Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Amsterdam,

Schoonkoven

den nötigen „canifas" zur Hinterfütterung des Teppichs. 1589 wird Simays als
Bürger von Middelburg genannt. In den Amsterdamer Stadtrechnungen erscheint
der Wirker 1602 mit den üblichen Kissenlieferungen; insgesamt handelt es sich um
18 Blätter zum Preise von 92 fl. 8 st.

Am 17. November 1606 bezieht Meister Goossaert von den Generalstaaten den nam-
haften Betrag von 3100 <£ für die „Historie van Alexander Magnus"; die Reihe geht
als diplomatisches Geschenk nach Frankreich. Als Wohnort Simays wird Amstelredam
genannt. Es ist nicht ersichtlich, ob es sich um eine eingehandelte auswärtige Folge
oder um einheimische Arbeit handelt. Im übrigen steht Simays bereits seit längerer
Zeit mit den zeeländischen und holländischen Staatsbehörden in reger geschäftlicher
Fühlung. Er stellt in den letzten Jahren des 16. Säkulums mehrfach Behänge zur Ver-
fügung (4). 1610 leiht Gobaert Simon (!) Wirkteppiche in größerem Umfange nach
dem Haag „omme t'hangen in de camer van het logement van de heeren die ter
dachvaert reysen." Von 1612 bis 1624 finden wir Meister Dirck als Lieferant gewirkter
Tischteppiche und zahlreicher Kissenblätter (5).

Am 4. November 1616 verpflichtet sich Dirck Semey gegenüber dem Amsterdamer
Händler Nicolaes du Gardyn zur Anfertigung einer 225 Quadratellen fassenden Ge-
schichte «van Antonius ende Cleopatra". Die Einzelbestimmungen sind recht weit-
gehend. Der Auftraggeber verlangt gut durchgeführte Kartons „van een goet ende
cunstich meester geteykent", gleichmäßig und exakt gelegtes Gewirk, „alles vast ende
goet werck en de wel dicht geweven", sowie den neuesten Erfahrungen entsprechend
eingefärbte Wollen und Seiden. Für die karmoisinroten Töne ist Kochenille vor-
geschrieben, ganz besondere Beachtung ist der „escarlate off scharlaeken" Farbe zu
widmen. Der Einheitspreis wird entsprechend hoch mit 30 Gulden normiert, die
Anlieferungsfrist auf 1 Jahr 3 Monate festgesetzt und dem Meister ein Vorschuß von
2400 Gulden gewährt (6).

1630 tritt der Goudaer Wirker David Russelaer, der augenscheinlich auch in Amster-
dam eine Filiale unterhält, in Erscheinung. Er bezieht den Betrag von 425 Gulden; es
handelt sich um „Cussens" und eine Tischwirkerei. Der Amsterdamer Magistrat steht
auch weiterhin mit den führenden Goudaer Manufakturen in reger Verbindung; 1658
arbeit Jan Janss Segers für die Sitzungssäle 41 Kissenblätter zum Einheitspreise von
13 Gulden.

Die führende Rolle der Firma Simays geht in den dreißiger Jahren des 17. Jahr-
hunderts an die Manufaktur des Joris Nauwynck (Nauwincx) über. Der Meister ist
bereits vor 1619 in Amsterdam ansässig. Er verheiratet sich 1619 in erster Ehe
— Joris war 34 Jahre alt — mit Constantia van Hoven. Seine Manufaktur ist in
der Calverstraet gelegen. Meister Joris ist — ähnlich wie der Delfter Spierincx —
vielfach für das Ausland tätig. Er liefert 1634 für das Gottorfer Schloß (Holstein)
zunächst drei nicht näher benannte Wirkereien zum Preise von 185 Reichstalern.
Die Vergütung für die 1636 fertiggestellten 18 Wandteppiche beläuft sich auf nicht
weniger als 1835 Reichstaler, die am 4. Oktober des gleichen Jahres zur Aus-
zahlung gelangen (7). Den Vermittler spielt Marten van Bocholdt, der Schwager des
an der van Manderschen Manufaktur mitbeteiligten Snouckaert van Schrapplau. Van
Bocholt, von Beruf Seidenfärber und Händler in Tuchen und vergoldetem Leder,
führte vor seiner Übersiedelung nach Friedrichstadt in Holstein die Verwaltung des
verlotterten Delfter Ateliers; er war zweifelsohne ein Mann, der einen scharfen
Blick für die Güte und Beschaffenheit von Wirkteppichen besaß. 1633/34 findet sich
der Name Meisters Joris in den Rechnungsbelegen der Stadtkämmerei zu Utrecht.
Nauwinck bezieht 45 Gulden für die leihweise Hergabe von Behängen „waer mede
d Illustre Schoole ten tyde van de Inauguratie verciert is gewest".

Wie lange die Nauwincksche Manufaktur in Amsterdam bestand, entzieht sich zu-
nächst meiner Kenntnis; der Meister verheiratet sich 1633 zum zweiten Male mit
Marijke van Wynbergen.

531
 
Annotationen