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Köpfe eingefügt, aber nur die Beischriften bestimmen sie als Sol
und Luna. Die Widersprüche der beiden Bewegungsmotive sind hier
weitgehend dadurch ausgeglichen, daß der Oberkörper in die Verti-
kale gerückt worden ist. Nur die Verschiebung der Vertikalachsen
von Unter- und Oberkörper gegeneinander verrät die Zusammensetzung.
Die Füße sind noch weiter auseinander gedreht. Aus allen fünf Wun-
den strömt Blut. Dieser Kruzifixtyp wird in der Kölner Buchmale-
rei kanonisch und bleibt sogar nach der Stilwandlung nach der
Jahrhundertmitte erhalten.

Ungefähr gleichzeitig wird der Gekreuzigte ohne alle Nebenfigu-
ren dargestellt am Anfang des Johannesevangeliumsin einem Evange-
liar der Gießener Universitätsbibliothek, cod.66o fol.188
(Abb.29V . Es handelt sich um den gleichen Typ des toten Chri-
stus wie im Hitda-Codex, doch bleibt durch ein geringfügiges Nach-
rechts-Sinken des Oberkörpers der ursprüngliche Typ noch spürbar,
hier jedoch mit dem Auf-dem-Suppedaneum-Stehen völlig in Einklang
gebracht. Aus den Handwunden tropft Blut, aus der Seitenwunde
Blut und Wasser, ein Motiv, das besonders wichtig ist. Es er-
scheint in einem Kruzifixbild am Beginn des Johannesevangeliums,
des Evangeliums, in dem die Perikope vom Lanzenstich steht, und
zeigt, wie groß das Interesse gerade an diesem Detail war,

Im zweiten Viertel. des elften Jahrhunderts entstand das Evange-
liar des Gundold in der Stuttgarter Landesbibliothek (bibl.A-°2,
Kreuzigung fol.9v, Abb.30)®\ Maria und Johannes blicken zu dem
toten Gekreuzigten auf, zu Füßen des Kreuzes kniet der Stifter
der Handschrift, der Kleriker Gundold. Das Standmotiv Christi hat
sich noch weiter durchgesetzt, die Arme werden beinahe in eine
Horizontale gespannt. Die verschieden hohe Annagelung der Hände
bewirkt jedoch ein Ausbiegen des Oberkörpers und weist genau wie
die Drehung des Bauches nach rechts auf die Herkunft des Kruzifix-
typs.

Im Evangeliar der Stiftskirche von Gerresheim, kurz vor der

q)

Jahrhundertmitte entstanden^', wird die Kreuzigung eingerahmt von
den vier Evangelistensymbolen, ein Motiv, das eigentlich zur Ma-
jestas Domini gehört, aber auf Kreuzigungsbildern sehr häufig
vorkommt. Neu ist weiterhin die Haltung des Johannes, er bedeckt
 
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