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Brüssel

327 Quadratellen, zum Einheitspreise von zwölf Livres; ferner eine Historie Alexander
des Großen zu einem um drei Livres höheren Einheitssatze. Die Firma J. Klausner
Berlin besaß vor einigen Jahren einen Behang der Kleopatrafolge mit einer Signierung,
die der Katharinens stark ähnelt. Die Arbeit ist gut, die Farbengebung etwas eintönig.

Katharina arbeitet vielfach gemeinsam mit den anderen größeren Wirkerfirmen,
ohne indeß ihre Selbständigkeit aufzugeben. Houdoy (44) bringt einen Beleg der Liller
Rechnungskammer vom Jahre 1615, wonach die Witwe Geubels und Jan Raes für
zwei Folgen, eine mit Gold, Seide und Wolle gearbeitete Geschichte der Diana und
die ohne Metallfäden gewirkte Historie des Noah, insgesamt 12581 Livres beziehen.
Die Manufaktur Katharinens muß auf beträchtlicher Höhe gestanden haben, um mit
Jan Raes, einem der ersten Wirker seiner Zeit, konkurrieren zu können. Im Besitze
der genuesischen Familie Zerega befanden sich drei Behänge der Scipiofolge, von
denen einer an die New-Yorker Sammlung W. Guggenheim überging (45). Der letz-
tere Teppich trägt außer der Brüsseler Marke eine Doppelsigniernng, den ausgeschriebenen
Namen £aq.. GEYBELS und das Monogramm der Manufaktur nach Übernahme durch
die Witwe. Die Arbeit ist technisch einwandfrei; der Kettfaden fein — es entfallen
acht Rippen auf einen Zentimeter. Die beiden in Genua zurückgebliebenen Bild-
teppiche stammen nach der Markierung des rückseitigen Leinenstreifens aus der Samm-
lung des Großherzogs Cosmos III. von Medici; die Signierung besitzt starke Ähnlichkeit
mit dem bekannten Monogramme des Jakob Geubels. Derartige kleine Abweichungen
kommen in der Wiedergabe leicht vor, schon die Wirktechnik erklärt solche Unzu-
länglichkeiten, abgesehen von Nachlässigkeiten des ausführenden Gesellen. Wir finden
im 17. Jahrhundert, das nur noch ausnahmsweise Monogramme kennt, den aus-
geschriebenen Namen ein und desselben Wirkers in drei- und mehrfacher Schreib-
weise; namentlich der Vorname variiert ständig: F. V. D. H.; FR. YAND. HECKE.
FRANCHOES YANDEN HECKE; FRANCOIS Y. D. HECKE usw.

Ein hervorragender Behang mit den Signierungen der Geubels und Raes findet sich
im Besitze der Berliner Kunsthandlung „Altkunst" (Abb. 277). Im übrigen kommen
Teppiche aus der Geubelschen Manufaktur in Sammlungen und im Kunsthandel häufig
vor (Abb. 83, 84, 278, 444).

Yon Interesse ist ein Posten in dem Inventar des französischen Kronschatzes. Es
handelt sich um die bekannte Reitschule urepr6sentant les exercices de Louis XIII au
manege, faite par Jean Geubels en 1626, dans une bordure par le haut de guirlandes
de fleurs et par les cötes de pilastres charges de figures de satyres d'hommes et de
femmes tenant des guirlandes de fleurs et fruits; la tenture en onze pieces, contenant
53 aunes 11 /12 (Pariser Ellen) de cours sur 3 aunes Va de haut". Sollte es sich um
einen unbekannten Jan Geubels handeln oder, was wahrscheinlicher sein dürfte, um
eine gemeinsame Arbeit des Jan Raes und der Witwe Geubels?

Außer den drei berühmten Familien, die uns im 16. Säkulum immer wieder be-
gegnen, den van Aelst, den Pannemaker und Geubels arbeiten in Brüssel eine Un-
menge größerer und kleinerer Manufakturen. Nach den urkundlich belegten Liefe-
rungen, die zumeist kostbare Folgen benennen, ist mit Sicherheit anzunehmen, daß
weitere führende Werkstätten mit den genannten drei Manufakturen sehr wohl wett-
eifern konnten. Die Beziehungen der Brüsseler Ateliers zu dem französischen, dem
portugiesischen, den italienischen und deutschen Höfen harren noch der Klärung. Die
Durchsicht zahlreicher deutscher Rechnungsbelege brachte keinen Erfolg. Die größeren
und kleineren deutschen Fürsten kauften nur selten neue Folgen; wenn dies geschah,
so vermittelte ein besonders beauftragter Agent oder der Resident eines befreundeten
Hofes den Erwerb. Es gingen Probestücke nach der Heimat mit eingehenden Be-
schreibungen, die alles wünschenswerte, häufig sogar den Patronenmaler, doch nur
in den seltensten Fällen den Wirker benennen.

Die portugiesischen Rechnungsbelege scheinen zum Teil bei der Yereinigung des
Königreiches mit Spanien (1580) verschwunden zu sein. Das Forschungsergebnis in
Portugal ist hinsichtlich der Bild Wirkereien jedenfalls ein recht dürftiges. Die italie-

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