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Falle wird der Lehrer am wirkungsvollsten Korrektnr ttben, indem er dem Schüler
die letzte Figur auf einem besonderen Bogen, den er mit sich sührt, unter einigen
erklärenden Worten vormacht. Zeit: 2 Minuten.

Der nächste Schüler zeichnet den Apollo. Amriß nnd manche Einzelheiten sind
befriedigend. Nur die Formen der schwarzen Flecke sind wie Klöße geraten. Der
Schüler hat ihre Llmrisse nicht scharf genug beobachtet. Der Lehrer macht ihm irgend
einen Fleck als ein geradlinig begrenztes Vieleck vor, indem er jede Seite mit
einem bestimmten Ruck fest hinzeichnet. Zeit: 2 Minuten.

Dieses Vorzeichnen ist sür den Schüler von größter Bedeutung. Es erklärt
seine Worte, die erfahrungsgemäß ohne begleitendes Vormachen in der Negel wenig
oder gar falsch verstanden werden. Ferner lernt der Schüler erst durch eine Zeich-
nung die Natur sehen, wie wir überhaupt dieser erst durch die Kunst als die beste
Erklärung und Älbersetzung der Natur näher gebracht werden. Darum soll der
Zeichenlehrer zwar viel erläutern durch Worte, aber noch mehr durch das Beispiel,
welches er im Vormachen gibt. Nur der Lknwissende wird, indem hier vom „Vor-
machen" geredet wird, zu der Ansicht kommen, daß das Zeichnen auf gewissen Äand-
griffen, auf einer Summe von äußerlich-technischen Mitteln beruhe.

Aus den drei Beispielen der Korrektur leuchtet ein, daß diese Seite der Lehrer-
tätigkeit eine ganze Kraft erfordert, und daß der Lehrer ein tüchtiger Zeichner sein
muß, der mit schnellem Blick Vorbild und Zeichnung des Schülers übersehen und
erkennen kann, ob und wo seine Äilfe einzusetzen hat. Die Korrektur muß produktiv
sein, das will heißen, sie soll weniger in negativer Kritik bestehen als vielmehr sofort
positiven Nat zum Bessermachen enthalten. Auf der richtigen Ausübung der
Korrektur beruht fast aller Erfolg des Zeichenunterrichts. Weil diese nur während
des Llnterrichts vollzogen werden kann, erschwert sie die Arbeit des Lehrers außer-
ordentlich. Die Frage nach einer Erleichterung und wirkungsvollen Durchführung
der Korrektur unter Berücksichtigung der lokalen Schwierigkeiten, die in der Größe
der Klasse, der unzweckmäßigen Einrichtung der Subsellien, den mangelhaften Licht-
verhältnissen u. a. liegen, wird ihn daher unausgesetzt beschäftigen; denn es geht nicht
an, mit der Einführung des neuen Lehrplanes solange zu warten, bis jede Volks-
schule einen wohlausgestatteten Zeichensaal und nicht zu große Klassen habe.

Die Aufgaben des vierten Schnljahres.

^^ie folgenden Vorschläge werden mit Nücksicht auf die denkbar ungünstigsten Ver-
hältniffe einer großen, aus etwa 50 Kindern bestehenden Klasse einer Volks- oder
einer Mittelschule gemacht, die ihren Zeichenunterricht in dem gewöhnlichen Klassen-
zimmer erhält.

Der Lehrer muß sich nach den gegebenen Verhältnissen einrichten. Zunächst
wird er den Klassenunterricht so gestalten, daß er mit wenigen Lehrmitteln auskommt.
Dann muß er im Auge behalten, daß im Einzelunterricht die vorhandenen Vorbilder
 
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