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'l 02)

bundenen Sakramentaxfragment (Abb.69) . Der Zusammenhang mit

den Federzeichnungen der "Wesergruppe" wird außer durch den Stil
deutlich durch die beinahe vollständige Identität (Haltung und Ge-
wanddrapierung) der Johannesfiguren in Kassel und Leipzig, zudem
durch den in beiden Bildern vorkommenden krokodilartigen Schlan-
genkopf. Die Kreuzigung ist in der Leipziger Miniatur reduziert
auf die Dreifigurengruppe von Maria und Johannes um das Kreuz.

Das das Bildfeld weit überragende Astkreuz wird unten von der
Schlange umwunden. Christus steht auf dem Suppedaneum (auch dies
Detail wie in Kassel). Dies Bewegungsmotiv reicht bis zu dem in
der Mitte geknoteten Lendenschurz. Von oben her setzt ein anderes
ein: Der Oberkörper hängt ausschwingend an den straff ausgespann-
ten, nach unten gezogenen Armen. Die Finger schlaff herabsinkend.
Das bärtige Haupt ist auf die rechte Schulter gesunken, die Augen
sind geschlossen. Wegen dieses Typs des toten Gekreuzigten, der
ohne die Armhaltung kölnischer Kruzifixe (Gerokreuz, Lotharkreuz,
Buchmalerei) kaum denkbar erscheint, kann die Miniatur nicht vor
die siebziger Jahre des zehnten Jahrhunderts datiert werden" 1^-^.

Zusammenfassung

In der Monumentalskulptur war der tote Christus am Kreuz vor-
herrschend, während der Triumphator nur auf den italienischen
Silberkreuzen vorkam. Die Möglichkeiten der Kruzifixikonographie
in der Schatzkunst umfassen die beiden so gegensätzlichen Typen
des Triumphators und des toten Gekreuzigten. Zwischen diesen bei-
den Typen gibt es Ubergangsformen aller Art. Das entscheidende
Attribut des toten Herm am Kreuz, die geschlossenen Augen, kann
allen anderen Typen hinzugefügt werden. Der tote Gekreuzigte
kommt in allen Werkstätten vor, ist jedoch außer in Köln nir-
gends vorherrschend.

Die für die Deutung der Darstellung des toten Gekreuzigten
wichtigste Frage ist die nach dem Zusammenhang, in dem sie in den
Kreuzigungsbildern erscheint. In den Handschriften, in denen
durch die Verbindung der Miniaturen mit einem bestimmten Text
eine Deutung am leichtesten möglich ist, gehört die Kreuzigung
 
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