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Frau einen grünen Wandbehang mit Panthern, Löwen und wilden Männern, der aufgrund der
Darstellung der Mitte des 15. Jahrhunderts zugeschrieben werden kann78. Jacob Heimcnhoffer,
der Stifter einer Chorkapelle, vermachte dem Bau Unsrer Lieben Frau 1513 mehrere „heid-
nisch Werktücher“, darunter „ein grene banksergen mit pantertieren und mit bernen“79.
Konrad Stürtzel und sein Bruder Maximilian „begabten“ das Münster zu Allerheiligen 1515
mit fünf „heidnische tiecher, vieren von bildwerk und funft mit grenen biomen“, die zusam-
men 200 Gulden kosteten80. Von allen gotischen Bildteppichen sind nur vier erhalten, und zwar
drei gewirkte Antependien, die Peter Sprung zu Anfang des 16. Jahrhunderts stiftete (Nr. 13),
die aber merkwürdigerweise niemals in den Inventaren des Münsterschatzes erscheinen, und
einer von zwei großen Passionsbehängen, die nach dem Tode der Mutter Konrad Stürtzels
1518 dem Münster übergeben wurden. Er zeigt, in bunter Wolle gewirkt, die ersten fünf Sta-
tionen des Leidens Christi, beginnend mit der Todesangst am Ölberg, endigend mit der Dornen-
krönung (Nr. 16).

Im Mittelalter und in der Barockzeit zierten aus kostbaren Stoffen gearbeitete Antependien die
Vorderseite der Mensa des Fronaltares. Von den dem Münster geschenkten seien hier nur zwei
angeführt, die Frau Verena Riedderin 1514 und 1515 dem Münster verehrte. „Ein roten firaltar
mit gelen blomen mit einer sideni porten“ und einen „guldin firaltar. Item ein guldin stück
mit einer porten obnen daran, mit berlin gestickt ist unser liebe frau daran im noster“81.
Auf dem Goldstoff war das Bild der Muttergottes in einem Rosenkranz in Perlenstickerei
angebracht.

1483 verzichtete man darauf, die Paramente in das Schatzverzeichnis aufzunehmen, da anschlie-
ßend eine „Ordnung der gezierd zum fron altar in unser frauen münster zu freyburg der kappen
und meßgewand zu brauchen ect.“ aufgeschrieben ist82. Diese Ordnung bestimmte den Schmuck
an Tüchern und Behängen, mit denen an den Feiertagen der Hochaltar zu bekleiden war, und
auch die Meßgewänder und Ornate, die von der Geistlichkeit bei der Feier der Liturgie zu
tragen waren. Damals trugen die Priester, die nicht zelebrierten, aber am Amt teilnahmen,
Schulterkragen, die obengenannten „kappen“. Um eine Vorstellung vom Reichtum an Para-
menten zu gewinnen, wird hier nur das aufgezeigt, was an Meßgewändern und Ornaten 1565
in der Custorie vorhanden war83. Man zählte 19 Meßgewänder „von Goldstoff“, d. h. aus
Goldbrokat, an denen auf der Rückseite kleine Wappen den Hinweis auf den Stifter gaben,
34 rote oder rosafarbene Casein, 17 grüne, 10 weiße, 14 blaue, 3 gelbe, 3 braune und 38 schwarze,
darunter 4 rauchfarbene Gewänder. Hinzu kamen 15 Chormäntel und nicht weniger als 58
Levitenröcke. Es befanden sich darunter Farben, die heute in der Liturgie nicht mehr Brauch
sind. Zur liturgischen Kleidung und Ausstattung gehören aber auch die Stolen, Manipel,
Kelchtücher, Bursen, Alben, Chorhemden usw. Für die Fertigung der Paramente verwandte
man meist wertvollste Stoffe, Brokat, Samt, Seide und Damast. Kunstvolle Goldstickereien
zierten die Stäbe und Kreuze, die auch aus farbigen Stoffen aufgenäht sein konnten. Bei dieser

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