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dargestellt ist21. Auf dem Triumphbogen erkennt man in mittelalterlicher Überarbeitung22 das Brustbild
Christi, dem die 24 Senioren huldigen, und die Evangelistensymbole. Was die Darstellungen über den
Papstmedaillons an den Obergadenwänden betrifft, so ist Stephan Waetzold in einer Untersuchung
über die Kopien frühchristlicher Mosaike in Rom zu neuen Ergebnissen gelangt, welche die bisherige
Auffassung, daß hier wie in Alt-St. Peter die Zyklen des Alten und Neuen Testaments einander gegen-
übergestellt waren, modifizieren23.
In S. Agata in Suburra (n. 459) thronte der Heiland auf der Himmelskugel inmitten der zu ihm hin-
schreitenden Apostel24. Auf dem Paradiesberge stehend wird er in S. Andrea in Catabarbara (468-83)
von sechs Jüngern begleitet25.
Die Schöpfer dieses wieder nur in einer Zeichnung erhaltenen Mosaiks betrachtet Matthiae26 als die
wahren Lehrmeister des in SS. Cosma e Damiano in Rom im Auftrag von Felix IV. (526-530) tätigen
Künstlers, in dessen Werk die stadtrömische Räumlichkeit der Komposition mit der östlichen Typik
der Figuren kontrastiert27. Dem vor einem Wolkenhintergrund über der Weite der Jordanlandschaft
schwebenden Christus nahen sich die ihm von den Apostelfürsten zugeführten Titelheiligen, die mit
verhüllten Händen ihre Kronen darbringen und vom hl. Theodor und dem Stifter gefolgt werden28.
Das an die erste apokalyptische Vision sich anschließende, 1630 bei der barberinianischen Erneuerung
der Kirche seitlich beschnittene Triumphbogenmosaik mit dem unmittelbar altarbezogenen Agnus Dei auf
dem Thron über dem Gewölbescheitel gehört wahrscheinlich erst der Zeit Papst Sergius’ I. (687-701) an29.
In S. Vitale zu Ravenna ist nur der dem Oktogon angefügte Altarraum mit Mosaiken ausgestattet
(Mitte 6. Jh.). In der Konche befindet sich das Thema der Empfehlung des Titelheiligen und des Stifters,
die hier aber von Engeln an den auf der Himmelskugel thronenden jugendlichen Heiland erfolgt, der
dem mit verhüllten Händen nahenden Vitalis eine Krone entgegenhält, im Unterschied zu SS. Cosma e
Damiano, wo sie gleichsam als Ausweis des heiligmäßigen Lebens zum persönlichen Gericht mitgebracht
wird. Die Abstimmung der musivischen Ausstattung auf den Altar lassen deutlich auch die anderen
Gegenstände erkennbar werden: das Agnus Dei im Gewölbe, die Opferszenen in den Lünetten der
seitlichen Presbyteriumswände sowie der in der Apsisrückwand befindliche Zug Justinians und der
Kaiserin Theodora30. Von dem Aussehen des Apsismosaiks in der 504 geweihten Kirche S. Apollinare
Nuovo haben wir keine Kenntnis31. Dennoch ist die musivische Dekoration der Langhaus wände, welche
Bischof Agnellus (553-^56) verdankt wird, der das Gebäude Theoderichs dem katholischen Kult übergab,
ein besonders deutliches Beispiel für die Altarbezogenheit von Themen, die häufig als Apsisdarstellungen
Verwendung finden. Unterhalb der Fensterreihe schreitet ein Zug von Heiligen in Richtung zum Altar,
wo am Zielpunkt der Bewegung vor der Apsis Christus bzw. die Muttergottes mit dem Kinde thronen.
Da auf diese Weise die Gerichtetheit des Bauwerks eine unmittelbar augenfällige Ausdeutung durch
den malerischen Schmuck erfährt, sieht Demus32 in diesen Mosaiken ,,the fraudest example of consistent
functional decoration“ und bezeichnet sie als geradezu idealen Fall eines longitudinalen Ausstattungs-
systems.
Eine symbolische Darstellung, die wieder in deutlichster Weise die inhaltliche Beziehung des Apsisbildes
zur Opferhandlung bekundet, ist das von einem Medaillon umrahmte Gemmenkreuz in S. Apollinare
in Classe (um 549), das sich zwischen den Halbfiguren von Moses und Elias befindet. Bei der Gestalt
des hl. Apollinaris in der Paradieslandschaft nimmt ein Teil der Forschung an, daß sie im 7. Jh. anstelle
eines Agnus Dei hinzugefügt worden sei, als die Stirnwand (Brustbild Christi im Medaillon zwischen den
Evangelistensymbolen und die himmlischen Städte mit den Lämmern) sowie der untere Teil des Presby-
teriums (Erzbischöfe von Ravenna) ausmosaiziert wurden33.
Das Oratorium des hl. Venantius am Lateransbaptisterium besitzt ein Apsismosaik (640-642), in dessen
oberer Zone Christus als Brustbild zwischen zwei Engeln dargestellt ist34. In der unteren befindet sich
die von den Apostelfürsten, Heiligen und dem Stifter flankierte Madonna orans. Später in ähnlicher
Weise dem Hauptthema subordiniert, tritt sie häufig als Mittelpunkt der Konchenwand auf.
In der Nachfolge von SS. Cosma e Damiano35 entsteht das im 17. Jh. stark restaurierte Apsismosaik
in S. Teodoro in Rom (um 775-779). Wieder sind es die Apostelfürsten, die dem hier wie in Ravenna
auf der Himmelskugel sitzenden Christus die Heiligen Theodor und Georg (?) empfehlen36. Noch enger
ist der Anschluß an das Mosaik Felix’ IV. in den Kalotten von S. Cecilia (817-824), S. Prassede (817-824)
und S. Marco (827-840)37 in Rom, welche, die Heiligenfiguren auswechselnd und unter Minderung der
Räumlichkeitswerte, die in S. Marco zugunsten einer bloßen Repräsentation der auf Sockeln stehenden

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