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XV. Reinhard Graf zu Solms

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deck und Landgraf Philipp von Hessen über ein Jahr lang die Stadt. Vom
Landgrafen von Hessen geschickt, schloß sich Philipp zu Solms mit seinem
Sohn Reinhard den Belagerungstruppen an (vgl. Kirchhoff 1962, 101, 116
u. 136); hier konnten die beiden leidenschaftlichen Kriegswissenschaftler
verschiedene Belagerungstechniken studieren und Erfahrungen sammeln,
die in das militärische Werk Reinhards eingeflossen sind.
Am 23. Juli 1535 unterzeichnete Reinhard zu Solms den Reichstagsab-
schied von Worms als Abgesandter des Bischofs von Münster (Neuhaus
1982, 117, 529). Der Wormser Reichstag war von besonderem Interesse für
Bischof Franz, da auf ihm das weitere Schicksal Münsters beraten wurde
(Kirchhoff 1962, 157-159. Neuhaus 1982, 109-133, 529).
Nach der Teilnahme an einem weiteren Feldzug und mehreren Reisen
ins Ausland ist Solms seit 1539 in Ingolstadt mit dem Ausbau der Festung
beschäftigt (s. u.). Inzwischen hatte er sich in militärischen Kreisen einen
guten Ruf erworben, so daß ihm Kaiser Karl V. die Teilnahme an seinem
Feldzug gegen Herzog Wilhelm V. („den Reichen“) von Jülich-Kleve-Berg
befahl. Nach kurzem, hartem Kampf wurde der sog. „Geldrische Krieg“
mit dem Vertrag von Venlo (7. September 1543) im Sinne des Kaisers been-
det. 1544 musterte Solms eilends für einen Krieg gegen Frankreich aufge-
stellte Truppen. In diesem Feldzug tat er sich besonders bei der Belagerung
von St. Dizier an der Marne hervor: Er beaufsichtigte die Bombardierung
der Stadt und die Unterminierung der Stadtmauern.
Nach dem Tode seines Vaters trat Reinhard zu Solms zusammen mit sei-
nem Neffen Friedrich Magnus (1521-1561) die Nachfolge in der politischen
und wirtschaftlichen Verwaltung der Grafschaft an. Im Laufe der turbulen-
ten politischen Ereignisse der nächsten Zeit wurde Solms zunehmend auf
die kaiserliche Seite gezogen und geriet dadurch in Gegensatz zu Landgraf
Philipp von Hessen, der dem Lager der protestantischen Schmalkaldener
angehörte. Sich der Vermittlung Reinhards bedienend, wollte Kaiser
Karl V. das Bündnis von Schmalkalden schwächen, indem er den hessi-
schen Landgrafen auf seine Seite zu ziehen beabsichtigte. Nachdem dieser
Versuch erfolglos geblieben war, griff Karl V. zu militärischen Mitteln. Ein
Jahr darauf unterwarfen sich die beiden Köpfe der Schmalkaldener, Kur-
fürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen. Der
Schmalkaldische Bund war zerschlagen. Karl V. stand auf dem Höhepunkt
seiner Macht.
Solms geriet während des Schmalkaldischen Krieges in einen politischen
Strudel, der sein Verhältnis zum Landgrafen Philipp erheblich belasten
sollte. Karl V nutzte seine Kaisertreue für die eigene Machtpolitik: Solms
sollte mit der Ritterschaft in Franken, Thüringen und am Rhein über die
Unterstützung der kaiserlichen Sache verhandeln. Dies trug Solms den
Zorn des Landgrafen ein, der ihm bald überall auflauern ließ. Bei Aus-
 
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