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nach rechts. Der obere Teil des Gekreuzigten wird so ganz von dem
Hängemotiv beherrscht. Dagegen ist der untere Teil von einem
Standmotiv her konzipiert. Die Beine stehen aufrecht auf dem Sup-
pedaneum, sie sind eng aneinander gepreßt, die Füße sind auswärts
gedreht. Der Schurz gehört zu diesem Teil der Gestalt, läßt aller-
dings in dem oben abschließenden Wulst mit Überschlag rechts die
Bewegung des Oberkörpers nachklingen. Hinten hängt er weit herab
und rahmt so die Kniepartie. Eine leise Asymmetrie verwischt da-
bei die Steifheit des Standmotivs. Der Gekreuzigte wirkt wie aus
zwei Teilen zusammengesetzt, die im Oberteil des Schurzes aufein-
anderstoßen. Das Vorbild für die obere Hälfte war zweifellos das
Gerokreuz, wie die Armhaltung und die Modellierung des Oberkör-
pers (Bauch) zeigen. Verändert ist die Bewegungsrichtung des Ober-
körpers und die Lage des Kopfes, der in die Bildebene gerückt ist.
Die Herkunft des unteren Teiles werden wir erst später bestimmen
können. Langgestreckt und steil aufrecht stehen zu beiden Seiten
des Kreuzes Maria und Johannes. Maria in hellvioletter Tunica und
grünem Mantel führt die verhüllten Hände an die Wange und neigt
leise das Haupt. Johannes in blauer Tunica und weißrosa Pallium
blickt zum Kreuze auf und stützt mit der verhüllten Rechten das
Kinn. In der Linken hält er ein Buch. Über dem Kreuzquerbalken
erscheinen auf dem Purpurgrund zwei völlig gleiche Gestirnzeichen
in Gold. Sol und Luna werden nicht unterschieden. Damit ist kurz
vor der Jahrhundertwende in enger Anlehnung an das Gerokreuz das
für die Kölner Buchmalerei verbindliche Kreuzigungsbild geschaf-
fen worden, das in den folgenden Handschriften nur wenig verän-
dert wird.

Das nächst kölnische Kreuzigungsbild ist enthalten in dem im
ersten Viertel des elften Jahrhunderts entstandenen Evangeliar

der Äbtissin Hitda von Meschede in Darmstadt (Landesbibliothek

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Cod. 1640 fol.207v zum Johannesevangelium, Abb.28) Von dem
Gekreuzigten heißt es .im Text der Gegenseite fol.208 est creditor
ac rector universae creaturae - trotz seines Totseins bleibt Chri-
stus Gott, der Schöpfer und Lenker der ganzen Welt. Genau wie im
Sakramentar von St. Gereon wird der Gekreuzigte von Maria und Jo-
hannes und von Sol und Luna umgeben. In die Gestirnzeichen sind
 
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