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getragenen Herrschaftsinsignien gehörte,178 kann die andere Gestalt auf dieser
Seite nicht der gleichen Sphäre angehören wie das Mädchen, bei dessen Empfang
der Kaiser das Abzeichen seiner Würde nicht in Händen hält; wir werden
also hier einen Vertreter der Gemeinde oder eher noch des Senats erkennen
dürfen179 — jenes Senates, auf dessen Beschluß die Errichtung des Denkmals ja
zurückgeht. Beide Male, wo die Gestalt Traians erscheint, sind die Züge seines
Gesichtes verloren; der Körper wiederholt nur einen der üblichen Typen ohne
Besonderheiten. Ikonographisch ist somit nichts zu gewinnen, aber auch der
Stil des Reliefs ist bei aller Sauberkeit so nüchtern und schwunglos, daß der
provinzielle Charakter dieser Kunst deutlich spürbar wird; zugleich ist das
Denkmal ein Musterbeispiel für die Marmorbehandlung italischer Tradition,
welche die plastische Belebung und Rhythmisierung der Figur durch tief-
schattende Faltentäler mehr als durch lichtführende Grate erzielt.180
Zeitlich das nächste Denkmal mit Bildnissen Traians wäre, nach der Meinung
einiger Forscher, das „Tropaeum Traiani“ von Adamklissi in der Dobrudscha.181
Die Datierung des Monumentes ist noch immer ungeklärt; zwar wird wohl
niemand mehr wie noch Furtwängler die Reliefs für augusteisch erklären, aber
das Schwanken ist doch noch so groß, daß erst kürzlich ein italienischer
Gelehrter die Reliefs innerhalb von zwei Jahren erst für traianisch, dann für
konstantinisch erklären konnte.182 Einstimmigkeit dagegen scheint allmählich
darüber erreicht zu sein, daß Traian auf den Metopen nicht dargestellt war;183
selbst wenn sich der vielumstrittene Bau eines Tages doch noch als sicher
traianisch erweisen lassen sollte, wäre noch keine Sicherheit gegeben, daß der
dargestellte Feldherr Traian selbst wäre. Für die Ikonographie Traians ist das
„Tropaeum“ jedenfalls vorläufig nicht zu verwerten.
Die Zusammenstellung verschiedener Friesplatten des Konstantinsbogens in
Rom hat einen ausgedehnten traianischen Fries ergeben,184 von dem zwei Szenen
in sehr ungleichen Resten erhalten sind; dargestellt sind eine große Daker-
schlacht, besser eine Dakervernichtung (B 2), die fast alle erhaltenen Figuren
umfaßt, und eine Szene, die einen römischen Kaiser zwischen Roma und
Victoria zeigt, der bescheidene Überrest einer größeren, uns verlorenen
178 A. Alföldi, RM 50, 1935, 110 ff.
179 Strack 47: Vertreter des Senates; Lugli a. O.: Vertreter der örtlichen Behörden; de la
Blanchere a. O.: Stipendiat der Alimentarstiftung; letzteres scheitert daran, daß Traian dann
auch, wie bei dem Mädchen der anderen Seite, das Zepter führen müßte.
180 G. A. S. Snijder, Romeinsche Kunstgeschiedenis (Sonderdruck, Groningen 1925), passim;
ders., Jdl 41, 1926, 94 ff.; Vgl. C. Weickert, Gnomon 3, 1927, 225—227 und, ziemlich bedeu-
tungslos, O. Pacht, Kritische Berichte zur kunstgeschichtlichen Literatur 6, 1937, 3—15.
181 Bibliographie bis 1921 bei F. Drexel, NJbb 25, 1922, 330 ff. Die Hauptarbeiten: G. Toci-
lescu, O. Benndorf, G. Niemann, Das Monument von Adamklissi (Wien 1895); A. Furt-
wängler, Adamklissi, SB München 1897, 247—288; F. Studniczka, Tropaeum Traiani, Abh.
Leipzig 22, IV, 1904. Zuletzt S. Ferri, Arte Romana sul Danubio (Mailand 1933), 371—378.
182 S. Ferri, BMImpR 2, 1931, 59—71; id., Arte Romana sul Danubio a. O.; die dort 372
Anm. 3 angekündigte Beweisführung steht noch aus.
183 Gegen Tocilescu a. O. 46 ff., besonders 68 ff., vgl. Furtwängler a. O. 285; bessere Abb. des
Kopfes der Metope 44 bei Ferri, Arte sul Danubio 377.
184 Nach Rossini in Zeichnung wiederholt bei J. Sieveking, zu BrBr 580, Abb. 1. Die Zu-
sammensetzung der Abgüsse auf der Mostra Augustea in Rom ergibt ein eindrucksvolles Bild
der künstlerischen Leistung.

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