G e e r a r dsbergen
Geerardsbergen (Grammont),
Die Anfänge der Bildwirkerei reichen bis in den Ausgang des 15. Jahrhunderts zurück.
Der bekannte Antwerpener Händler Kornelius Yan Bomberghen führt u. a. Geerards-
bergener Kissenblätter „cussens fruytwerck Geerstsbergen" auf Lager. Die Durchfüh-
rung des landesherrlichen Erlasses vom November 1540 verursacht Streitigkeiten zwischen
Geerardsbergen und dem benachbarten Oudenaarde. Die Fehde wird im März 1544
vor dem kaiserlichen Rate in Brüssel ausgetragen. Die Darlegungen, die van de
Casteele in den Annales de la Sociöte d'emulation de Bruges (1873) wörtlich wieder-
gibt, beziehen sich im wesentlichen auf die mißbräuchlich benutzte Oudenaarder
Signierung; sie sind auch insofern von Interesse, als unzweideutig hervorgeht, daß die
Geerardsbergener Wirkerkolonie im wesentlichen auf dem platten Lande, weniger in
der Stadt selbst ansässig ist. Die Tatsache macht immerhin das Fehlen entsprechender
Belege in den städtischen Urkunden verständlich. Die «Uittreksels der stadrekeningen
van Geerardsbergen van 1475 tot 1658", die Victor Fris 1912 im Bulletijn der Maats-
schappij van Geschied-en Oudheitskunde te Gent erscheinen ließ, nennen keinen Bild-
wirker des 16. Jahrhunderts. Erst der starke Niedergang der alten Industrie stimmt
die Stadtväter bedenklich. Der Rat knüpft auswärtige Verbindungen an. 1618 trifft
Raphael Plasschaert „meester tapitsier" in Geerardsbergen ein. Die Schöffen genehmigen
einen zwölfjährigen Zuschuß. Meister Raphael verpflichtet sich, als Gegenleistung die
ihm zugeteilten jungen Leute in seiner Kunst zu unterweisen (1). Über den weiteren
Verlauf der Angelegenheit ist nichts näheres bekannt.
Nach der Zahl der in deutschem Besitze noch erhaltenen Geerardsbergener Verdüren
zu urteilen, müssen die Ateliers in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von nennens-
wertem Umfange gewesen sein. Peter Borreman betreibt in den vierziger und fünfziger
Jahren einen ausgedehnten Wirkereibetrieb. Seine Erzeugnisse waren nicht immer
einwandfrei, es schweben längere Verhandlungen über fünf in Antwerpen beschlag-
nahmte Verdüren.
Die Signierung der Erzeugnisse von Grammont ist, wie üblich, dem Stadtwappen
entlehnt; sie zeigt das Kreuz auf drei Stufen. Besonders hochwertige Stücke — es
handelt sich durchgängig um großblättrige Verdüren — besitzt der österreichische
Textilienschatz (Abb. 470). Singvögel hocken auf den stilisierten Blättern der großen
Kardendistel, blühende Blumen beleben das Bild. Die Bordüre schlingt Fruchtgehänge
um ein mit Bändern und Maskarons verbrämtes architektonisches Gerippe. Den gleichen
Charakter verrät der einfachere, gleichfalls signierte Behang im Hamburger Kunst-
gewerbemuseum (Abb. 471). Die Bordüre zeigt stark Brüsseler Einschlag. Aus Vasen
wächst das blühende Bunt, Fruchtgehänge fassen den unteren und oberen Rahmen.
501
Geerardsbergen (Grammont),
Die Anfänge der Bildwirkerei reichen bis in den Ausgang des 15. Jahrhunderts zurück.
Der bekannte Antwerpener Händler Kornelius Yan Bomberghen führt u. a. Geerards-
bergener Kissenblätter „cussens fruytwerck Geerstsbergen" auf Lager. Die Durchfüh-
rung des landesherrlichen Erlasses vom November 1540 verursacht Streitigkeiten zwischen
Geerardsbergen und dem benachbarten Oudenaarde. Die Fehde wird im März 1544
vor dem kaiserlichen Rate in Brüssel ausgetragen. Die Darlegungen, die van de
Casteele in den Annales de la Sociöte d'emulation de Bruges (1873) wörtlich wieder-
gibt, beziehen sich im wesentlichen auf die mißbräuchlich benutzte Oudenaarder
Signierung; sie sind auch insofern von Interesse, als unzweideutig hervorgeht, daß die
Geerardsbergener Wirkerkolonie im wesentlichen auf dem platten Lande, weniger in
der Stadt selbst ansässig ist. Die Tatsache macht immerhin das Fehlen entsprechender
Belege in den städtischen Urkunden verständlich. Die «Uittreksels der stadrekeningen
van Geerardsbergen van 1475 tot 1658", die Victor Fris 1912 im Bulletijn der Maats-
schappij van Geschied-en Oudheitskunde te Gent erscheinen ließ, nennen keinen Bild-
wirker des 16. Jahrhunderts. Erst der starke Niedergang der alten Industrie stimmt
die Stadtväter bedenklich. Der Rat knüpft auswärtige Verbindungen an. 1618 trifft
Raphael Plasschaert „meester tapitsier" in Geerardsbergen ein. Die Schöffen genehmigen
einen zwölfjährigen Zuschuß. Meister Raphael verpflichtet sich, als Gegenleistung die
ihm zugeteilten jungen Leute in seiner Kunst zu unterweisen (1). Über den weiteren
Verlauf der Angelegenheit ist nichts näheres bekannt.
Nach der Zahl der in deutschem Besitze noch erhaltenen Geerardsbergener Verdüren
zu urteilen, müssen die Ateliers in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von nennens-
wertem Umfange gewesen sein. Peter Borreman betreibt in den vierziger und fünfziger
Jahren einen ausgedehnten Wirkereibetrieb. Seine Erzeugnisse waren nicht immer
einwandfrei, es schweben längere Verhandlungen über fünf in Antwerpen beschlag-
nahmte Verdüren.
Die Signierung der Erzeugnisse von Grammont ist, wie üblich, dem Stadtwappen
entlehnt; sie zeigt das Kreuz auf drei Stufen. Besonders hochwertige Stücke — es
handelt sich durchgängig um großblättrige Verdüren — besitzt der österreichische
Textilienschatz (Abb. 470). Singvögel hocken auf den stilisierten Blättern der großen
Kardendistel, blühende Blumen beleben das Bild. Die Bordüre schlingt Fruchtgehänge
um ein mit Bändern und Maskarons verbrämtes architektonisches Gerippe. Den gleichen
Charakter verrät der einfachere, gleichfalls signierte Behang im Hamburger Kunst-
gewerbemuseum (Abb. 471). Die Bordüre zeigt stark Brüsseler Einschlag. Aus Vasen
wächst das blühende Bunt, Fruchtgehänge fassen den unteren und oberen Rahmen.
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