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großen Medaillon. Das Kreuz wächst heraus aus einem Kreis mit dem'
Stier. Der Nimbus des Stieres dient dem Gekreuzigten als Suppeda-
neum. Christus steht aufrecht mit horizontal ausgestreckten Armen
und abgespreizten Daumen. Jugendlich-bartlos blickt er auf Maria
herab. Er ist bekleidet mit einer ärmellosen Tunica, die in der
ottonischen Buchmalerei sonst nur noch im Göttinger Sakramentar
vorkommt. Die Tütenfalte über dem linken Bein und die Falten um
den Bauch könnten durchaus von einer Tunica wie im Göttinger Sakra-
mentar abgeleitet sein. Der gleiche Kruzifixtyp, diesmal nur im
Lendenschurz und ohne Fußstütze, auch im zweiten Kreuzigungsbild.
Zwei trauernden Frauen links ist ein Johanneskopf hinzugefügt.

Der Kruzifixus ist in ein Bild der zwei Frauen am Grabe eingefügt

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worden, der Engel ausgelassen . Die Kruzifixbilder der Hildes-
heimer Buchmalerei müssen also auf Trierer und Fuldaer Buchmale-
rei zurückgeführt werden. Dagegen hatte die Hildesheimer Plastik
für ihre Darstellungen des Gekreuzigten ihre Vorbilder in Köln
und Trier gefunden.

"Wesergruppe"

In Niedersachsen oder Westfalen entstanden in der zweiten Hälf-

te des zehnten Jahrhunderts eine Reihe von Handschriften, die

Goldschmidt unter dem Namen "Wesergruppe" zusammenstellte. "Ihre

Lokalisierung ... nach Corvey hätte ... viel Verlockendes"

(Boeckler)^ 00} Das Evangeliar aus Abdinghof, ehem. Kassel Landes-

bibliothek Cod. theol.fol.60,enthält auf fol.1 eine Federzeichnung

'l

der Kreuzigung (Abb.68) . Christus steht auf einem breiten Sup-

pedaneum hoch am Kreuz, die Arme nach oben gebogen, die Finger
herabsinkend. Er trägt Tunica und Pallium. Mit geneigtem Haupt
blickt er auf die trauernde Maria. Rechts vom Kreuz Johannes, un-
ter ihm Terra mit dem Füllhom, die einen nackten, kniend-adorie-
renden Menschen zum Kreuz hinschiebt. Um den Kreuzfuß die Schlan-
ge, über dem Kreuzquerbalken Sol und Luna mit Fackeln, die die
Form von Füllhörnern angenommen haben.

Ein völlig anderer Kruzifixtyp erscheint in dem in das Reiche-
nauer Evangelistar Cod.CXC der Leipziger Stadtbibliothek einge-
 
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