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tur des Kopisten halten.

Als weitere Varianten seien genannt: das Kreuzigungsbild fol.

12v ira sogenannten Evangeliar Franz' II., Paris BN lat. 257» ei-

14")

nem Hauptwerk der frankosächsischen Buchmalerei . Hier sind die
Arme ein wenig nach oben geschwungen, und die Finger sinken herab.
Sol und Luna, Longinus und Stephaton umgeben den Gekreuzigten, am
Kreuzfuß die Schlange. In der um 868 geschriebenen Evangelienhar-
monie des Otfried von Weißenburg, Wien NB cod.2687 fol.153v,

schwebt Ghristus mit horizontal ausgestreckten Armen und herabsin-

16")

kenden Fingern am Kreuz Aus Hand- und Fußwunden strömt Blut,
das Blut aus den Fußwunden wird in einem Krug aufgefangen, der
Krug kommt hier zum ersten Male vor (offenbar kommt aus diesem
Kreis das Vorbild für Abb.72). Jugendlich-unbärtig blickt der
Herr auf Maria, auf der anderen Seite des Kreuzes Johannes, oben
Sol und Luna. Dieser Miniatur sehr verwandt ist das dem sogenann-
ten Ludwigpsalter der Berliner Staatsbibliothek, theol lat. fol.
58, fol. 120 eingefügte Kreuzigungsbild. Das Kreuz ragt unten aus
dem Bildrahmen heraus. Vor dem "Bild", den Kreuzfuß umfassend,
kniet ein Herrscher, dem alle Insignien fehlen. Wie Ewald Jammers
nachgewiesen hat, gehört das Kreuzigungsbild zu einer "Abdankungs-
liturgie", die 887 in Lorsch für die Absetzung Karls III. in den
frankosächsischen Psalter eingefügt worden ist" 1®^. Dargestellt
ist also Karl III. nach dem Verzicht auf die Insignien beim Beten
der zugehörigen oratio ante crucem dicenda. Der Kruzifixus unter-
scheidet sich von dem der Otfried-Handschrift nur durch den Bart
und die Finger, die nicht herabsinken, die Daumen sind jedoch

auch eingewinkelt. In diesen Bereich gehört weiterhin die Kreuzi-

17)

gung Vat.Pal. lat.834- fol.1 ' J. Die Arme Ghristi sind leicht gebo-
gen, die Daumen abgespreizt. Das bartlose Haupt ist kaum geneigt.

Die Herausbildung eines ganz anderen Kruzifixtyps läßt sich in
den Kreuzigungsdarstellungen des Utrechtpsalters, des Hauptwerkes
der Reimser Kunst um 830, beobachten. Wenn auch die Frage nach
der Vorlage des Utrechtpsalters immer noch umstritten ist, dürfen
die Zeichnungen hier doch als Schöpfungen der karolingischen
 
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