranken werk; auf dem mit einem Brokatmuster belegten Grunde prangen
Wappenschilder mit schnurenartigen Umrahmungen. Das erste Feld zeigt zwei über-
einandergestellte Schilder, das zweite ein nur teilweise erhaltenes Einzelwappen mit
drei steigenden Löwen und der gothischen Namensinitiale g. Die Bordüre bringt die
rauten- bzw. kreisförmig gerahmten Buchstaben p und g sowie den Wahlspruch „RIEN
PLUS" inmitten spätgotischer verschlungener Ranken. Es handelt sich bei dem Frag-
mente um einen Betthimmel oder wahrscheinlicher noch um eine Uberdecke.
Im Winchester College befinden sich zwei Behänge, die auf gestreiftem roten und
grünblauem Grunde ein Brokatmuster in den gleichen, etwas dunkler gehaltenen Tönen
zeigen, auf dem symmetrisch wechselnd die stilisierte weiße und rote Rose, sowie ein
blauer Schild mit drei goldenen Kronen und die verschlungenen gotischen Buchstaben i,
h, s, wiederkehren (89).
Das Inventar Karls V. von Frankreich bietet eine Fülle von mehr oder weniger reichen
Verdüren und Wappenteppichen. Die einfachste und billigste Art, die bis zu den Tagen
der französischen Revolution im Gebrauche bleibt, streut Wappenlilien auf blauen oder
weißen Grund: „Item, ung grant tappiz blanc fröte ä fleurs de lys". Schon reicher
ist eine andere Wirkerei: „ung grant tappiz et ung bancquet vermeil (roter Bank-
teppich), semez de fleurs de lys azurnes, lesqueUes fleurs de lys sont semees d'autres
petites fleurs de lys jaunes, et ou mylieu ung lyon, et aux quatre quignon, bestes qui
tiennent banieres". Unter den von den Engländern verschleuderten Schätzen Karls VI.
findet sich „ung tappiz, sur champ pers (blau) de file d'Arraz de la devise du roy,
nostre sire, c'est assavoir, grans fleurs de liz d'or et dyaprure de branches de genestre
(Ginster) semö parmy du mot du Roy oü il y a: Jamais". Auch „ung tappiz ront ä
fleurs de lys'*, entweder ein runder zum Niedersetzen dienender „quarreaulx" oder
eine gewirkte Tischdecke, wird erwähnt.
Häufig sind ferner Wirkereien, die in ornamentierten Kreisen Wappenschilde zeigen.
Das Inventar Karls VI. zählt nicht weniger wie 31 Teppiche „ä compas aux armes de
France" auf rotem bzw. grünem Grunde. Nach dem gleichen Prinzip scheinen die neun
Behänge gearbeitet gewesen zu sein, die der Connetable von Frankreich, Raoul de
Nesle, 1302 hinterläßt; das Wappen des Erblassers ist „borde d'Angest et de Varennes".
Die vielen Kleinteppiche, wie Maultierdecken, Bankbelege, Wiegendecken, die ver-
schiedenen zur Ausstattung der königlichen Boote und Wagen dienenden Wirkereien,
sind in der Regel verhältnismäßig einfach. Sie tragen das Wappen des Herrn oder
der Herrin, bisweilen auch ein bestimmtes Abzeichen — «ung tapis sur champ vermeil,
ouvre ä une tour ä dains et ä bisches, pour mectre sur le bateau du Roy" — oder den
Namenszug des Fürsten „Item ung tapiz oü il a lyons d'or qui tiennent chascun un
roulliau oü il a escript Karolus Dei gracia Francorum rex et K L couronnez"; „ung
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verschiedene Wirkereien „cum laqueis Sabaudie et divisa fert". Das Schloßinventar
von Chambery (1498) zählt Bankverdüren mit den Wappen von Savoyen und Cypern,
dem Wahlspruch FERT und den „lacz de Savoye" auf. Einen Begriff, in welcher
Form der Knoten — es handelt sich diesmal nicht um den savoyischen Knoten — dem Bilde
eingefügt wird, gibt ein späteres Fragment im Besitze der Münchener Antiquitäten-
handlung J. Böhler: Amoretten halten das Schild des Geschlechtes, bewaffnete Ritter
erscheinen zu beiden Seiten des Wappen-Pavillons — die rechte Hälfte fehlt —, ver-
knotete Bänder gliedern den Grund und umschließen stilisierte Blumenbüschel (Abb. 63).
Mit dem heraldischen Knoten verwandt erscheint die „houppe", die stilisierte Quaste.
Als das Haupt des unglücklichen Connetable de Saint-Pol gefallen ist (19. XII. 1475)
erscheint die Konfiskationskommission in seinem Hotel zu Cambrai und findet u. a. ver-
schiedene Bankteppiche „de verdure, oü il y a des houppes". Vier weitere „pieces
de tapisserie en haulte lice, bleu et gris, sont semes de houppes et EE et une licorne
au millieu".
Eine späte Lösung zeigt uns ein Fragment im Pariser Musee des arts decoratifs. An
die Stelle der Verknotungen — unter der oft irreführenden Bezeichnung „Liebesknoten"
in der Literatur bekannt (88) — treten reiche gotische Säulenstellungen mit eigenartig
verschlungenem Ranken werk; auf dem mit einem Brokatmuster belegten Grunde prangen
Wappenschilder mit schnurenartigen Umrahmungen. Das erste Feld zeigt zwei über-
einandergestellte Schilder, das zweite ein nur teilweise erhaltenes Einzelwappen mit
drei steigenden Löwen und der gothischen Namensinitiale g. Die Bordüre bringt die
rauten- bzw. kreisförmig gerahmten Buchstaben p und g sowie den Wahlspruch „RIEN
PLUS" inmitten spätgotischer verschlungener Ranken. Es handelt sich bei dem Frag-
mente um einen Betthimmel oder wahrscheinlicher noch um eine Uberdecke.
Im Winchester College befinden sich zwei Behänge, die auf gestreiftem roten und
grünblauem Grunde ein Brokatmuster in den gleichen, etwas dunkler gehaltenen Tönen
zeigen, auf dem symmetrisch wechselnd die stilisierte weiße und rote Rose, sowie ein
blauer Schild mit drei goldenen Kronen und die verschlungenen gotischen Buchstaben i,
h, s, wiederkehren (89).
Das Inventar Karls V. von Frankreich bietet eine Fülle von mehr oder weniger reichen
Verdüren und Wappenteppichen. Die einfachste und billigste Art, die bis zu den Tagen
der französischen Revolution im Gebrauche bleibt, streut Wappenlilien auf blauen oder
weißen Grund: „Item, ung grant tappiz blanc fröte ä fleurs de lys". Schon reicher
ist eine andere Wirkerei: „ung grant tappiz et ung bancquet vermeil (roter Bank-
teppich), semez de fleurs de lys azurnes, lesqueUes fleurs de lys sont semees d'autres
petites fleurs de lys jaunes, et ou mylieu ung lyon, et aux quatre quignon, bestes qui
tiennent banieres". Unter den von den Engländern verschleuderten Schätzen Karls VI.
findet sich „ung tappiz, sur champ pers (blau) de file d'Arraz de la devise du roy,
nostre sire, c'est assavoir, grans fleurs de liz d'or et dyaprure de branches de genestre
(Ginster) semö parmy du mot du Roy oü il y a: Jamais". Auch „ung tappiz ront ä
fleurs de lys'*, entweder ein runder zum Niedersetzen dienender „quarreaulx" oder
eine gewirkte Tischdecke, wird erwähnt.
Häufig sind ferner Wirkereien, die in ornamentierten Kreisen Wappenschilde zeigen.
Das Inventar Karls VI. zählt nicht weniger wie 31 Teppiche „ä compas aux armes de
France" auf rotem bzw. grünem Grunde. Nach dem gleichen Prinzip scheinen die neun
Behänge gearbeitet gewesen zu sein, die der Connetable von Frankreich, Raoul de
Nesle, 1302 hinterläßt; das Wappen des Erblassers ist „borde d'Angest et de Varennes".
Die vielen Kleinteppiche, wie Maultierdecken, Bankbelege, Wiegendecken, die ver-
schiedenen zur Ausstattung der königlichen Boote und Wagen dienenden Wirkereien,
sind in der Regel verhältnismäßig einfach. Sie tragen das Wappen des Herrn oder
der Herrin, bisweilen auch ein bestimmtes Abzeichen — «ung tapis sur champ vermeil,
ouvre ä une tour ä dains et ä bisches, pour mectre sur le bateau du Roy" — oder den
Namenszug des Fürsten „Item ung tapiz oü il a lyons d'or qui tiennent chascun un
roulliau oü il a escript Karolus Dei gracia Francorum rex et K L couronnez"; „ung
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