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thumb“, zwei „Heiligthumer-Gefäß“ aus schwarz gebeiztem Holz und vergoldetem Schmuck
und im Jahre 1651 die Silberbüste des hl. Alexander und ein kleiner, mit Glasscheiben ab-
geschlossener Schrein, dessen Holzwerk mit aufgenagelten, getriebenen Silberblechen belegt
war und der oben das Bild des hl. Alexanders zeigte68.

Bei der großen Zahl von Altären, die 1483 im Münster standen, erwartete man, wie die Vor-
schrift es gebietet, daß jeder Altar mit einem Standkreuz versehen ist. Wahrscheinlich waren
diese Kreuze aus einem weniger edlen Metall oder aus Holz gearbeitet und daher nicht wertvoll
genug, um in das Inventar aufgenommen zu werden. Denn hier sind nur fünf Kreuze ein-
getragen, so ein kupfervergoldetes Kreuz, ein goldenes Kreuz auf Holz geschlagen, ein silbernes
Kreuz, weiter ein Kreuzchen, das man in der Fronleichnamsprozession brauchte, das aber kurz
darnach „zu anderer Gezierd verwandt“, d. h. zur Herstellung eines anderen Kultgerätes ein-
geschmolzen wurde. Ein silbernes „barillen cruzli“ mit einem kupfernen Fuß ist das letzte in
dieser Reihe. Eines von ihnen benutzten die Sigristen zum „Bestreichen“ des Volkes am Sams-
tag nach dem „Salve“ und an den Abenden vor den Festtagen. Sie erhielten dafür 2 Pfennig
aus der „Bitt“69. 1565 war es ein Silberkreuz, das sie dem Volk zur Verehrung reichten; 1725
„Ein braun hölzernes Creutz mit silber beschlagen, und stainen besetzt, so Mann am samstag
zu Küßen gibt“. In der Barockzeit tauchen in den Inventaren mehrere neue Kreuze auf. Das
bemerkenswerteste ist ein großes, aus Bergkristallen bestehendes Altarkreuz mit einem silbernen
Kruzifixus, das die Witwe des Balierers Johann Georg Mösch 1632 zusammen mit vier Kristall-
leuchtern dem Münster schenkte (Nr. 29). Aus dem 17. Jahrhundert stammen die fünf Kristall-
kreuze, die heute auf Altären der Chorkapellen stehen.

Nach der Aufzählung von drei silbernen Rauchfässern, 1453 und 1461 erworben, werden im
Inventar von 1483 nur elf Kelche summarisch angeführt, dabei aber ausdrücklich erwähnt,
daß diese zur Zeit der Sakristan unter der Hand hat, „aber unser fraue hat mer kelch die man
den sacristen nit überantwort hat“. Die nicht in Gebrauch befindlichen verwahrte der Schaffner
in der Custorie. So wird auch nichts über das Aussehen und die Stifter dieser Geräte gesagt.
80 Jahre später befanden sich in der Sakristei 18 Kelche; 1725 werden dagegen insgesamt 34
genannt, von denen allein 20 „zum ordinari gebrauch“ dienten. Darunter sind auch mehrere
aus spätgotischer Zeit, so der Kelch, den der Erzherzog Sigismund 1480 verehrte (Nr. 9), der
Peter-Sprung-Kelch (Nr. 12) und acht weitere, die „theilß mit wappen“ geschmückt sind.
Silberne Altarleuchter sind merkwürdigerweise selten. So besaß das Münster in spätgotischer
Zeit nur zwei silberne Lichtstöcke, die von den „chorschuler zu den hochziten (ge) tragen“
wurden. Dies waren die Meßdiener, die an den hohen Festtagen die Leuchter hielten und dafür
vom Pfarrherrn zur Belohnung zwei Pfennig bekamen70. Für 20 „messe lichtstock“, die wohl
aus Zinn oder Gelbguß bestanden, trugen die Sigristen die Verantwortung, während der „Bru-
der vorm Heiligen Kreuz“ auf die beiden Leuchter in „unser frauen korli“ zu achten hatte.
Schon 1565 besitzt Unsrer Lieben Frauen Bau „zwen silberin lichtstöck rnitt Christallen“ als

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