Amsterdam
Schoonhoven
Am 26. Juli 1650 erwirbt Jan van Hagen von dem Amsterdamer Wirker und Händler
Pieter de Cracht die Folge des Decius Mus nach Rubens — 9 Behänge mit insgesamt
358 Quadratellen — zum Einheitspreise von 10 Gulden 8 Stuivers; ferner die „Historie
van Ephigenia ende Orestes" — 8 Wirkereien, 2707a Quadratellen, zu 10 f. die Elle —;
eine Geschichte «van Celadon ende Astria" — 6 Stück, 200 Quadratellen, 8 f. 10 st.
Einheitspreis —; schließlich verschiedene Verdüren und Tierstücke zu 7 f. 18 st. bzw.
4 f. 5 st. die Quadratelle (8).
Pieter de Cracht (Graecht), „tapissier", steht bereits im voraufgegangenen Jahre mit
den Stockholmer Händlern Aernout und Jan van Hagen in geschäftlicher Verbindung.
Am 22. Juni 1649 liefert der Meister nicht weniger als sechs vollständige Wandteppich-
folgen. Die „Historie van Marcus Antonius en de Cleopatra" umfaßt 2827s Quadrat-
ellen; die Höhe beträgt einheitlich 67s Ellen, die Längen der acht Behänge 8, 7, 65/i6>
63/i6> 53/i6, 5, 45/i6) 43/i6 Ellen, der Einheitspreis wird mit 9. f. 10 st. normiert. Die Ge-
schichte von Paris und Helena, gleichfalls acht Teppiche — 8, 7, 61/16, 67s? ^7ie, 5, 4,
4 Ellen lang, 51/8 Ellen hoch — erscheint mit 8 Gulden im Ansätze; de Cracht quittiert
für 232 Quadratellen mit f. 1856. Etwa die gleichen Abmessungen nennt die Esther-
geschichte (2307s Quadratellen, 57s Ellen hoch, 8,7,6,6,5,5,4,4 Ellen lang), die allerdings
wesentlich niedriger — 4 gld. 10 st. — bewertet wird. Als Wiederholung erscheinen
die ulandschappen mit een historie daerin gemaeckt van Geladon (Celadon) en de Asria
(Asträa)"; die sechs Behänge messen diesmal nur 1857* Quadratellen (51/8 Ellen hoch,
8, 7, 6, 6, 5, 474 Ellen lang), der Einheitspreis ist mit 8 Gulden 10 Stuivers der gleiche.
Verhältnismäßig teuer stellt sich die «camer fyne landschappen sonder (ohne) historien
alleenlyck maar met vevogelte (Vögel) ende bestjens (Tieren)", deren sieben Teppiche
(8, 7, 61/*, 6, 5, 472, 478 Ellen lang, 578 Ellen hoch, 20978 Quadratellen Inhalt) gleich-
falls mit 8 Gulden 10 Stuivers normiert werden. „Een grove camer van ses stukken
landschappen met groote vechtende gedierte lanck 8, 7, 6, 6, 5, 4 eil inhoudende
1841/2 eil tot vier gld. 5 st. d'el" schließt den Reigen. Die Gesamtvergütung beläuft
sich auf nicht weniger als 9719 Gulden 17 Stuivers (9). Der Gedanke liegt nahe, die
Mehrzahl der aufgeführten Folgen als Handelsware, nicht als Erzeugnis des Crachtschen
Ateliers zu bewerten; die ständige Wiederholung ein und derselben Reihe schließt die
Annahme aus. Bereits am 20. Juni 1648 liefert der Meister an Friedrich Wilhelm von
Brandenburg, den Großen Kurfürsten, die aus acht Behängen zusammengestellte Ge-
schichte der Iphigenia und des Orestes. Der Inhalt bleibt mit 271 Quadratellen ziemlich
der gleiche, der Einheitspreis wird für seine „Ceurvorstelicke Doorluchtigheyt" etwas
in die Höhe geschraubt (11 gld. 10 st.). Auch die „feinen Landschaften" mit der rühr-
samen Historie Celadons und Asträas finden wir wieder. Es kommen diesmal nur fünf
Behänge — 8, 77s, 6, 5, 4 Ellen lang, 578 Ellen hoch — zum Normpreise von 10 gld.
5 st, gegenüber 8 gld. 10 st., zur Ablieferung. Eine „fyne" Landschaftsfolge — sieben
Behänge mit 1965/8 Quadratellen — schließt mit einem Ansätze von 10 Gulden 5 Stuivers
den Auftrag.
Der Mittelsmann, ein Rentmeister Konrad Mol, scheint nicht sonderlich geschickt im
Einkaufe verfahren zu sein, oder sollten seine Provisionssätze sich allzu stark bemerkbar
machen? Jedenfalls läßt er sich vorsichtshalber eine notarielle Beglaubigung des Kauf-
preises ausfertigen (10).
Es liegt die Vermutung nahe, daß die eine oder andere Folge, die nach Stockholm
abwanderte, in den schwedischen Kronbesitz überging. Dr. John Böttiger bringt ein-
gehendere Angaben (11). Unter den dem Hofe von Johan van Hagen in der Zeit von
1655 bis 1660 gelieferten Folgen finden sich die beiden Celadonserien, die Reihe der
Iphigenia, die Landschaften mit den kämpfenden Tieren, die Historie des Publius
Manlius Torquatus, eine Landschaftsreihe mit Herren und Damen, die Legende des
Porsenna, eine Wandteppichserie mit Jagdmotiven und die Geschichte des Äneas. Die
letztere Reihe wird mehrfach in Brüssel aufs Gezeug gelegt. Trotzdem scheint die noch
erhaltene unsignierte Dido und Äneasfolge — die übrigen Teppiche fielen der Zeit und der
allzu ausgeprägten Schenkfreudigkeit der Königin Christine zum Opfer — dem Atelier
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Schoonhoven
Am 26. Juli 1650 erwirbt Jan van Hagen von dem Amsterdamer Wirker und Händler
Pieter de Cracht die Folge des Decius Mus nach Rubens — 9 Behänge mit insgesamt
358 Quadratellen — zum Einheitspreise von 10 Gulden 8 Stuivers; ferner die „Historie
van Ephigenia ende Orestes" — 8 Wirkereien, 2707a Quadratellen, zu 10 f. die Elle —;
eine Geschichte «van Celadon ende Astria" — 6 Stück, 200 Quadratellen, 8 f. 10 st.
Einheitspreis —; schließlich verschiedene Verdüren und Tierstücke zu 7 f. 18 st. bzw.
4 f. 5 st. die Quadratelle (8).
Pieter de Cracht (Graecht), „tapissier", steht bereits im voraufgegangenen Jahre mit
den Stockholmer Händlern Aernout und Jan van Hagen in geschäftlicher Verbindung.
Am 22. Juni 1649 liefert der Meister nicht weniger als sechs vollständige Wandteppich-
folgen. Die „Historie van Marcus Antonius en de Cleopatra" umfaßt 2827s Quadrat-
ellen; die Höhe beträgt einheitlich 67s Ellen, die Längen der acht Behänge 8, 7, 65/i6>
63/i6> 53/i6, 5, 45/i6) 43/i6 Ellen, der Einheitspreis wird mit 9. f. 10 st. normiert. Die Ge-
schichte von Paris und Helena, gleichfalls acht Teppiche — 8, 7, 61/16, 67s? ^7ie, 5, 4,
4 Ellen lang, 51/8 Ellen hoch — erscheint mit 8 Gulden im Ansätze; de Cracht quittiert
für 232 Quadratellen mit f. 1856. Etwa die gleichen Abmessungen nennt die Esther-
geschichte (2307s Quadratellen, 57s Ellen hoch, 8,7,6,6,5,5,4,4 Ellen lang), die allerdings
wesentlich niedriger — 4 gld. 10 st. — bewertet wird. Als Wiederholung erscheinen
die ulandschappen mit een historie daerin gemaeckt van Geladon (Celadon) en de Asria
(Asträa)"; die sechs Behänge messen diesmal nur 1857* Quadratellen (51/8 Ellen hoch,
8, 7, 6, 6, 5, 474 Ellen lang), der Einheitspreis ist mit 8 Gulden 10 Stuivers der gleiche.
Verhältnismäßig teuer stellt sich die «camer fyne landschappen sonder (ohne) historien
alleenlyck maar met vevogelte (Vögel) ende bestjens (Tieren)", deren sieben Teppiche
(8, 7, 61/*, 6, 5, 472, 478 Ellen lang, 578 Ellen hoch, 20978 Quadratellen Inhalt) gleich-
falls mit 8 Gulden 10 Stuivers normiert werden. „Een grove camer van ses stukken
landschappen met groote vechtende gedierte lanck 8, 7, 6, 6, 5, 4 eil inhoudende
1841/2 eil tot vier gld. 5 st. d'el" schließt den Reigen. Die Gesamtvergütung beläuft
sich auf nicht weniger als 9719 Gulden 17 Stuivers (9). Der Gedanke liegt nahe, die
Mehrzahl der aufgeführten Folgen als Handelsware, nicht als Erzeugnis des Crachtschen
Ateliers zu bewerten; die ständige Wiederholung ein und derselben Reihe schließt die
Annahme aus. Bereits am 20. Juni 1648 liefert der Meister an Friedrich Wilhelm von
Brandenburg, den Großen Kurfürsten, die aus acht Behängen zusammengestellte Ge-
schichte der Iphigenia und des Orestes. Der Inhalt bleibt mit 271 Quadratellen ziemlich
der gleiche, der Einheitspreis wird für seine „Ceurvorstelicke Doorluchtigheyt" etwas
in die Höhe geschraubt (11 gld. 10 st.). Auch die „feinen Landschaften" mit der rühr-
samen Historie Celadons und Asträas finden wir wieder. Es kommen diesmal nur fünf
Behänge — 8, 77s, 6, 5, 4 Ellen lang, 578 Ellen hoch — zum Normpreise von 10 gld.
5 st, gegenüber 8 gld. 10 st., zur Ablieferung. Eine „fyne" Landschaftsfolge — sieben
Behänge mit 1965/8 Quadratellen — schließt mit einem Ansätze von 10 Gulden 5 Stuivers
den Auftrag.
Der Mittelsmann, ein Rentmeister Konrad Mol, scheint nicht sonderlich geschickt im
Einkaufe verfahren zu sein, oder sollten seine Provisionssätze sich allzu stark bemerkbar
machen? Jedenfalls läßt er sich vorsichtshalber eine notarielle Beglaubigung des Kauf-
preises ausfertigen (10).
Es liegt die Vermutung nahe, daß die eine oder andere Folge, die nach Stockholm
abwanderte, in den schwedischen Kronbesitz überging. Dr. John Böttiger bringt ein-
gehendere Angaben (11). Unter den dem Hofe von Johan van Hagen in der Zeit von
1655 bis 1660 gelieferten Folgen finden sich die beiden Celadonserien, die Reihe der
Iphigenia, die Landschaften mit den kämpfenden Tieren, die Historie des Publius
Manlius Torquatus, eine Landschaftsreihe mit Herren und Damen, die Legende des
Porsenna, eine Wandteppichserie mit Jagdmotiven und die Geschichte des Äneas. Die
letztere Reihe wird mehrfach in Brüssel aufs Gezeug gelegt. Trotzdem scheint die noch
erhaltene unsignierte Dido und Äneasfolge — die übrigen Teppiche fielen der Zeit und der
allzu ausgeprägten Schenkfreudigkeit der Königin Christine zum Opfer — dem Atelier
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