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V. DIE FORMEN DER STATUEN

Die Statuentypen, die sich im Laufe der Zeit als für die Ehrung der römischen
Kaiser gebräuchlich herausbildeten, kann man nach verschiedenen Gesichts-
punkten in Gruppen ordnen, von denen einige hier vorgeführt werden mögen,
damit wir mit ihrer Hilfe den Bereich ermessen, innerhalb dessen die erhaltenen
Statuen Traians sich befinden. Ein römischer Kaiser kann dargestellt sein als ein
Mensch oder als ein Gott. Um am Beispiel des Augustus diese beiden Bereiche zu
exemplifizieren, nennen wir etwa die Statue aus der Via Labicana (z. B. Antike
13, I937> Taf. 16) als ein Bild des lebenden gegenwärtigen Kaisers, das Stand-
bild aus Herculanum (Kluge-Lehmann-Hartleben, Die Antiken Großbronzen,
Taf. 27) als das des Gottes Jupiter-Augustus. Mit fortschreitender Zeit ver-
mischen sich beide Sphären leicht, so daß bei vielen Kaiserstatuen nicht gesagt
werden kann, ob sie den Menschen oder den Gott meinen, der der Mensch ja
auch ist. Schließlich kann eine Statue den Kaiser in halbgöttliche Sphären
erheben, indem sie ihn nach griechischen Mustern in heroischer Nacktheit dar-
stellt, ohne Bezug auf eine andere Göttlichkeit als die dem Kaiser ohnehin inne-
wohnende. Unter den erhaltenen Statuen Traians sind alle drei Möglichkeiten
vertreten; die Panzerstatue in Kopenhagen (Taf. 3, a) stellt den Kaiser als den
Menschen dar, der er — geschichtlich gesehen — war, während die Heroenstatue
in Kopenhagen den Gott Traianus vorführt (Taf. 1) und schließlich das Stand-
bild des Thermenmuseums (Taf. 2, c) den Kaiser in der Gestalt eines Gottes
(welches?) oder diesen Gott in der Person des Kaisers sieht. Ganz allgemein
kann man sagen, daß Standbilder mit Panzer oder Toga stets den Menschen,
nackte Statuen und solche mit göttlichen Abzeichen stets den Heros bzw. einen
Gott in der Erscheinungsform des betreffenden Kaisers meinen.
Eine zweite Einteilungsmöglichkeit ist die in Stand- und Sitzbilder. Von
Traian sind nur Standbilder erhalten, doch kann an der ursprünglichen Existenz
auch von Sitzbildern nicht gezweifelt werden. Ein postumes Sitzbild ist uns als
Kultbild des Traianstempels in Traianopolis durch Münzen dieser Stadt be-
zeugt (oben 26).
Die Standbilder lassen sich weiter unterteilen in Panzerstatuen, Gewand-
statuen, Heroenstatuen und Götterstatuen. Die Gewandstatue, wie sie uns für
Augustus in der bereits erwähnten Statue aus der Via Labicana belegt ist,
kommt in unserem Vorrat von Traiansstatuen nicht vor,21' muß jedoch als
einst vorhanden vorausgesetzt werden. Alle übrigen Gattungen sind vertreten.
Jeder einzelne dieser Typen läßt sich durch lange Zeit zurückverfolgen, die Her-
kunft der verschiedenen Formen ist für ihren Charakter und ihre Bedeutung
217 R. Delbrück, Antike Porphyrwerke (Berlin 1932), 49 (Taf. 5), bezieht einen Togatorso
aus Porphyr auf Traian; mir ist jedoch die Datierung in traianische Zeit nicht einleuchtend;
vgl. dagegen auch J. Sieveking, Gnomon 9, 1933, 293.

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