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Die Aussage dieser einzigen uns erhaltenen zeitgenössischen Quelle bekräftigt
unter den Späteren Cassius Dio, ohne daß wir von ihm Neues erführen: von
weitem schon hätten ihn die Feinde erkannt, nur an den gebleichten Ffaaren
und der Würde des Gesichts.' Es wird dies allerdings aus dem letzten
Lebensjahre des Kaisers berichtet, so daß an den weißen Ffaaren nichts Auf-
fallendes mehr ist. Wertlos dagegen sind einige spätere Nachrichten, diejenige
der Epitome de Caesaribus, die Theodosius mit Traian vergleicht, die
Beschreibung des Johannes Malalas — wie schon Bernoulli richtig erkannt
hat — und schließlich die Notiz des Johannes Lydus, Traian sei von kleiner
Statur gewesen.8
Von all diesen Angaben ist am wichtigsten, was Plinius so verschnörkelt
ausgedrückt hat, daß nämlich die Haare Traians frühzeitig gebleicht waren.
Daß sie weiß gewesen sind, nicht nur grau, darf man wohl aus dem Hinweis
auf die „senectus“ schließen und aus dem Wert, den Plinius dem Umstande
beimißt; es hat ihn offenbar nicht geringes Kopfzerbrechen gekostet, bis er
in seiner geschwollenen Redeweise auch aus dieser körperlichen Eigentümlich-
keit dem Kaiser einen Vorrang vor den übrigen Menschen herausgefunden
hat. Wir müssen uns seine Nachricht immer gegenwärtig halten, wenn wir
einem Bildnis Traians gegenübertreten; das vermag uns dann vielleicht einen
Schimmer dessen zu ersetzen, was mit der Bemalung des antiken Porträts für
immer verlorenging; so wird das Bildnis an äußerem Leben und damit an
innerer Wärme und Überzeugungskraft gewinnen.
Aus einer zweiten Reihe antiker Zeugnisse erfahren wir etwas über Art
und Zahl der Porträts, die es einmal von Traian gegeben hat. Plinius sagt
zwar gelegentlich, Traian sei sehr zurückhaltend gewesen mit der Erlaubnis,
seine Bildnisse aufzustellen, auch habe er solche aus edlen Metallen ganz
abgelehnt.9 Doch wurde Selbstbeschränkung gerade in diesem Punkte besonders
geschätzt und anerkannt, auch stammt die Äußerung aus den ersten Regierungs-
jahren des Kaisers, in denen naturgemäß außergewöhnliche Anlässe für
Errichtung von Statuen noch verhältnismäßig selten waren, schließlich steht
sie in einer Lobrede auf Traian, die gerade die moderatio principis immer
wieder als besonders preiswürdig betont: Grund genug, ihr Gewicht nicht zu
hoch einzuschätzen.10 Ähnlich steht es, wenn Traian von sich selbst sagt:
„Quamvis eiusmodi honorum parcissimus.“11 Auch ohne daß wir zu der ver-
meintlichen Eitelkeit Traians Zuflucht nehmen,12 werden wir gern glauben,
daß die Zahl seiner Statuen und Büsten sehr groß war. Abgesehen von den
zu seinen Lebzeiten errichteten, welche die Mehrzahl ausmachen, hat Traian
auch nach seinem Tode noch viele Bildnisse erhalten. Die erste Gruppe dieser

7 Dio Cassius, Hist. Rom. 68, 31, 3.
8 Incert. Auct., Epitome de Caesaribus 41, 8. — Joh. Malalas, Chron. 11, 1 (269), dazu zu
vgl. A. Schenk Graf v. Stauffenberg, Die römische Kaisergeschichte bei Malalas (Stuttgart 1931),
Einleitung V f. mit den dort gegebenen Nachweisen, und J. Dierauer, Beiträge zu einer
Geschichte Traians (Leipzig 1868), 36 Anm. 2. — loh. Laurentius Lydus, Liber de mensibus
4, 23-
9 Plinius a. O. 52, 3 und 55, 6.
10 Bernoulli 74. Vgl. A. Alföldi, RM 49, 1934, 65 f.
11 Plinius, Epist. 10, 9 (25).
12 Wie Bernoulli 74.

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