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Intendanten ernannte man den Zeremonienmeister Karl Fredrik Fredenheim, der bereits
vorher, beim Entstehen der Sammlungen, eine gewisse, wenn auch nicht so gluckliche
Rolle gespielt hatte. Die Kunstsammlimgen Gustavs III. sind, wenn auch niebt auf so
möderne und sachkundige Art, teils von zwei vornehmen französischen Emigranten,
Louis de Boisgelin und dem Grafen Alphonse de Fortia de Piles, beschrieben worden,
nach ihrem Besucli in Schweden (1791) in Paris im Rahmen einer Reisescliilderung
(1796) herausgegeben, teils von Lukas von Breda in seiner Kunstartikelserie in der
“Stockholmspost“ 1791—1792.
Herzog Karl, später Karl XIII) Herzog Fredrik Adolf und Prinzessin Sosia Alber-
tina sammelten ebenfalls Kunstwerke, wenn auch die beiden Herzöge zu Lebzeiten
König Gustavs die meisten Mittel fur Juvelen, Gold-, Silber- und Nippsachen und Ga-
lanteriewaren verwandten. Ihre Fournisseure jedoch, unter diesen der Hofgraveur Per
Suther und der o. e. Breda, versalien diese Sammlungen auch mit Gemälden, haupt-
sächlich mit solchen der niederländischen Schulen. Die Kataloge der Sammlungen Herzog
Fredriks (1805) und Karls XIII. (1818), weisen jedoch keine besonders bemerkenswerten
Arbeiten auf; indessen sind einige gute Holländer dieser Fursten doch in das Eigentum
des Nationalmuseums libergegangen, in einem Falle auf Umwegen. Die Gemälde Herzog
Fredriks auf Tullgarn wurden nämlich auf einer Auktion verkauft. Ein kleinerer Rest
der Galerie Karls XIII. befmdet sich ausserdem noch heute auf dem Schlosse Rosersberg.
Sofia Albertinas Sammlungen an Mobilien, Kunstgegenständen, Porträts usw. fanden da-
gegen einen merkwurdigen Weg. Die Prinzessin hatte vor ihrem Tode (1829) alles —
mit Ausnahme gewisser Porträts an die Upsalaer Akademie usw. — ihrer Hofmeisterin Lo-
lotte Forsberg vennacht, der Gemahlin ihres Schatzmeisters Graf Gustaf Stenbock.
Diese soll, wie man damals annahm, die Tochter des Königs Adolf Fredrik und einer
Hofdame gewesen sein und war jedenfalls Adoptivtochter der Königinwitwe Lovisa Ul-
rika. Dieses kostbare Erbe wurde nach dem Tode der Prinzessin nach dem Stenbockschen
Gute Torsjö in Schonen uberfuhrt, wo es bis zum Verkaufe des Landsitzes (1868) ver-
blieb, um dann unter die Erben verteilt zu werden. Die dortige Bibliothek war schon
vorher in den Besitz des Freiherrn Karl Jedvard Bonde auf Eriksberg libergegangen.
Solange sich die Gemäldesammlung noch auf Torsjö befand, wies ihr Katalog ca. 140
Nummern auf, meist holländische Meister. Einen Theil fand man später bei der Gräfin
Jeanette Stenbock, geb. Hamilton, in Hälsingborg wieder, bis auch dieser Rest nach
ihrem Tode (1894) auf einer Auktion verschleudert wurde.
Ein ganzes Kapitel hat Olof Granberg der traurigen Martellischen Gemäldesamm-
lung gewidnet. Ein Professor Nicola Martelli hatte in Rom auf irgendeine Weise
eine Sammlung zweifelhafter italienischer Gemälde zusammengestellt, die reisenden
Schweden gezeigt und schliesslich durch den recht zweifelhaften schwedischen Kunst-
agenten Francesco Piranesi dem schwedischen Staate zum Kaufe angeboten. Martelli
erklärte sich 1796 bereit von seiner Galerie abzustehen, wenn ihm der schwedische
Staat eine Leibrente von 2,115 Talern zahlte, so lange er selbst, seine Frau und seine
 
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