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Graefe, Felix
Jan Sanders van Hemessen und seine Identification mit dem Braunscweiger Monogrammisten: [ein Beitrag zur Geschichte der Kunst der Niederlande im XVI Jahrhundert] — Kunstgeschichtliche Monographien, Band 13: Heidelberg, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.51234#0031
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II. DIE WERKE
A. WERKE IN DER ART DES
BRAUNSCHWEIGER BILDES
1. GEMÄLDE MIT RELIGIÖSEM VORWURF
BRAUNSCHWEIG1)
Die Betrachtung hat von der „Speisung der Armen“ in der
Braunschweiger Galerie auszugehen, deren Meister Bode unter der
Bezeichnung des Braunschweiger Monogrammisten in die Kunst-
geschichte einführte. — Unter dem Vorwand einer biblischen Dar-
stellung hat der Meister hier Gelegenheit gefunden, das Leben
und Treiben des heimatlichen Volkes zu schildern. Da er eine
große Volksmenge darzustellen hatte, brauchte er viel Raum für
den Vordergrund. Diesen gewann er, indem er ziemlich tief in den
Mittelgrund einen Gebäudekomplex stellte. Zugleich wurde die Dar-
stellung der Landschaft hierdurch vereinfacht, indem er in primi-
tivem Sinne nur rechts und links Ausblicke zu geben brauchte.
Das Gebäude selbst stellt einen schloßartigen Landsitz im Ge-
schmacke des XVI. Jahrhunderts dar. Links blickt man auf eine
Hügellandschaft, in deren Mitte eine Windmühle steht. Rechts
ist ein phantastischer Fels aufgebaut, zu dessen Füßen sich eine
kleine Stadt mit Festungswällen und Türmen ausbreitet, während
als Überleitung zum eigentlichen Vordergrund des Bildes eine Dorf-
ansicht gegeben ist, in der sich das Bauernvolk am Reigen be-
lustigt. Diese Hintergrundlandschaft nimmt die obere Hälfte des
Bildes ein. Unter ihrer Begrenzungslinie beginnt die Haupthand-
lung : Auf 4 großen, rechtwinklig aufgestellten Tafeln sind die
Speisen aufgetragen. In der Mitte, vor einem Brokatstoff, hat sich
der Gastgeber niedergelassen. Das Volk umgibt ihn in schmausenden
und lustig sich unterhaltenden Gruppen. Trotz der Lebhaftigkeit
und der Drastik der einzelnen Personen sind doch innerhalb des
Gewirres einzelne festgeschlossene Gruppen gebildet, die ziemlich
primitiv übereinander angeordnet sind, da der Meister Über-
schneidungen innerhalb der Perspektive nur selten wagt.
!) Siehe Tafel I—V.
 
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