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— 171 —

worth, von Dorothy und Coleridge begleitet, sich
nach Schottland aufmachte, das Haus unter der Obhut
von Frau Mary zurücklassend. Der Wagen, auf dem
die drei Freunde in die Welt fuhren, war elend; doch
achteten sie es nicht; sie fuhren ja dem vielbesungenen
Hochlande entgegen, nach dessen Wundern sie schon so
lange mit Sehnsucht ausgeschaut hatten. Der Dichter
Samuel Hogers entwirft in seinen „Tischgesprächen" ein
wahres Genrebild von der Begegnung mit den drei Freun-
den: „Auf unserem Ausflug trafen wir Wordsworth,
seine Schwester und Coleridge, die zu gleicher Zeit mit
uns eine Tour machten, in einem Wagen, der mehr einem
Karren glich. Wordsworth und Coleridge waren aus-
schliesslich damit beschäftigt, über Poesie zu sprechen.
Die ganze Sorge für Unterkunft und Erfrischung, für
Fütterung und Stallung des armen Pferdes lag auf Jliss
Wordsworth. Sie war eine prächtige Person, so voll
Talent, so einfach und so bescheiden. Wenn ich nicht
irre, erwies sich Coleridge auf die Dauer als ein so
ungeeigneter Reisegefährte, dafs die Geschwister sich von
ihm trennen mufstcn.'-

" In der That befand sich Coleridge damals in tiefer
geistiger und körperlicher Depression, und war, wie
Wordsworth sich ausdrückte, etwas verliebt in diesen
Zustand, so dafs er selbst bald einsah, wie schlecht er
für die fröhliche Wanderstimmung der andern pafste. Er
trennte sich von ihnen und hoffte, durch Gewaltmärsche
seine Natur zu zwingen. Es gelang ihm wohl für den
Augenblick, doch die üblen Folgen für seinen Organismus
machten sich später doppelt fühlbar. Die Geschwister
aber zogen weiter, um mit hellem Auge die Schönheit
nn grofsen und kleinen zusammen zu geniefsen und jeder
 
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