Brüssel
Die dritte Wiederholung mit der Bordüre von «Konstantins Beglückwünschung",
von den gleichen Wirkern gefertigt, befindet sich im Metropolitan-Museum in New-
York (ISO).
Es ist kaum anzunehmen, daß in diesen drei Reihen sich die Wiedergabe der außer-
ordentlich malerischen Folge erschöpft. Vereinzelt aufgetauchte Stücke lassen auf min-
destens fünf bis sechs Reproduktionen schließen.
Der Patronenmaler wird nicht näher genannt. In Kaufverhandlungen aus dem siebenten
Jahrzehnte des 17. Säkulums wird des öfteren die Kleopatrafolge erwähnt. Als Patronen-
maler taucht in der Regel Justus van Egmont auf.
Drei prächtige mit Silber durchwirkte Teppiche aus der Meleagersage nach den
Le Brunschen Entwürfen wurden Februar 1889 auf einer Pariser Auktion dem glück-
lichen Bieter für insgesammt 8700 fr. zugeschlagen. Die Bordüre arbeitet mit Waffen-
und Jagdtrophäen und reichem Blumenschmuck.
Andere Serien, wie die Dianafolge, von der ein vereinzeltes Stück 1904 in dem
Nachlasse des Herrn Achille Leclercq erschien (151), erfreuen sich nicht einer so aus-
gesprochenen Beliebtheit, wie die bisher erwähnten Folgen. Die bedeutsame allego-
rische Reihe der weltbeherrschenden Kräfte im Wiener Staatsbesitze, die aus acht
Teppichen besteht, von denen die zwei signierten die Brüsseler Marke und den vollen
Namen GERRAERT (bzw. GERAERT). Y. D. STRECKEN tragen, scheint nur ein
oder zweimal gefertigt zu sein.
Yon besonderem Reize sind die Behänge der Elemente, der Jahres-, Monats- und
Tageszeiten, die zum Teil auf Entwürfe des erzherzoglichen Kammermalers Jan van
den Hoecke zurückgehen. Üppige Bordüren — eine Überfülle köstlichen Frucht- und
Blumenwerks, spielende Putten, reiche Kartuschen — überwuchern das Mittelbild, dessen
allegorische Gestalten das beruhigende, ausgleichende Gegenmoment zu der stark be-
wegten, in Farben schwelgenden Fülle bilden. Typisch für die van der Streckenschen
Teppiche ist die bewußte Gegenüberstellung der reichen Bordüre, die in keiner Weise
mit Farbentönen spart, zu dem vorsichtig abgestimmten Bilde.
Der eingangs erwähnte Konstantinbehang gibt einen guten Begriff dieser neuen Auf-
fassung. Der Patronenmaler arbeitet mit gedämpften Tönen, mit einem mehrfach ge-
gestuften Orange, einem Strohgelb, einem Meergrün, einem eigenartigen Blauweiß,
einem vorsichtig gesetzten Ultramarin; Rot ist ganz vermieden. Ein Ausbleichen liegt
kaum vor; die Farben der Rückseite sind naturgemäß etwas kräftiger, sie bewegen
sich im übrigen in den gleichen Nuancen. Die Bordüren sind dagegen wesentlich
farbenfroher gehalten, nur vereinzelt kommen gedämpfte Tönungen vor; Früchte und
Blumenwerk strahlen in den schönsten goldgelben, grünen, blauen und roten Farben.
Das Bestreben ist unverkennbar, den neuen Raumbegriffen, dem reichgeschnitzten
Paneel, der Wucht der Stuckdecken, dem Glanz des mit farbigen Hölzern eingelegten
Bodens, kurz der schweren, pathetischen Formensprache des Spätbarocks Rechnung
zu tragen.
Die Folgen nach den van den Hoeckeschen Entwürfen arbeiten nach entsprechen-
den Grundsätzen. Die zehn mit Gold, Silber, Seide und Wolle durchwirkten Teppiche
im Besitze der schwedischen Krone wurden 1686 von dem Grafen Niels Bielke für die
Königin Hedwig Eleonore erworben, die sie als Neujahrsgeschenk König Karls XI.
Gattin Ulrike Eleonore wSa Majestö la reine, sa tres honorö et bien-aimee fille" über-
reichen ließ. Die Serie war augenscheinlich bereits in Benutzung gewesen, der ur-
sprüngliche Besteller ist nicht bekannt.
Januar-Februar (Abb. 348), Mai-Juni tragen die Signierung GVILLAM.Y.LEEFDAEL;
März-Aprü: H. REYDAMS; Juli-August: E. LEYNIERS; September-Oktober sowie No-
vember-Dezember: G.Y. D. STREECKEN.
Der Tag ist von Wilhelm von Leefdael, die Nacht (Abb. 347) von Geraert van der
Strecken gezeichnet, die beiden Elemententeppiche nennen Heinrich Reydams und
Everaert Leyniers als Wirker (152).
389
Die dritte Wiederholung mit der Bordüre von «Konstantins Beglückwünschung",
von den gleichen Wirkern gefertigt, befindet sich im Metropolitan-Museum in New-
York (ISO).
Es ist kaum anzunehmen, daß in diesen drei Reihen sich die Wiedergabe der außer-
ordentlich malerischen Folge erschöpft. Vereinzelt aufgetauchte Stücke lassen auf min-
destens fünf bis sechs Reproduktionen schließen.
Der Patronenmaler wird nicht näher genannt. In Kaufverhandlungen aus dem siebenten
Jahrzehnte des 17. Säkulums wird des öfteren die Kleopatrafolge erwähnt. Als Patronen-
maler taucht in der Regel Justus van Egmont auf.
Drei prächtige mit Silber durchwirkte Teppiche aus der Meleagersage nach den
Le Brunschen Entwürfen wurden Februar 1889 auf einer Pariser Auktion dem glück-
lichen Bieter für insgesammt 8700 fr. zugeschlagen. Die Bordüre arbeitet mit Waffen-
und Jagdtrophäen und reichem Blumenschmuck.
Andere Serien, wie die Dianafolge, von der ein vereinzeltes Stück 1904 in dem
Nachlasse des Herrn Achille Leclercq erschien (151), erfreuen sich nicht einer so aus-
gesprochenen Beliebtheit, wie die bisher erwähnten Folgen. Die bedeutsame allego-
rische Reihe der weltbeherrschenden Kräfte im Wiener Staatsbesitze, die aus acht
Teppichen besteht, von denen die zwei signierten die Brüsseler Marke und den vollen
Namen GERRAERT (bzw. GERAERT). Y. D. STRECKEN tragen, scheint nur ein
oder zweimal gefertigt zu sein.
Yon besonderem Reize sind die Behänge der Elemente, der Jahres-, Monats- und
Tageszeiten, die zum Teil auf Entwürfe des erzherzoglichen Kammermalers Jan van
den Hoecke zurückgehen. Üppige Bordüren — eine Überfülle köstlichen Frucht- und
Blumenwerks, spielende Putten, reiche Kartuschen — überwuchern das Mittelbild, dessen
allegorische Gestalten das beruhigende, ausgleichende Gegenmoment zu der stark be-
wegten, in Farben schwelgenden Fülle bilden. Typisch für die van der Streckenschen
Teppiche ist die bewußte Gegenüberstellung der reichen Bordüre, die in keiner Weise
mit Farbentönen spart, zu dem vorsichtig abgestimmten Bilde.
Der eingangs erwähnte Konstantinbehang gibt einen guten Begriff dieser neuen Auf-
fassung. Der Patronenmaler arbeitet mit gedämpften Tönen, mit einem mehrfach ge-
gestuften Orange, einem Strohgelb, einem Meergrün, einem eigenartigen Blauweiß,
einem vorsichtig gesetzten Ultramarin; Rot ist ganz vermieden. Ein Ausbleichen liegt
kaum vor; die Farben der Rückseite sind naturgemäß etwas kräftiger, sie bewegen
sich im übrigen in den gleichen Nuancen. Die Bordüren sind dagegen wesentlich
farbenfroher gehalten, nur vereinzelt kommen gedämpfte Tönungen vor; Früchte und
Blumenwerk strahlen in den schönsten goldgelben, grünen, blauen und roten Farben.
Das Bestreben ist unverkennbar, den neuen Raumbegriffen, dem reichgeschnitzten
Paneel, der Wucht der Stuckdecken, dem Glanz des mit farbigen Hölzern eingelegten
Bodens, kurz der schweren, pathetischen Formensprache des Spätbarocks Rechnung
zu tragen.
Die Folgen nach den van den Hoeckeschen Entwürfen arbeiten nach entsprechen-
den Grundsätzen. Die zehn mit Gold, Silber, Seide und Wolle durchwirkten Teppiche
im Besitze der schwedischen Krone wurden 1686 von dem Grafen Niels Bielke für die
Königin Hedwig Eleonore erworben, die sie als Neujahrsgeschenk König Karls XI.
Gattin Ulrike Eleonore wSa Majestö la reine, sa tres honorö et bien-aimee fille" über-
reichen ließ. Die Serie war augenscheinlich bereits in Benutzung gewesen, der ur-
sprüngliche Besteller ist nicht bekannt.
Januar-Februar (Abb. 348), Mai-Juni tragen die Signierung GVILLAM.Y.LEEFDAEL;
März-Aprü: H. REYDAMS; Juli-August: E. LEYNIERS; September-Oktober sowie No-
vember-Dezember: G.Y. D. STREECKEN.
Der Tag ist von Wilhelm von Leefdael, die Nacht (Abb. 347) von Geraert van der
Strecken gezeichnet, die beiden Elemententeppiche nennen Heinrich Reydams und
Everaert Leyniers als Wirker (152).
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