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heißt: „Ein Grosse unser fraw uff einem Sessell Ist vbersilbert vnnd Zum theil vberguldet . .
Maria, thronend im Sessel, hielt das Kind in ihrem Schoß, wie dies uns von anderen, ähnlichen
Kultbildern des hohen Mittelalters bekannt ist54. Der holzgeschnitzte Kern der Figur war mit
silbernen und zum Teil vergoldeten Platten überzogen. Wäre die Plastik im 15. Jahrhundert ent-
standen, dann hätten die Pfleger dies sicher vermerkt. Da aber kein Datum angegeben wird, darf
man schon aufgrund der Darstellung auf ein hohes Alter der Figur schließen.

Noch 1565 hängen die genannten Rosenkränze an dem Bild; ein weiterer aus Jaspis ist hinzu-
gekommen. Außerdem zieren die Statue eine goldene Perlenkette und ein rotseidener Gürtel,
den die Witwe des Freiburger Patriziers Peter Sprung 1520 dem Kustos übergab, damit er
„hangt an unser frou“55. Der Schmuck am Hals des Kindes ist durch ein „Sülberin Thürmlin
mitt vbergulden schellelins“ bereichert. Das wertvolle, alte Silberbild war 1565 im „gewelb“
unter der Mensa des neuen Hochaltars verwahrt und wurde wahrscheinlich nur an hohen Fest-
tagen zur Verehrung aufgestellt und bei den Prozessionen mitgeführt. Noch 1650 muß die Figur
vorhanden gewesen sein, denn anno 1648 schenkte Catharina Bleyen nach der Belagerung
„Unsrer Lieben Frauen“ eine Perlenkette mit einem kristallen Kreuz, „so das Kindlein in
Händen“56 hat. Die letzte Stiftung an das Kultbild machte 1650 Frau Margaretha Rhcitterin, die
einen weißen „doppeltaffeten rock unser lieben frauen bild wie auch dem kindlin für sich und
ir man und kinder“ verehrte57. Dies ist die letzte Erwähnung des Frauenbildes, das wenig
später 1672/73 durch eine silbergetriebene, stehende Muttergottes ersetzt wurde (Nr. 33).

Sieben eucharistische Monstranzen sind im Inventar 1483 aufgenommen. Die größte, mit
einem „kostenlichen barillen“ gezierte Monstranz, „do man uf unsern hergotztag daz sacrament
inne treit“, die also für die Fronleichnamsprozession bestimmt war, wog rund 7 Pfund an Silber
und war 1419 zum Preis von 31 Gulden und 4 Batzen Pfennig gekauft worden. Schon einige
Jahre später hingen an ihr vier „guldinen ringen“ und Edelsteine. Diese Votivgaben waren zu
Anfang des 16. Jahrhunderts dem Münsterschaffner übergeben, der sie im Aufträge der Stifter an
die Monstranz hing. Diese Stiftungen sind nicht im Nachtrag des alten Inventars vermerkt,
woraus ersichtlich ist, daß diese nur gelegentlich dort vom Schaffner eingetragen wurden. Die
früheste Erwähnung eines Ringes, der an die Monstranz kam, findet sich im Jahre 1583. Damals
schenkte die Witwe Veronika Bleibissrin „Unser Lieben Frauen Bau ein ganz guldinen ring mit
einem jaspis, hanget an der monstranz“58. Da sie außerdem der Kirche noch einen silbergefaßten
Kristallpokal verehrte, den man am Gründonnerstag zur Austeilung des geweihten Weines an
die Gläubigen benutzen sollte, erbat sie sich hierfür ein Begräbnis samt einem Grabstein. 1622 gab
der ehrwürdige Herr Matthias Buob „ein ganz guldin kleinat an die munstranz“ als Entgelt für
sein Begräbnis59. Noch drei weitere Monstranzen werden 1483 näher beschrieben. Zwei von
ihnen zeigen am Fuß vergoldete Silberreliefs; die eine die vier Evangelisten und ein Kruzifix, die
andere drei Darstellungen aus dem Marienleben, die Heimsuchung, Geburt und Beschneidung
Christi. Da bei der ersten noch die Ausgaben in Höhe von 15 Gulden genannt werden, wird sie

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