YIERTES BUCH
Kunstgewerbe und Dekoration
Das Kunstgewerbe und die dekorativen Künste kaben in unserer Periode in
Portugal wenig Bedeutsames hervorgebracht. Die reichen Altarwände Siraniens
fehlen im ganzem, wie denn überhaupt das Holz in der friihern Zeit mehr zuriick-
tritt. Am meisten hat noch die Keramik geleistet, insbesondere in Pliesenbeklei-
dungen derWändeundPußböden; auchdieseauf maurischer Grundlagemit schwach
reliefierten Einteilungen, der spanischen durchaus verwandt. Das Schloß in Cintra
ist dessen ein Museum. Erst gegen 1560 kommt man hier zu einer farbigen Be-
malung, die ein eigenes neues Feld bedeutet, das in Spanien fehlt. Wandfliesen, mit
Blau und Gelb bernalt, wie in der Rochuskirche zu Lissabon sind selten; das
beste dieser Art dürften sonst die Fliesenbilder sein, die die Wände der Garten-
hallen und Bassins des oben erwähnten Schlößchens Albuquerque zu Bacalhoa
bedecken, farbig und in schönen Renaissanceformen. Sehr reich, dock sich dem
Barock nähernd, die Fliesenbilder und Figuren, die die Wände der Vorkalle von
S. Amaro bei Lissabon (Alcantara) völlig überziehen, bei denen eine neue
starke Vielfarbigkeit auftritt. Mehr und mehr drängt sich aber das Kobaltblau
in den Vordergrund, bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts nur noch Blaumalerei
auf weißem Grunde herrscht.
Was die Holzarbeit im besonderen anlangt, so hat es an ihr docli nicht
ganz gefehlt, wenn sie auck meist von Ausländern ausgeführt wurde. Reiche
Altäre waren in der Frühzeit iiblich, so einst die prächtigen in S. Francisco zu
Evora (Oivel de Gand) (Abb. 148) und vom selben Meister im Christuschor zu Tho-
mar; der nock ziemlich spätgotische Altar zu Coimbra in der alten Kathedrale,
ebenfalls von fremder Hand, vielleicht spanisch, ist das einzige Werk dieser Art;
von Ckorgestühlen steht wenigstens noch das sehr schöne aus der Frühzeit,
wohl auch spanisch, in Sta. Cruz zu Coimbra auf der Empore. Von ausgebildeter
flottester Renaissance aber das prächtige Gestiihl auf der Empore der Kirche zu
Belem von 1560, zweireihig, mit großen Ornamentpilastern an der Wand, von
leidensckaftlickster Bewegung seiner figiirlichen und ornamentalen Reliefs. Sicher
derselben Hand angehörend ist das prächtige Gestühl auf der Empore des Doms
zu Ev ora von 1562, das ganz äknlicke Gegenstück, auck zweireihig, mit Pilastern
an der Rückwand, reichsten Füllungen figürlich und emblematisch, üppigen
Friesen mit Köpfen, Engelfiguren an den Sockeln — ebenso an der vortretenden
Stuhlreihe, prächtige Mengen. Hier ist spanischer Einfluß ganz unverkennbar;
vielleicht war es ein in Spanien geschulter Portugiese, dem diese beiden Werke
zuzuschreiben sind; denn die Anordnung mit Pilastern ist in Spanien in dieser
Art nicht bekannt. Holzaltäre kommen aus der guten Renaissancezeit wohl
kaum vor, dagegen in gewaltiger Fülle seit dem beginnenden Barockstil.
Kunstgewerbe und Dekoration
Das Kunstgewerbe und die dekorativen Künste kaben in unserer Periode in
Portugal wenig Bedeutsames hervorgebracht. Die reichen Altarwände Siraniens
fehlen im ganzem, wie denn überhaupt das Holz in der friihern Zeit mehr zuriick-
tritt. Am meisten hat noch die Keramik geleistet, insbesondere in Pliesenbeklei-
dungen derWändeundPußböden; auchdieseauf maurischer Grundlagemit schwach
reliefierten Einteilungen, der spanischen durchaus verwandt. Das Schloß in Cintra
ist dessen ein Museum. Erst gegen 1560 kommt man hier zu einer farbigen Be-
malung, die ein eigenes neues Feld bedeutet, das in Spanien fehlt. Wandfliesen, mit
Blau und Gelb bernalt, wie in der Rochuskirche zu Lissabon sind selten; das
beste dieser Art dürften sonst die Fliesenbilder sein, die die Wände der Garten-
hallen und Bassins des oben erwähnten Schlößchens Albuquerque zu Bacalhoa
bedecken, farbig und in schönen Renaissanceformen. Sehr reich, dock sich dem
Barock nähernd, die Fliesenbilder und Figuren, die die Wände der Vorkalle von
S. Amaro bei Lissabon (Alcantara) völlig überziehen, bei denen eine neue
starke Vielfarbigkeit auftritt. Mehr und mehr drängt sich aber das Kobaltblau
in den Vordergrund, bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts nur noch Blaumalerei
auf weißem Grunde herrscht.
Was die Holzarbeit im besonderen anlangt, so hat es an ihr docli nicht
ganz gefehlt, wenn sie auck meist von Ausländern ausgeführt wurde. Reiche
Altäre waren in der Frühzeit iiblich, so einst die prächtigen in S. Francisco zu
Evora (Oivel de Gand) (Abb. 148) und vom selben Meister im Christuschor zu Tho-
mar; der nock ziemlich spätgotische Altar zu Coimbra in der alten Kathedrale,
ebenfalls von fremder Hand, vielleicht spanisch, ist das einzige Werk dieser Art;
von Ckorgestühlen steht wenigstens noch das sehr schöne aus der Frühzeit,
wohl auch spanisch, in Sta. Cruz zu Coimbra auf der Empore. Von ausgebildeter
flottester Renaissance aber das prächtige Gestiihl auf der Empore der Kirche zu
Belem von 1560, zweireihig, mit großen Ornamentpilastern an der Wand, von
leidensckaftlickster Bewegung seiner figiirlichen und ornamentalen Reliefs. Sicher
derselben Hand angehörend ist das prächtige Gestühl auf der Empore des Doms
zu Ev ora von 1562, das ganz äknlicke Gegenstück, auck zweireihig, mit Pilastern
an der Rückwand, reichsten Füllungen figürlich und emblematisch, üppigen
Friesen mit Köpfen, Engelfiguren an den Sockeln — ebenso an der vortretenden
Stuhlreihe, prächtige Mengen. Hier ist spanischer Einfluß ganz unverkennbar;
vielleicht war es ein in Spanien geschulter Portugiese, dem diese beiden Werke
zuzuschreiben sind; denn die Anordnung mit Pilastern ist in Spanien in dieser
Art nicht bekannt. Holzaltäre kommen aus der guten Renaissancezeit wohl
kaum vor, dagegen in gewaltiger Fülle seit dem beginnenden Barockstil.