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destens drei Meter hohe Leiter auf die Empore bringen müssen, um

an die Eucharistie in dem Kruzifixus auf der karolingischen Säu-

lenstellung heranzukommen. Schon das macht höchst unwahrscheinlich,

daß ein karolingischer Kruzifix dort als Sakramentsbehälter ver-

wandt wurde. In karolingischer Zeit hat sich an der von Buchkre-

mer angenommenen Stelle überhaupt keine Kreuzgruppe (wie sie auch

erst viel später bezeugt oder gar erhalten sind) befunden, Felix

Kreusch hat erst kürzlich nachgewiesen, daß dort für eine solche

xp)

Kreuzgruppe kein Platz war '. Im späten 16. Jahrhundert wurde in
Aachen ein Kruzifix als Sakramentsbehälter verwandt - das ist
die einzige Tatsache, die übrig bleibt. Daraus auf einen karolin-
gischen Kruzifix als Hostienbehälter zu schließen, dürfte metho-
disch kaum möglich sein. Im zwölften Jahrhundert wird zweimal
eine Altarausstattung beschrieben, wo als Eucharistiebehälter

ganz normal eine Pyxis genannt wird und zum gleichen Altar gehö-

35)

rig ein Kruzifixus, einmal 1182 für St. Laurentius in Lüttichr^ ,

3/4.)

zum anderen 1159 für Petershausen bei Konstanz bezeugt^ . Dort
ist erwähnt ein crucifixus pulcherrimus et in hoc multae reli-
quiae. Der Petershausener Kruzifix ist ein Reliquienbehälter wie
das Bennakreuz und auch das Gerokreuz. '

Thietmar nennt Hostie und Kreuzpartikel zusammen. Die Hostie
erscheint also als Reliquie. Hostie und Reliquien sind auch be-

zeugt in einem von Bischof Hermann II. von Münster (1151-1168)

36)

gestifteten großen Silberkreuz'^'. Die Hostie ist hier Herrenre-
liquie. Die gleiche Erscheinung findet sich in den Reliquiengrä-
bem der Altäre. Vom neunten Jahrhundert bis weit über das 13.
Jahrhundert hinaus werden häufig neben den Märtyrerreliquien drei
konsekrierte Hostien und drei Weihrauchkörner im Altarsepulcrum
bestattet. Dieser Brauch ist in den Pontifikalien seit dem neun-
ten Jahrhundert nachzuweisen, zu den frühesten Zeugnissen gehört

der Kirchweihordo im Drogosakramentar. Bisweilen finden sich als

36)

Ersatz für die Hostien kleine Kreuze in den Altarsepulcra^ J .

Das Gehäuse im Haupt des Gerokreuzes ist also als Reliquiende-
positorium zu verstehen, genau wie die der Kreuze von Ringelheim,
Gerresheim, Birkenbringhausen, Benninghausen, Werden und des
Torsos aus St. Georg in Köln. Auch der silberne Bemwardskruzi-
 
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