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bestimmteren Formen hart, klar, monumental; es läßt sich nicht leicht Gegen-
sätzlicheres finden als der feste offene Blick seiner Augen neben der müden,
schwimmenden Unbestimmtheit der Augen des Pariser Kopfes. Offen und
sympathisch, fast liebenswürdig und urban wirkt der Kopenhagener Kopf neben
dem Bildnis aus Ostia im Vatikan; mit dem Kopenhagener Kolossalkopf ver-
glichen, wirkt er persönlich. Beide Köpfe verbindet die gemeinsame Betonung
der Tatkraft und Klarheit, die man z. B. am Pariser Kopf vergeblich suchen
würde. Die beiden Kopenhagener Köpfe vertreten auch den stadtrömischen
Stil der Zeit ganz rein, der Kolossalkopf bereits den der folgenden Epoche des
Dezennalienporträts. Der Meister des Pariser Kopfes steht in einer anderen,
mehr griechischen Tradition und hat sich in seiner Oberflächenbehandlung letzte
Reste flavischer Virtuosität bewahrt. Rein griechisch sind die Köpfe in Samos
und im Florentiner Privatbesitz, und sie vertreten dabei zwei Pole griechischer
Porträtbildung. Alle diese Richtungen sind damals alle gleichmäßig zu Wort
gekommen, die stadtrömischen mit ihrer folgerichtigen Entwicklung im
Zentrum des Geschehens, die griechischen mehr am Rande. Die Vielfalt des
Bildes ist für die traianische Zeit nicht uncharakteristisch; erst unter Hadrian
tritt die Erstarrung in formalen Klassizismus ein, der überall im Imperium der
gleiche ist.

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