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finden sich in den Filiationslisten dieser von dem lothringischen
Kloster Gorze bei Metz nach 933 ausgehendai Reformbewegung, dievon
den Kaisern, dem Episkopat wie überhaupt den ganzen geistlichen
und weltlichen Eigenkirchenherren sehr gefördert wurde. Von Gorze
aus wird bereits 93^ die Benediktinerabtei St. Maximin in Trier
reformiert. Aus diesem Kloster holt Erzbischof Bruno von Köln
Mönche für seine Gründung St. Pantaleon (auch Erzbischof Gero be-
setzt 972 das von ihm gegründete Kloster Gladbach mit Möncben
aus St. Maximin). Aus St. Pantaleon kommen dann die Mönche für
des hl. Bernward Lieblingsgründung St. Michael in Hildesheim. Von
St. Maximin aus werden auch die Reichenau (ab 972) J' und St.
Emmeram in Regensburg (seit 97^) reformiert. Gorze, St. Maximin
und St. Emmeram sind die Hauptausstrahlungspunkte, von denen aus
langsam das gesamte Reichsgebiet von der Reform "erfaßt" wird.

So sehr die Gorzer Reform als eine der geschichtlichen Voraus-
setzungen für die Blüte der ottonischen Kunst angesehen werden
muß, darf der Zusammenhang trotzdem nicht allzu eng gesehen wer-
den. Wissen wir doch nicht einmal, ob in den Bischofsstädten die
Skriptorien mit dem Hauptbenediktinerkloster oder mit dem Dom-
stift verbunden waren. Für die Wanderung von Vorlagen dürften
die engen Beziehungen zwischen den Reformklöstem sehr nützlich
gewesen sein. Wie weit der Stilwechsel auf der Reichenau von den
frühen Handschriftengruppen zum Codex Egberti und zur Liuthar-
gruppe mit dem Einbruch der Gorzer Reform zusammenhängt, wissen
wir nicht. Man kann sich jedoch vorstellen, daß der in Trier wie
auf der Reichenau heimische Meister des Registrum Gregorii in
den Kreis der Gorzer Reformer gehört.

Vor der Reform durch die Gorzer läßt sich eine Darstellung
des toten Gekreuzigten in einem deutschen Kloster ' nur in Ful-

da nachweisen, das erst 1013 auf Befehl Heinrichs II. durch Poppo

27)

von Lorsch gorzisch geformt wurde ' . Das Göttinger Sakramentar

28

(Abb.6l) ist im späten zehnten Jahrhundert entstanden . Wenn
man diese Handsc'hrift nicht wie bisher um 973» sondern kurz vor
1000 ansetzen würde, könnte die Kenntnis der Ikonographie des to-
ten Gekreuzigten durch Abt Erkanbald (996-1011, 1011-1021 Erzbi-
schof von Mainz) über das Hildesheim Bernwards, zu dem Erkanbald
 
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