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liebe für das Kleinliche, die „Haarspalterei“ hinweist.
Am dritten Kreuzzug, unter Kaiser Friedrich Barbarossa,
nahm er als Bannerträger teil, kehrte aber, schwer er-
krankt, vorzeitig in seine Heimatstadt Freiburg zurück,
wo er am 5. August 1191 auf seinem Gut in Herdern
starb. Im Hauskloster der Zähringer, in St. Peter auf
dem Schwarzwald, fand er seine Ruhestätte15.

Das merkwürdige Zusammentreffen zweier gewichtiger
Umstände, das Sterben eines durch Kirchenraub be-
lasteten Bischofs und die Anfertigung eines großen,
silbergetriebenen und vergoldeten Triumphkreuzes für
den im Bau befindlichen Chor des Freiburger Münsters,
verführen zu der Annahme, daß Rudolf der Stifter des
Werkes ist. So verlockend der Gedanke auch sein mag,
eine Gewißheit wird sich kaum ergeben.

1 MA., Inventar der Böcklinskapelle von 1588, pag. 2.

2 MA., Böcklinsche Stiftung I, fol. 1; Felician Engler,
Beiträge zur Geschichte der Münsterpfarrei in Freiburg
i. Br., 2. Abt. Mittheilungen über die in der Münster-
kirche bestehenden Stiftungen, in: FDA, 24. Bd. (1895)
S. 137 ff.

3 MA., Anniversar 2 (1464-1852) pag. 528f.

4 Jos. Sauer, Symbolik des Kirchengebäudes (Freiburg
1924) S. 91.

5 I. Schroth, a.a.O. S. 25, Nr. 22a.

6 Literatur über das Kreuz: H. Schreiber, Geschichte
und Beschreibung des Münsters zu Freiburg i. Br. (1820)
S. 245 f.; Friedr. Kempf, Das Freiburger Münster
(Karlsruhe 1926) S. 245 f.; Jos. Sauer, Mittelalterl. Gold-
schmiedekunst am Oberrhein, in: Das Münster, 1. Jg.
(1948) Heft 11/12, S. 328f.; H. J. Heuser, Freiburger
Goldschmiedekunst im Hochmittelalter (maschinen-
geschr. Diss., Freiburg i. Br. 1948) S. 24 ff.

7 H. J. Heuser, a. a. O. S. 45 f.

8 H. Schnitzler, Rheinische Schatzkammer, 2. Bd.
Romanik (Düsselsorf 1959) Taf. 23.

9 Jos. Walter, La croix de Niedermünster, in: Archives
Alsaciennes, 5. Jg. (Straßburg-Paris 1932) S. 9ff.;
H. J. Heuser a. a. O. S. 28 ff.

10 Lyra, Historia de antiqua sancta et miraculosa Cruce
quae in Templo S. J. Molshemii pro veneratione devote
asservatur (Molsheim 1676); s. a. Jos. Walter a. a. O. S. 11.

11 Jos. Walter a. a. O. S. 15, Abb. 2.

12 Jos. Walter a. a. O. S. 27.

13 Reliquien der Kleider der Mutter Gottes befanden
sich auch im Kreuz von Niedermünster; s. Jos. Walter
a. a. O. S. 21.

14 MA., Anniversar 1, pag. 60; Flamm, Schatzverzeich-
nisse, a. a. O. S. 76.

15 K. Zell, Rudolf von Zähringen, Bischof von Lüttich,
in: FDA, 7. Bd. (1873) S. 114ff.; P. P. Albert, Die Ge-
schichtsschreibung der Stadt Freiburg in alter und neuer
Zeit (Karlsruhe 1901) S. 57.

3. SCHEIBENKREUZ Meister Johannes, Freiburg,
um 1270, mit späteren Veränderungen
(Abbildungen 2, 20)

Silber auf Holzkern, getrieben, gegossen, ziseliert, gestanzt
und graviert. Filigran, Vorderseite vergoldet. Alte und neue
geschliffene Bergkristalle, vier Almandine an den Enden der
Kreuzbalken von 1428.

Höhe = 54,5 an, Breite = 46 cm, Tiefe = 5,5 cm

Das scheibenförmige Vortragekreuz1 galt schon in
früheren Zeiten als besondere Kostbarkeit. Im Inventar
von 1483 wird es gerühmt als „ein große herliche schewben
mit silber beschlagen und vergalt, do stat ein crucifix an und
maria und johannes etc. und hat an silber 9 mark 6 lot ein
quinsit und kost zu vergulden 8 ducaten und zu machen
15 gülden ist gemacht worden, do man zalt 1428 iar“2.

Im Innern mit Reliquien ausgestattet, die hinter dem
Schnittpunkt der Kreuzbalken in das Holz eingelassen
sind, leitet sich seine Form wahrscheinlich vom Flabeilum
her. Dies ist eine aus der Fächerform entwickelte Metall-
scheibe, die in der Mitte mit einem gleicharmigen Kreuz
geschmückt ist und im frühen Mittelalter neben dem
Vortragekreuz und den Kreuzfahnen in der Prozession
mitgefuhrt wurde3. Daß die Freiburger Scheibe von
Anfang an ein Prozessionskreuz war, geht aus der An-
weisung des Bürgermeisters und Rats der Stadt hervor,
dem Sigristen einen Lohn zu zahlen, wenn er die „schiben
gen Seiden an sant Marxtag“ zu tragen hat und „zu den
anderen cruzgengen“4.

Am Tage des hl. Valentin im Jahre 1268 kaufte der
Priester Ulrich, Rektor der Kirche zu Schabenhausen
bei Villingen, und der Bürger Conrad Stehelin im Auf-
träge des Rats der Stadt Villingen bei dem Freiburger
Goldschmied Meister Johannes ein Scheibenkreuz, das
dem Freiburger aufs engste verwandt ist. Durch die
noch erhaltene Urkunde des Ankaufs der Villinger
Scheibe ist der Name des sehr begabten Freiburger Gold-
schmieds bekannt5, dem aufgrund stilistischer Vergleiche
mehrere Vortragekreuze und Kultgeräte zugeschrieben
werden konnten, die noch erhalten sind. In einer Frei-

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