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IV.

D I E

RELIEFS

Reliefdarstellungen in Marmor mit dem Bildnis Traians (Katalog B) sind so
zahlreich erhalten wie von keinem anderen römischen Kaiser. Mehr als sechzig-
mal begegnet er uns an der Traianssäule, zwölfmal am Bogen von Benevent,
mehrmals auf kleineren Denkmälern verschiedener Zweckbestimmung. Ikono-
graphisch ist freilich nur ein Teil dieser vielen Bildnisse verwertbar, da Zer-
störung durch Naturgewalt oder Menschenhand manche Figur unkenntlich
gemacht oder wenigstens stark beschädigt hat. Die frühesten auf Traian zu
beziehenden Reliefs finden sich an einem Denkmal, das auf dem Forum in
Terracina gefunden wurde (B i). Es handelt sich um eine Basis170 für ein Stand- Taf. 36
bild etwa des Kaisers171 oder der Providentia. Die Rückseite ist unverziert, der
obere Abschluß ist nach Analogie der unteren Ablaufprofile unschwer zu
ergänzen. Unmöglich nach Form und Größe des Steines ist die alte Bezeichnung
als Altar.172 Die Inschrift der Vorderseite, welche die Fürsorge Traians feiert,
lehrt uns, daß das Denkmal vor Mitte Dezember 102 (Annahme des Sieger-
namens Dacicus) errichtet oder zum mindesten beschlossen war; der Unter-
schied zwischen beiden Terminen dürfte bei der geringen Größe des Gegen-
standes unerheblich gewesen sein.173 Seine Erbauung erfolgte auf Grund eines
Senatsbeschlusses (EX SC); wir werden kaum fehlgehen in der Annahme, daß
in vielen Gemeinden Italiens entsprechende Monumente gestanden haben. Im
Relief der linken Seite erscheinen zwei männliche Figuren, von denen die Taf. 36, a
größere ein Zepter in der Hand hält174 und mit der Rechten die andere Gestalt
begrüßt. Der Zepterträger ist Traian;1'0 aber wer ist der zweite Mann? Er
trägt, wie der Kaiser, die Toga. In welchen Zusammenhang die Szene zu
rücken ist, zeigt das Bild der Gegenseite. Ein Mann in der Toga reicht einem Taf. 36, b
Mädchen, das über dem langen faltenreichen Untergewand einen — auch über
den Hinterkopf gezogenen — Mantel trägt,176 die Hand. Diese Gruppe ist im
Zusammenhang mit der Inschrift fast immer177 mit Recht auf die Alimentar-
stiftungen Traians bezogen worden; wir haben auch auf dieser Seite den
Prinzeps vor uns. Da er nun auf der linken Seite das Zepter trägt, das damals
bereits zu den festen Bestandteilen der bei feierlichen Anlässen gezeigten und

170 Vgl. die hohe Rundbasis von Civita Castellana, R. Herbig, RM 42, 1927, 129 ff., Beilage
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171 So de la Blandhere, Terracine 109 h, 128. Als Basis, ohne nähere Bestimmung, faßt auch
Strack 47 das Denkmal auf.
172 Lugli, Forma 87, 118. Zuletzt A. Alföldi, RM 50, 1935, 112 Anm. 4.
173 Zu diesem Problem im allgemeinen vgl. zuletzt Strack 15 f.
174 Alföldi a. O.
175 De la Blanchere a. O. glaubt, es könne der quaestor alimentarius sein; das ist infolge des
Zepters unmöglich.
176 Lugli a. O. faßt die Gestalt als Camillus; das verbietet die Tracht. Schon de la Blanchere
hatte das Richtige gesehen. „Puer togatus“ (CIL 10, 6310) ist wegen des langen Untergewandes
unmöglich; „puella togata“ (Strack 47) ist in sich unmöglich, da ein Mädchen keine Toga trägt.
177 Mit einziger Ausnahme von Lugli a. O. (Verdienste Traians um Terracina!)

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