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aus dem 15. Jahrhundert stammen. Die zweite könnte, da keine Angaben über ihr Alter gemacht
werden, in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts einzuordnen sein, wenn es sich bei den Darstellun-
gen um getriebene Rundmedaillons handelt. Denn bekanntlich schmückte der Freiburger
Goldschmied Meister Johannes häufig die von ihm geschaffenen Kultgeräte am Fuß mit ähnlichen
Reliefs60. Von der dritten Silbermonstranz heißt es: „stot im tabernacel unser frau in der sunen,
vergült“. Es war sicher eine Turmmonstranz wie die anderen auch, in deren gotischem Gesprenge
oberhalb des Aussetzungsfensters das gegossene, vergoldete Silberbild der Muttergottes vor
einer Strahlenmandorla stand. 1565 waren nur noch sechs Monstranzen vorhanden, darunter die
zuletzt genannte: „Item ein silberine monstrantz mit einer vergulten unser frawen“. Ein zusätz-
licher Eintrag von 1485 im ersten Inventar berichtet noch von einer „großen herrlichen“ Mon-
stranz: „stot oben im tabernakel unser frau in der sun“ und „hat gemacht maister Ulrich Vetter,
goldschmid ... da man zalt 1485 iar uf unser üben frauen tag als sie zu himel für“. Zu ihrer Her-
stellung hatte man das alte silberne Kopfreliquiar des Lambertus eingeschmolzen. Zwischen den
Kriegen, am Anfang des 18. Jahrhunderts, gab es nur noch zwei Monstranzen im Münster. Eine
große Strahlenmonstranz hatten die Pfleger 1700 bei dem Augsburger Goldschmied Johannes
Zeckel bestellt (Nr. 34). Die zweite ist wahrscheinlich die gotische Turmmonstranz, die der
Freiburger Goldschmied Lienhart Bur 1528 schuf, von der leider heute nur noch der zügig und
elegant getriebene Vierpaßfuß unverändert erhalten ist, während ihr Aufbau 1888 nach spät-
gotischem Vorbild von dem Freiburger Wilhelm Fernstem erneuert wurde61. Dies geht aller-
dings nicht aus dem Inventar von 1725 mit Sicherheit hervor, da dort nur von einer „silber
vergult Monstranz“ gesprochen wird, ohne daß sie näher beschrieben ist. Nur der ihr anhängende
kostbare Schmuck wird im einzelnen aufgefuhrt; so eine große goldene Kette, ein Pfennig von
Gold, zwei ganz goldene und acht silbervergoldete Zeichen (Medaillen), ein Kleinod mit
Smaragden, eine kleine goldene Kette mit einem Kreuz von Rubinen und Perlen, ein Schmuck
von Hyazinth und eine mit Hyanzinthen vermischte Perlenschnur62.

Zahlreiche Reliquiare zeugen von einer innigen Heiligenverehrung. Diese, meist Arbeiten der
Silberschmiede, umschlossen den Partikel eines Heiligen oder etwas, das unmittelbar an ihn
erinnerte. Genannt werden im ältesten Inventar zunächst „zwei cleni monstranzli silbri, darinne
heltum ist“, also zwei silbervergoldete, turmförmige Ostensorien, in deren Schaugefäß die
Reliquie zu sehen war. Eines dieser frühen Turmreliquiare, die sogenannte „Bitt“, mit der man
an Sonn- und Festtagen im Münster sammelte, ist glücklicherweise noch erhalten (Nr. 4). Ein
größeres, sehr ähnliches Ostensorium mit einem „eckriten“, also eckig geschliffenen Bergkristall,
enthielt als Reliquie „sangwis miraculosus“ (kostbares Blut) und war oben von einer Engels-
figur gekrönt.

Im Jahre 1468 schuf im Aufträge der Münsterpfleger Junker Hans Ulrich Meyer, Nies Clewin
von Augsburg, Michel Mittag und des Schaffners Hans Heininger ein nicht genannter Freiburger
Goldschmied einen silbernen Reliquienschrein. Im Inventar wird er beschrieben als „ein grossen

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