der Schläfenbart kommen nicht vor.111 Ganz andere Formgebung zeigt nur
eine Münze aus Caesarea (BMC Palestine, Taf. 3, 1), die den römischen A-
Typus verwendet, die bezeichnenden Züge klar heraushebt und Eigenes hinzu-
fügt: Traian hat eine semitische Nase bekommen und eine Fettwamme am
Kinn; Ähnliches wird uns in Syrien noch beschäftigen. Anderes begegnet in
Phönizien;112 eine Münze aus Aradus113 müssen wir erst eine ganze Weile
betrachten, ehe wir Traian wiedererkennen; die fliehende Stirn, die spitze Nase,
das weit vorstoßende Kinn, dessen untere Begrenzungslinie in ihrer Fort-
setzung mit der verlängerten Nasenlinie einen unangenehmen Winkel bildet,
die Durchbildung der Wange — das alles macht einen ungewohnten,
manierierten Eindruck. Auf einer Prägung aus Sidon (HC Taf. 76, 21) ist
Traian ein schwungloser, nüchterner, vergrämter alter Mann, äußerlich verfettet
und innerlich vertrocknet, keines großen Gedankens und keiner großen Tat
fähig: so sieht der Kaiser hier aus, der eben das Partherreich unterwirft! Eine
andere sidonische Prägung des gleichen Jahres (BMC Phoenicia, Taf. 23, 14)
zeigt uns den Kaiser sehr viel jugendlicher und energischer, stark idealisiert;
eine Münze aus Dora schließlich (BMC Phoenicia, Taf. 14, 13) aus dem
Jahre m/12 steht in ihrer Porträtgesinnung der Reichsprägung nicht fern und
fällt damit ganz aus dem Rahmen der übrigen phönizischen Gepräge heraus. In
den syrischen Städten114 bleibt von dem Römertum Traians nichts mehr übrig.
Gewiß, die gebuckelte Stirn, die flache Schädelbildung, die Falten um die Mund-
winkel, das alles ist da, Traian ist unverkennbar — und doch ist er zum Syrer
geworden (Taf. 45, d—h; BMC Galatia, Taf. 30, 3; Cat. Hirsch 13, 1905,
Taf. 56, Nr. 4491); die Nase hat syrische Formen angenommen (Taf. 45, d—f),
die ganze Auffassung des Bildnisses ist eine andere geworden. Innerhalb des
allgemeinen Rahmens ist die Charakterdeutung sehr verschiedenartig, bald
erscheint Traian zurückhaltend und rechnend (Taf. 45, f), bald scharf auf-
passend und bereit zuzustoßen (Taf. 45, e), bald ruhig und voll gesammelter
Energie (Taf. 45, d), dann wieder mit einem merkwürdig verkniffenen Mund,
was ihm einen Ausdruck von gutmütiger Dummheit und Grobschlächtigkeit
verleiht (Taf. 45, h), daneben fehlen nicht Porträts, die wie Karikaturen wirken
(Taf. 45, g). Alle diese Münzen verbindet untereinander und mit denen der
Provinz Syria ein gemeinsamer semitischer Grundzug, der nie zu verkennen
ist. Die Münzen der Provinzialregierung Syriens, im Namen des Kaisers in
Antiochia und Tyrus geprägt, sind stilistisch eine ziemlich einheitliche
Gruppe;115 obwohl die Porträttypen die der Reichsprägung sind (a und A),
sieht Traian aus wie ein gerissener dicker alter Handelsmann syrischen Volks-
tums, nur die frühen Prägungen sind davon fast frei (Wruck, Taf. 6, 139 bis
142), auch kommen daneben immer wieder zurückhaltender charakterisierende
111 BMC Palestine Taf. 1, 3—5; HC 3, 275 Nr. 1 (liegt mir im Abguß vor).
112 BMC Phoenicia (1910); HC 3, 225—274. Mit Bildnis Traians haben geprägt Aradus,
Berytus, Dora, Ptolemais-Ace, Sidon, Tripolis. Die auf Tyros bezogenen Prägungen s. u.
unter syrische Provinzialprägung.
113 HC Taf. 76, 21.
114 BMC Galatia, Cappadocia, and Syria (1899), 103 ff. HC 3, 118—224. Mit Bildnis
Traians haben geprägt Zeugma; Beroea, Chalcis, Cyrrhus, Hieropolis; Antiochia (ad Orontem),
Gabala, Laodicea ad Mare, Seleucia; Leucas. Nur von letzterem lagen mir weder Abbildungen
noch Abgüsse vor.
115 W. Wruck, Die syrische Provinzialprägung von Augustus bis Traian (Stuttgart 1931),
148 ff., Taf. 6; BMC Phoenicia 300—302, Taf. 36.
eine Münze aus Caesarea (BMC Palestine, Taf. 3, 1), die den römischen A-
Typus verwendet, die bezeichnenden Züge klar heraushebt und Eigenes hinzu-
fügt: Traian hat eine semitische Nase bekommen und eine Fettwamme am
Kinn; Ähnliches wird uns in Syrien noch beschäftigen. Anderes begegnet in
Phönizien;112 eine Münze aus Aradus113 müssen wir erst eine ganze Weile
betrachten, ehe wir Traian wiedererkennen; die fliehende Stirn, die spitze Nase,
das weit vorstoßende Kinn, dessen untere Begrenzungslinie in ihrer Fort-
setzung mit der verlängerten Nasenlinie einen unangenehmen Winkel bildet,
die Durchbildung der Wange — das alles macht einen ungewohnten,
manierierten Eindruck. Auf einer Prägung aus Sidon (HC Taf. 76, 21) ist
Traian ein schwungloser, nüchterner, vergrämter alter Mann, äußerlich verfettet
und innerlich vertrocknet, keines großen Gedankens und keiner großen Tat
fähig: so sieht der Kaiser hier aus, der eben das Partherreich unterwirft! Eine
andere sidonische Prägung des gleichen Jahres (BMC Phoenicia, Taf. 23, 14)
zeigt uns den Kaiser sehr viel jugendlicher und energischer, stark idealisiert;
eine Münze aus Dora schließlich (BMC Phoenicia, Taf. 14, 13) aus dem
Jahre m/12 steht in ihrer Porträtgesinnung der Reichsprägung nicht fern und
fällt damit ganz aus dem Rahmen der übrigen phönizischen Gepräge heraus. In
den syrischen Städten114 bleibt von dem Römertum Traians nichts mehr übrig.
Gewiß, die gebuckelte Stirn, die flache Schädelbildung, die Falten um die Mund-
winkel, das alles ist da, Traian ist unverkennbar — und doch ist er zum Syrer
geworden (Taf. 45, d—h; BMC Galatia, Taf. 30, 3; Cat. Hirsch 13, 1905,
Taf. 56, Nr. 4491); die Nase hat syrische Formen angenommen (Taf. 45, d—f),
die ganze Auffassung des Bildnisses ist eine andere geworden. Innerhalb des
allgemeinen Rahmens ist die Charakterdeutung sehr verschiedenartig, bald
erscheint Traian zurückhaltend und rechnend (Taf. 45, f), bald scharf auf-
passend und bereit zuzustoßen (Taf. 45, e), bald ruhig und voll gesammelter
Energie (Taf. 45, d), dann wieder mit einem merkwürdig verkniffenen Mund,
was ihm einen Ausdruck von gutmütiger Dummheit und Grobschlächtigkeit
verleiht (Taf. 45, h), daneben fehlen nicht Porträts, die wie Karikaturen wirken
(Taf. 45, g). Alle diese Münzen verbindet untereinander und mit denen der
Provinz Syria ein gemeinsamer semitischer Grundzug, der nie zu verkennen
ist. Die Münzen der Provinzialregierung Syriens, im Namen des Kaisers in
Antiochia und Tyrus geprägt, sind stilistisch eine ziemlich einheitliche
Gruppe;115 obwohl die Porträttypen die der Reichsprägung sind (a und A),
sieht Traian aus wie ein gerissener dicker alter Handelsmann syrischen Volks-
tums, nur die frühen Prägungen sind davon fast frei (Wruck, Taf. 6, 139 bis
142), auch kommen daneben immer wieder zurückhaltender charakterisierende
111 BMC Palestine Taf. 1, 3—5; HC 3, 275 Nr. 1 (liegt mir im Abguß vor).
112 BMC Phoenicia (1910); HC 3, 225—274. Mit Bildnis Traians haben geprägt Aradus,
Berytus, Dora, Ptolemais-Ace, Sidon, Tripolis. Die auf Tyros bezogenen Prägungen s. u.
unter syrische Provinzialprägung.
113 HC Taf. 76, 21.
114 BMC Galatia, Cappadocia, and Syria (1899), 103 ff. HC 3, 118—224. Mit Bildnis
Traians haben geprägt Zeugma; Beroea, Chalcis, Cyrrhus, Hieropolis; Antiochia (ad Orontem),
Gabala, Laodicea ad Mare, Seleucia; Leucas. Nur von letzterem lagen mir weder Abbildungen
noch Abgüsse vor.
115 W. Wruck, Die syrische Provinzialprägung von Augustus bis Traian (Stuttgart 1931),
148 ff., Taf. 6; BMC Phoenicia 300—302, Taf. 36.