Brüssel
Leider macht das Fehlen von Abbildungen die endgültige Klärung unmöglich. Die
Hochzeit der Deidameia und der Tod des Achilles tragen die Brüsseler Marke und die
Signierung G. YAN DER STRECKEN. Der Zorn des Helden und der Kampf mit
Hektor entstammen dem Leefdaelschen Atelier. Eine weitere Wiederholung der
Achillesreihe, gleichfalls aus den Manufakturen Jan van Leefdaels und Geraert van der
Streckens, befindet sich in altadligem spanischen Besitze (148). Vereinzelte Teppiche
der Achillesfolge tauchten in der retrospektiven Ausstellung zu Gent 1913 auf. Achilles'
Streit mit Agamemnon, in der Sammlung des Herrn Fr. Empain, und Hektors Kampf,
Herrn M. Bureau in Antwerpen gehörig, entstammen den Leefdaelschen Ateliers. Der
erstgenannte Teppich ist Meister Wilhelm, der zweite dem Vater zuzuschreiben.
Eine der schönsten Arbeiten, die sich mit den Namen van der Strecken und Leefdael
verknüpfen, ist die Wiederholung der Romanoschen Scipiofolge (Abb. 346) im Schweizer-
saale des Quirinal zu Rom. Es handelt sich insgesamt um acht Teppiche, die sich je zur Hälfte
auf beide Manufakturen verteilen. Die Verwendung von Metallfäden ist äußerst spar-
sam, die Wiedergabe der typischen kraushaarigen Römerköpfe meisterhaft. Die Bor-
düre ist die gleiche wie bei Konstantins Beglückwünschung. Nur selten gibt Meister
Geraert die Umrahmung, für die er begreiflicherweise eine besondere Vorliebe zeigt,
zu gunsten einer neuen Lösung auf. Wir finden eine Wiederholung der Scipioreihe
mit neuer Fassung auf der Brüsseler Ausstellung 1905. Der Wert des von Lord Iveagh
ausgestellten Teppichs mit der bekannten Episode des edelmütigen Römers, der dem
jungen Fürsten Allucius die gefangene Braut zuführt, liegt weniger in der Mitteldar-
stellung, als vielmehr in der reichen Bordüre, die allerdings die Einheitlichkeit und den
großen Zug der Konstantinsumrahmung nicht erreicht (149).
Das von kriegerischen Trophäen umgebene Wappenschild in der Mitte der unteren
Bordüre bringt das Hohheitszeichen des Bestellers der Folge, des Don Luis Francisco
Bonavides Carillo Toledo, Marquis von Fromista und Paracena, des Gouverneurs und
Generalkapitäns der Niederlande (1659—1664). Die Reihe besteht aus sieben mit
Metallfäden durchwirkten Teppichen. Die Signierung bei dem in Brüssel ausgestellten
Stücke ist insofern von Interesse, als sie den Beweis bringt, daß van der Strecken,
wie auch seine übrigen Fachgenossen, Basselissier war. Der Anfangsbuchstaben S er-
scheint als Spiegelbild 2.
Eine dritte Wiederholung der Scipiofolge — fünf' Teppiche — aus den Manufakturen
der van der Strecken, Everaert Leyniers und Wilhelm van Leefdael besitzt die öster-
reichische Staatssammlung aus dem Nachlasse des 1723 verstorbenen Prinzen vonVau-
demont. Die vierte von E. Leyniers, Geraert van der Strecken, Jan van Leefdael und
Heinrich Reydams signierte Scipioreihe hat den Grafen Antonio Dona della Rose in
Venedig zum Eigentümer, die fünfte schließlich ging 1862 aus dem Nachlaß des letzten
Herzogs von Modena an den Möbelhändler Cattaneo in Mailand über, um schließlich
auf Schloß Kethely in Ungarn zur Ruhe zu kommen. Die Signierung der inzwischen
verschwundenen Bordüren — reiche von Putten getragene Gehänge, Kartuschen und
kriegerische Embleme — nennen Geraert van der Strecken und Everaert Leyniers als
Erzeuger.
Handelt es sich bei der Scipiofolge um eine Wiederholung von Renaissancekartons,
so finden wir in der Kleopatrageschichte eine typisch zeitgenössische Arbeit.
Der Schweizersaal des Quirinais, der acht Teppiche der Scipiofolge birgt, enthält
auch drei Behänge aus der Geschichte Marc Antons und Kleopatras. Sämtliche Wir-
kereien entstammen dem Palaste zu Florenz; die fehlenden fünf Teppiche der Kleo-
patrareihe sind noch jetzt in der Galerie der Uffizien bezw. in der Galleria degli
Arazzi vorhanden. Die Signierungen weisen auf Jan van Leefdael und Geraert van der
Strecken.
Die Bordüre ist mit der des Konstantinbehanges identisch. Eine zweite Reihe be-
sitzt die österreichische Staatssammlung. Sie besteht aus acht Behängen, von denen
fünf den Namen oder die Initialen Jan van Leefdaels tragen, die übrigen drei sind
mit dem G. V. D. S. Meister Geraerts gezeichnet
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Leider macht das Fehlen von Abbildungen die endgültige Klärung unmöglich. Die
Hochzeit der Deidameia und der Tod des Achilles tragen die Brüsseler Marke und die
Signierung G. YAN DER STRECKEN. Der Zorn des Helden und der Kampf mit
Hektor entstammen dem Leefdaelschen Atelier. Eine weitere Wiederholung der
Achillesreihe, gleichfalls aus den Manufakturen Jan van Leefdaels und Geraert van der
Streckens, befindet sich in altadligem spanischen Besitze (148). Vereinzelte Teppiche
der Achillesfolge tauchten in der retrospektiven Ausstellung zu Gent 1913 auf. Achilles'
Streit mit Agamemnon, in der Sammlung des Herrn Fr. Empain, und Hektors Kampf,
Herrn M. Bureau in Antwerpen gehörig, entstammen den Leefdaelschen Ateliers. Der
erstgenannte Teppich ist Meister Wilhelm, der zweite dem Vater zuzuschreiben.
Eine der schönsten Arbeiten, die sich mit den Namen van der Strecken und Leefdael
verknüpfen, ist die Wiederholung der Romanoschen Scipiofolge (Abb. 346) im Schweizer-
saale des Quirinal zu Rom. Es handelt sich insgesamt um acht Teppiche, die sich je zur Hälfte
auf beide Manufakturen verteilen. Die Verwendung von Metallfäden ist äußerst spar-
sam, die Wiedergabe der typischen kraushaarigen Römerköpfe meisterhaft. Die Bor-
düre ist die gleiche wie bei Konstantins Beglückwünschung. Nur selten gibt Meister
Geraert die Umrahmung, für die er begreiflicherweise eine besondere Vorliebe zeigt,
zu gunsten einer neuen Lösung auf. Wir finden eine Wiederholung der Scipioreihe
mit neuer Fassung auf der Brüsseler Ausstellung 1905. Der Wert des von Lord Iveagh
ausgestellten Teppichs mit der bekannten Episode des edelmütigen Römers, der dem
jungen Fürsten Allucius die gefangene Braut zuführt, liegt weniger in der Mitteldar-
stellung, als vielmehr in der reichen Bordüre, die allerdings die Einheitlichkeit und den
großen Zug der Konstantinsumrahmung nicht erreicht (149).
Das von kriegerischen Trophäen umgebene Wappenschild in der Mitte der unteren
Bordüre bringt das Hohheitszeichen des Bestellers der Folge, des Don Luis Francisco
Bonavides Carillo Toledo, Marquis von Fromista und Paracena, des Gouverneurs und
Generalkapitäns der Niederlande (1659—1664). Die Reihe besteht aus sieben mit
Metallfäden durchwirkten Teppichen. Die Signierung bei dem in Brüssel ausgestellten
Stücke ist insofern von Interesse, als sie den Beweis bringt, daß van der Strecken,
wie auch seine übrigen Fachgenossen, Basselissier war. Der Anfangsbuchstaben S er-
scheint als Spiegelbild 2.
Eine dritte Wiederholung der Scipiofolge — fünf' Teppiche — aus den Manufakturen
der van der Strecken, Everaert Leyniers und Wilhelm van Leefdael besitzt die öster-
reichische Staatssammlung aus dem Nachlasse des 1723 verstorbenen Prinzen vonVau-
demont. Die vierte von E. Leyniers, Geraert van der Strecken, Jan van Leefdael und
Heinrich Reydams signierte Scipioreihe hat den Grafen Antonio Dona della Rose in
Venedig zum Eigentümer, die fünfte schließlich ging 1862 aus dem Nachlaß des letzten
Herzogs von Modena an den Möbelhändler Cattaneo in Mailand über, um schließlich
auf Schloß Kethely in Ungarn zur Ruhe zu kommen. Die Signierung der inzwischen
verschwundenen Bordüren — reiche von Putten getragene Gehänge, Kartuschen und
kriegerische Embleme — nennen Geraert van der Strecken und Everaert Leyniers als
Erzeuger.
Handelt es sich bei der Scipiofolge um eine Wiederholung von Renaissancekartons,
so finden wir in der Kleopatrageschichte eine typisch zeitgenössische Arbeit.
Der Schweizersaal des Quirinais, der acht Teppiche der Scipiofolge birgt, enthält
auch drei Behänge aus der Geschichte Marc Antons und Kleopatras. Sämtliche Wir-
kereien entstammen dem Palaste zu Florenz; die fehlenden fünf Teppiche der Kleo-
patrareihe sind noch jetzt in der Galerie der Uffizien bezw. in der Galleria degli
Arazzi vorhanden. Die Signierungen weisen auf Jan van Leefdael und Geraert van der
Strecken.
Die Bordüre ist mit der des Konstantinbehanges identisch. Eine zweite Reihe be-
sitzt die österreichische Staatssammlung. Sie besteht aus acht Behängen, von denen
fünf den Namen oder die Initialen Jan van Leefdaels tragen, die übrigen drei sind
mit dem G. V. D. S. Meister Geraerts gezeichnet
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