Brüssel
Wiedergabe eines großen, um 1535 im Auftrage der Gräfin von Nevers, Maria
d'Albret, entstandenen Wandteppichs, der das Martyrium des «Saint Cyr" und der
„Sainte Julitte" schildert. Der Behang kam an die Kathedrale zu Nevers und wurde
1825 zu Fußteppichen zerschnitten. Charles de Beaumont bringt in einem Artikel der
Reunion de la societö des beaux-arts des dep. 1899 eine Abbildung der erwähnten
Zeichnung. Die Szene ist dem d'Albretschen Teppich naturgemäß nicht wörtlich ent-
lehnt, die große rechte Hälfte mit den schauderhaften Gräuelszenen — Durchsägen,
Durchnageln — fehlt glücklicherweise. Der Imperator ist stehend, nicht sitzend wieder-
gegeben. Die Haltung des Beilschwingers und des geißelnden Soldaten ist etwas ge-
ändert, aus der Heiligen ist ein Mann geworden. Ob van Maelsack den Teppich für
einen Kunstliebhaber in Nevers wirkte, oder welche sonstigen Beziehungen den Meister
mit der französischen Stadt verbanden, steht dahin.
Das Monogramm Maelsacks ist derart klar und sprechend, daß eine Mißdeutung
ausgeschlossen erscheint. Es setzt sich zusammen aus den Buchstaben F. Y. M. S. K.
Es ist zu hoffen, daß noch ein oder das andere signierte Stück der interessanten
Manufaktur zum Vorscheine kommen wird. Das gleiche gilt von dem Unternehmen
der Familie van Brustom. Bernard und Christian van Brustom, beide 1629 privi-
legiert, üben in der Zunft einen nicht zu unterschätzenden Einfluß aus. Es ist zweifel-
haft, ob die Nachkommen — Jan, der Sohn Christians, Franz, der Sohn Bernards —
die väterlichen Ateliers fortgesetzt haben. Wauters glaubt auf Grund des Wirker-
monogramms mehrere Teppiche der Sammlung Braquenie" Meister Christian zuschreiben
zu können.
Ein einwandfreies Erzeugnis der Manufaktur Bernards van Brustom gab Graf
N. Brahe auf Skokloster in Schweden zur Nordiska Museets utställning af Yäfda Tapeter
1902(122). Der Bildteppich stellt eine Episode aus der Cyrusgeschichte dar; er schildert
die Unterredung zwischen dem siegreichen Perserkönig und dem geschlagenen Krösus
nach der Einnahme von Sardes. Es handelt sich um ein umfangreiches, gut durch-
geführtes Stück in Größe von 4,44 m auf 6,32 m. Die Signierung bringt die Brüsseler
Marke und den vollen Namen des Fabrikanten BERNAERT.VAN.BRVSTOM.
Ein weiterer vollsignierter Teppich BERNAERT. VAN. BRUSTOM. schildert den Kampf
des Herkules mit dem feuerspeienden Riesen Cacus. Der Behang kam in der Amster-
Adamer uktion Mak (2./3. XL 1920) zur Versteigerung (Abb. 321).
Außer verschiedenen Oudenaarder Verdüren tauchte auf der schwedischen Ausstellung
(1902) ein Landschaftsteppich mit der Signierung des Brüsseler Meisters Jakob Cordys
— I. CORDYS — auf. Die Verdüre — 3,22 m hoch, 5,06 m lang — zeigt die Brüssel um 1650
eigene Auffassung. Meister Jakob ist der Typ des sich aus eigener Kraft hocharbeitenden
Kleinmeisters. Er ist längere Zeit für verschiedene größere Manufakturen tätig, macht sich
1645 selbständig, wird 1646 privilegiert und stirbt 1659. Cordys arbeitet nach Patronen
von Jordaens, de Vadder und des um 1650 verstorbenen Malers van den Plassche.
Sein gleichnamiger Sohn setzt das väterliche Unternehmen fort. Jakob Cordys der
Jüngere wird 1690 privilegiert.
Zu den authentischen Arbeiten der Cordysschen Manufaktur zählen verschiedene
Teppiche der Jordaensschen Sprichwörterfolge im Besitze des Fürsten Schwarzenberg
auf Frauenberg in Böhmen. „Oculus domini pascit equum". Ein Neger führt das Roß
dem Herrn vor, der, von einer Dame begleitet, sich des prächtigen Tieres freut. Ein
Knecht schüttet Hafer in die Krippe. Der Götterbote Hermes beobachtet die Szene.
Die Signierung „Cardys" läßt über den Wirker keinen Zweifel. Der Teppich er-
schien 1905 auf der Antwerpener Ausstellung (123). Ein weiterer Behang der gleichen
Manufaktur — es handelt sich um den älteren Jakob Cordys — bringt die Geschichte
vom Krug, der so lang zum Brunnen ging, bis er zerbrach, ein anderer ein üppiges
Mahl, die Veranschaulichung des Sprichwortes uMale partum male dilabitur". Die
Folge wurde 1647 für Erzherzog Leopold Wilhelm, den Statthalter der Niederlande,
ausgeführt.
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Wiedergabe eines großen, um 1535 im Auftrage der Gräfin von Nevers, Maria
d'Albret, entstandenen Wandteppichs, der das Martyrium des «Saint Cyr" und der
„Sainte Julitte" schildert. Der Behang kam an die Kathedrale zu Nevers und wurde
1825 zu Fußteppichen zerschnitten. Charles de Beaumont bringt in einem Artikel der
Reunion de la societö des beaux-arts des dep. 1899 eine Abbildung der erwähnten
Zeichnung. Die Szene ist dem d'Albretschen Teppich naturgemäß nicht wörtlich ent-
lehnt, die große rechte Hälfte mit den schauderhaften Gräuelszenen — Durchsägen,
Durchnageln — fehlt glücklicherweise. Der Imperator ist stehend, nicht sitzend wieder-
gegeben. Die Haltung des Beilschwingers und des geißelnden Soldaten ist etwas ge-
ändert, aus der Heiligen ist ein Mann geworden. Ob van Maelsack den Teppich für
einen Kunstliebhaber in Nevers wirkte, oder welche sonstigen Beziehungen den Meister
mit der französischen Stadt verbanden, steht dahin.
Das Monogramm Maelsacks ist derart klar und sprechend, daß eine Mißdeutung
ausgeschlossen erscheint. Es setzt sich zusammen aus den Buchstaben F. Y. M. S. K.
Es ist zu hoffen, daß noch ein oder das andere signierte Stück der interessanten
Manufaktur zum Vorscheine kommen wird. Das gleiche gilt von dem Unternehmen
der Familie van Brustom. Bernard und Christian van Brustom, beide 1629 privi-
legiert, üben in der Zunft einen nicht zu unterschätzenden Einfluß aus. Es ist zweifel-
haft, ob die Nachkommen — Jan, der Sohn Christians, Franz, der Sohn Bernards —
die väterlichen Ateliers fortgesetzt haben. Wauters glaubt auf Grund des Wirker-
monogramms mehrere Teppiche der Sammlung Braquenie" Meister Christian zuschreiben
zu können.
Ein einwandfreies Erzeugnis der Manufaktur Bernards van Brustom gab Graf
N. Brahe auf Skokloster in Schweden zur Nordiska Museets utställning af Yäfda Tapeter
1902(122). Der Bildteppich stellt eine Episode aus der Cyrusgeschichte dar; er schildert
die Unterredung zwischen dem siegreichen Perserkönig und dem geschlagenen Krösus
nach der Einnahme von Sardes. Es handelt sich um ein umfangreiches, gut durch-
geführtes Stück in Größe von 4,44 m auf 6,32 m. Die Signierung bringt die Brüsseler
Marke und den vollen Namen des Fabrikanten BERNAERT.VAN.BRVSTOM.
Ein weiterer vollsignierter Teppich BERNAERT. VAN. BRUSTOM. schildert den Kampf
des Herkules mit dem feuerspeienden Riesen Cacus. Der Behang kam in der Amster-
Adamer uktion Mak (2./3. XL 1920) zur Versteigerung (Abb. 321).
Außer verschiedenen Oudenaarder Verdüren tauchte auf der schwedischen Ausstellung
(1902) ein Landschaftsteppich mit der Signierung des Brüsseler Meisters Jakob Cordys
— I. CORDYS — auf. Die Verdüre — 3,22 m hoch, 5,06 m lang — zeigt die Brüssel um 1650
eigene Auffassung. Meister Jakob ist der Typ des sich aus eigener Kraft hocharbeitenden
Kleinmeisters. Er ist längere Zeit für verschiedene größere Manufakturen tätig, macht sich
1645 selbständig, wird 1646 privilegiert und stirbt 1659. Cordys arbeitet nach Patronen
von Jordaens, de Vadder und des um 1650 verstorbenen Malers van den Plassche.
Sein gleichnamiger Sohn setzt das väterliche Unternehmen fort. Jakob Cordys der
Jüngere wird 1690 privilegiert.
Zu den authentischen Arbeiten der Cordysschen Manufaktur zählen verschiedene
Teppiche der Jordaensschen Sprichwörterfolge im Besitze des Fürsten Schwarzenberg
auf Frauenberg in Böhmen. „Oculus domini pascit equum". Ein Neger führt das Roß
dem Herrn vor, der, von einer Dame begleitet, sich des prächtigen Tieres freut. Ein
Knecht schüttet Hafer in die Krippe. Der Götterbote Hermes beobachtet die Szene.
Die Signierung „Cardys" läßt über den Wirker keinen Zweifel. Der Teppich er-
schien 1905 auf der Antwerpener Ausstellung (123). Ein weiterer Behang der gleichen
Manufaktur — es handelt sich um den älteren Jakob Cordys — bringt die Geschichte
vom Krug, der so lang zum Brunnen ging, bis er zerbrach, ein anderer ein üppiges
Mahl, die Veranschaulichung des Sprichwortes uMale partum male dilabitur". Die
Folge wurde 1647 für Erzherzog Leopold Wilhelm, den Statthalter der Niederlande,
ausgeführt.
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