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Die Renaissance unter Joao III und Philipp I

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Abb. 147. Gartenterrasse der Quinta in Bemflca

geteiltes Parterre, iiberall mit Statuen, Brunnen und ähnlichem geschmückt, an
einer Seite dann die wundervolle Terrasse mit Treppen am Ende und Bassin
davor, an der Hockwand Nischen mit Büsten, dazwischen überall prachtvolle
Pliesengemälde. Der letzte Zeuge einer einst.in solcher Pracht geradezu über-
schäumenden Zeit.

Nur ein Kirchengebäude jener letzten Kunstzeit Portugals, und zwar von
großartigster Anlage, steht noch aufrecht, — aber nur zur Hälfte fertig ge-
worden: die gewaltige Ruine von Sta. Engracia. Wie ein Ausdruck dessen, was
man auck damals noch an großen Baugedanken zu verwirklichen gedachte,
wozu aber die Kraft der Zeit nicht mehr ausreichte. Um 1630 begann man
den überkräftigen Zentralbau, im Grundriß ein vierblättriges Kleeblatt zwischen
vier starken Ecktürmen, über dem sich eine stolze Kuppel erheben sollte, deren
Pendentifs schon fertig sind, aber Tambur und Wölbung fehlen noch. Im
Außeren kraftvolle zweigeschossige Pilasterarchitektur, dorisch und ionisch,
vor der vorgebogenen Eingangseite vor dreibogiger Halle stattliche voi’gekröpfte
Säulen. Innen bereits fertige Marmorinkrustation bis zum Hauptgesimse. Aber
durch die gewaltige Rundöffnung oben schaut der blaue Himmel; ein Eindruck;
der das Bild des Pantheons zurückruft. So ragt der unfertige Bau, der letzte
aus der Nachfolge des B. Alvares, vielleicht ihr stolzestes Denkmal, seit fast
300 Jahren noch immer, ein Sinnbild endlosen und nicht zum Ziel gelangten
Willens, den das Volk „obras de Santa Engracia“ nennt, vielleicht auch eine
Verkörperung des Schicksals des Landes Portugal.
 
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