Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Christallen“ und ein weiteres „Allt Serchlin mit Silber vberzogen“. Sie hatten wahrscheinlich
Kasten- oder Hausschreinform.

Außer zwei silbernen Kreuzreliquiaren sind zwei silbergetriebene „Arme“ eingetragen, die
Reliquien des hl. Bartholomäus und des hl. Laurentius enthielten. Den Silberarm des hl. Bar-
tholomäus hatten die Pfleger 1479 arbeiten lassen. Er ruhte auf einem kupfervergoldeten Fuß
und war mit gefaßten Edelsteinen geschmückt. Damals trug die Hand einen goldenen Ring.
Älter muß der Laurentiusarm sein, da kein Datum genannt wird. Drei Ringe schmückten seine
Hand. 1565 werden diese beiden Armreliquiare nicht voneinander geschieden, sondern es wird
nur allgemein gesagt: „vnnd hatt die recht Hand vier güldene Ring, der ein Ring mitt dem
Amatyst ist nitt vorhanden gesein“. Die linke Hand ist noch reicher geziert. Sie trägt ,,I guldin
Ring mit einem amatist, Zwey güldene Ringlin mit einem Türkhis, Rubinlin und demantlin“66.
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts, in der Zeit nach zwei furchtbaren Kriegen, fehlen sowohl die
Ringe als auch der gefaßte Steinschmuck, der durch „falsche staine“ ersetzt ist.

Zwei ziborienartige Nußschalen-Reliquiare, die am Ende des Mittelalters schon aufgezeichnet
sind, werden 1565 erstmals genauer beschrieben als „Zwey Indianisch Nuss mit silber beschla-
gen und übergüllt“. Das eine enthielt Reliquien, die in einem „trog“ hinter dem Hochaltar
am Ende des 15. Jahrhunderts gefunden worden waren, das andere solche, die „kam ab der
bürg“, die also früher in einer der beiden Kapellen in der Burg über der Stadt verwahrt worden
sind. Den Abschluß in der Reihe der Reliquiare bildet die Büste des hl. Lambertus: „sant
Lamprechts haupt in silber gefasst, kom ab der bürg.“ Dieses silbergetriebene Kopfreliquiar
des 12. Jahrhunderts wurde 1485 eingeschmolzen und das daraus gewonnene Silber dem Gold-
schmied Ulrich Vetter zur Anfertigung der obenerwähnten neuen Monstranz übergeben. Erst
1514 faßte man die Reliquie in ein silbernes Brustbild, das der Goldschmied Peter Sachs im
Aufträge der Münsterpfleger trieb. In der Mitte des 16. Jahrhunderts hingen an diesem Reli-
quiar ein goldener Diamantring und ein Paternoster aus Korallen. Die echten Steine, die die
Büste des Heiligen einst schmückten, waren zu Anfang des 18. Jahrhunderts durch farbige
Glasflüsse ersetzt (Nr. 14).

Während des Jahres ruhten diese Heiltümer in der Schatzkammer. Sie wurden nur bei den
Prozessionen mitgeführt und an wenigen Tagen, so an Neujahr, Dreikönig und Mariä Licht-
meß, dem Volk zur Verehrung auf dem Johannesaltar in der Vierung vor dem Lettner auf-
gestellt. Die Sigristen waren z. B. an Neujahr gehalten, „auch nach der Complet am abend
Stühlen vor Sant Johannes Altar, daß man Unserer Lieben Frawen das Gutjahr sammle, und soll
das Heilthum den ganzen Tag da stehen biß nach der Complet“67.

Von diesen spätmittelalterlichen Reliquiaren sind zu Anfang des 18. Jahrhunderts nur noch
einige vorhanden, so die Büste des hl. Lambertus; der „Vier-Lehrer-Schrein“, jetzt „Lambertus-
sarg“ genannt; das turmförmige Ostensorium „die Bitt“ und die beiden silbergetriebenen
Armreliquiare. Hinzugekommen waren im Laufe der Zeit „dry bahr Vergulte gefäß mit heil-

26
 
Annotationen