Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Brüssel

wiederholen solle. uLe dict Pannemaker me pensoit abbattre par paroles affin de
luy mectre en mains. Je luy ay dit que n'oseroie et qu'il ne feroit bien de se jouer
au Roy11.

Eine Wiederholung hat zweifelsohne stattgefunden. Es ist nicht klar ersichtlich, ob
Kardinal Granvella der Auftraggeber war, oder ob dieser für die Statthalterin Margarete
von Parma, die ein reges Interesse für die prächtige Folge bezeugte, die Verhandlungen
führte. Im deutschen Privatbesitze ist mir ein Stück der Noahreihe bekannt, das in
Darstellung und Bordüre mit der spanischen Folge völlig übereinstimmt (Abb. 273). In
den Medaillons ist das Wappen des Königs durch ein Schild ersetzt, das mit dem
Granvella'schen Hoheitszeichen nichts gemein hat und wahrscheinlich Margarete zuzu-
sprechen ist. Die Arbeit ist erstklassig, Metallfäden sind nicht verwandt. Die Tier-
bordüre, deren Wiederholung König Philipp so ängstlich zu verhindern sucht, findet
sich trotzdem in verschiedenen Groteskenteppichen, u. a. bei einer Folge im Berliner
Kunstgewerbemuseum. Es ist anzunehmen, daß ein Teil dieser Behänge gleichfalls
der Manufaktur des Wilhelm de Pannemaker entstammt. Die Noahumrahmung erfreut
sich einer langen Beliebtheit , sie ist noch auf Wandteppichen des 17. Jahrhunderts
anzutreffen.

Die Annahme, daß Pannemaker im Laufe des Jahres 1568 durch ketzerische Umtriebe
beim spanischen Hofe in Ungnade fiel, beruht auf einem Irrtume Morillons. Tatsäch-
lich betraute Herzog Alba den Künstler im gleichen Jahre mit der Ausführung der Folge
der Jemminger Schlacht.

Die Wiener Staatssammlung besitzt außer den schon erwähnten Behängen noch ver-
schiedene Folgen aus dem Atelier des berühmten Brüsseler Meisters. Von guter dekora-
tiver Wirkung sind die acht Verdüren mit dem W appen Karls! Y. und dem kaiserlichen
Doppeladler. Die Stücke sind auch insofern charakteristisch, als sie die Brüsseler Art
der großblättrigen Yerdüre kennzeichnen. Blühende Pflanzenbüschel decken den Grund,
die mehr flächenhafte, symmetrische Aufreihung der Tournaiser Manufakturen ist ver-
lassen zugunsten einer plastisch-malerischen Stilauffassung. Die Bordüre bringt in tiefer
Hohlkehle den bekannten Palm- oder Lorbeerstab, von Blumen und Früchten um-
wunden. Die Teppiche sind unter Benutzung von Metallfäden in Wolle und Seide
gewirkt. Der Pannemaker'schen Werkstatt entstammen gleichfalls die sechs Behänge
mit Gartenveduten (Abb. 274). Im Vordergründe erhebt sich der Pergolengang mit
üppigem Wein- und Fruchtgerank. Die schmale Rahmenbordüre trägt oben in der Mitte
das Wappen des Kardinals Anton Perrenot de Granvella, den Doppeladler und das durch
Balken quergeteilte Feld. Die Behänge kamen durch Erbschaft in den Besitz Philipps H.,
sie blieben in Brüssel und wurden nach dem Verluste der Niederlande nach Wien über-
führt. Die Ähnlichkeit mit der Vertumnus- und Pomonafolge ist unverkennbar. Tat-
sächlich wirkte Wilhelm de Pannemaker für Philipp II. zwei Pomonawiederholungen
mit verschiedenen Bordüren, die begeisterte Aufnahme am spanischen Hofe fanden
und Don Juan d'Austria veranlaßten, dem Meister eine dritte Reihe in einfacherer
Ausführung — die Metallfäden fehlen — in Auftrag zu geben.

Mit der Aufzählung der in den bekanntesten Staatssammlungen befindlichen Folgen
(Abb. 100) ist die Tätigkeit unseres Meisters durchaus nicht erschöpft, Teppiche mit der
Pannemakerschen Signierung tauchen vielfach im Kunsthandel auf; auch größere Privat-
sammlungen bergen den einen oder anderen Behang der berühmten Manufaktur. Im Justiz-
palaste zu Barcelona hängt die aus sechs Teppichen bestehende Folge der Geschichte
der Cecropstochter Herse (34), die Don Fernando de Toledo 1578 erwarb. Die gleiche
Serie besitzt die Herzogin von Denia in ihrem Madrider Stadtschloß. Die Signierung
läßt keinen Zweifel über das Atelier, wir erkennen das typische Monogramm Meister
Wilhelms. Zwei Teppiche einer dritten Wiederholung, die gleichfalls unter Verwendung
von Goldfäden gearbeitet sind, birgt Amerika in der Blumenthalschen Sammlung (Abb.275).
Auch hier fehlt nicht das bekannte Atelierzeichen, diesmal mit Metallfäden eingewirkt.
Die Bordüre bringt bei den letzterwähnten Teppichen eine Kopie der Fassung der
„Taten der Apostel" in der königlich spanischen bezw. der vatikanschen Sammlung.

315
 
Annotationen