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rundlichen Linienführung, er „weiß nicht, was er will". Gleichzeitig ist er kleinlich,
indem er sich scheut, das Papier mit notwendigen Äilfslinien zu bedecken und eckig-
hart zu zeichnen, wo ihm die Natur gerundete Linien bietet. Gr sieht eben nicht
die inhaltvollen Linien derselben, von welchen selten eine so charakterlos wie eine
geometrische Kurve ist.

Was vorstehend über Blockieren und geradlinigen Zuschnitt gesagt ist, gilt
natürlich zunächst vom Zeichnen nach der Natur. Das Zeichnen aus dem Kopfe
kann und darf durch derartige Regeln nicht beengt werden.

Wie soll der Lehrer Korrektur üben?

Es ist wichtiger, daß der Schüler sich eine zweckmäßige Methode der
Naturbeobachtung und der Darstellung aneigne, als daß er viele „schöne"
Zeichnungen anfertige. Diese werden sich nach Erfüllung der erstgenannten Voraus-
setzung von selbst einstellen. Der Lehrer muß diesen Gefichtspunkt bei der Korrektur
im Auge behalten. Diese Arbeit kann ihm in großen Klassen viele Mühe bereiten.
Erleichtern wird er sie sich, indem er solgendes Versahren beachtet, welches er sowohl
beim Klassen- wie beim Einzelunterricht anwenden kann, ohne daß er in letzterem
Falle wesentlich mehr Zeit auf dasselbe verwenden muß.

Nehmen wir an, daß das Kind einen Schmetterling zeichnet.

Zn dem Augenblicke, wo der Lehrer an seinen Platz kommt, zeigt die Arbeit
des Schülers das Aussehen L. Sie enthält Richtiges und Verkehrtes. Es hätte

aber keinen Zweck, auf Einzel-







Abb. 8. Fehler infolge Nnterlassens des Blockierens.


heiten einzugehen, denn die Llm-
hüllungsfigur, der „Block" ist
falsch oder vielmehr gar nicht
gezeichnet. Dadurch hat der
Scküler die erste Voraussetzung
sür eine richtige Zeichnung nicht
erfüllt. Der Lehrer sagt ihm
nur: „das wird ein anderer
Schmetterling, zeichne zuerst den
Block richtig!" und geht darauf
weiter. Zeit: V4 Minute. —
Ein anderer Schüler zeichnet
einen Reiherkopf: Seine Arbeit
zeigt diesen Zustand: Die Linien
des Llmrisses sind zu wenig
charakteristisch. Die Llrsache
desselben besteht darin, daß der
Schüler die Linien nicht gut in ihre Teilstrecken zerlegt hat. Es ist ihm entgangen,
daß die untere Linie aus 4 Stücken, die obere aus 5 Strecken besteht. Zn diesem

-j

Abb. 9. 4 (Fleck auf dem Apollo) und 5 (Reiher) sind uncharakte-
risiische Kinderzeichnung. 2, 3 und 6 vom Lehrer vorgemacht.
 
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