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der jüngeren Metzer Schule, so kopiert ein Elfenbein im Museum von
’iournai (Abb,114) in etwas verändertem Stile Goldschmidt I 85 ,und
89^°? Goldschmidt I 85 liegt auch der Adalberoplatte im Museum zu
Metz (Abtp. 115) zu Grunde. Durch eine Inschrift ist sie bezeichnet
als Stiftung eines Adalbero, wofür zwei Metzer Bischöfe in Frage
kommen: Adalbero I. (929-962) und Adalbero II. (984-1002). Der
elegante und weiche Stil der kleinen Figuren, der durchponderier-
te Kruzifixus, der vor dem ersten Mathildenkreuz (Abb.52) kaum
denkbar scheint, führt zu einer Datierung um 1000 51). Zwischen
der Kreuzigungsszene und den Personifikationen von Okeanos und
Gaia ist ein Streifen mit sitzenden Evangelisten eingeschoben,
die die Köpfe ihrer Symbole tragen. Unten wird der Akanthusrahmen
unterbrochen von einem Viereck mit der Büste des Stifters. Darauf
ruht eine kurze, dicke, von einer Weinranke umspannte Säule. Auf
ihr ist der Sündenfall dargestellt, das alttestamentliche Gegen-
bild der Kreuzigung. Darüber erhebt sich das Kreuz mit der fein-
gliedrigen Gestalt Christi. Er steht auf dem Suppedaneum mit nach
links gewandten, leicht eingeknickten Beinen. Die Arme sind nach
oben geschwungen, die Hände sinken herab. Das Haupt mit den ge-
schlossenen Augen ist leicht geneigt. Ecclesia fängt in einem
Gefäß, das sie mit beiden Händen hält, das Blut aus der Seiten-
wunde auf. Der Metzer Typ der Ecclesia ist hier mit dem toten
Gekreuzigten verwandt, im Gegensatz zur Metzer Elfenbeinskulptur
der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts. Der sakramentale
Zusammenhang führt in Metz erst um 1000 zur Darstellung des toten
Kruzifixus. Der Schurz Christi ist links geknotet, rechts ein
Überschlag. Der linke Oberschenkel bleibt frei. Dies Motiv, aus
den asymmetrischen Schurzbildungen von Reims und Metz entwickelt,
kennen wir bereits v«n anderen Kruzifixdarstellungen der Zeit um
1000 , wie dem Lotharkreuz (Abb.33) und dem silbernen Bernwards-
kreuz (Abb.65) y 1. Leicht vergröbert und mit spiegelbildlicher
Umkehrung des Schurzmotivs kommt dieser Kruzifixtyp vor auf dem
Elfenbein auf der Handschrift Paris BN lat.10438 (Abb.116), einer

Handschrift, die durch einen Eintrag um 1800 als Geschenk Adalbe-

5^5)

ros II. an die Metzer Kathedrale bezeichnet wird^ . Longinus ist
gerade bei der Ausführung des Lanzenstiches, sonst an Nebenfigu-
 
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