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162

29)

sehr enge Beziehungen hatte - 7 , aus Köln vermittelt worden sein.

Die englischenDarstellungen des toten Gekreuzigten entstanden

■50)

in einer von der Dunstan-Ethelwold-Reform geprägten Kirche^ ' .

Diese Reform hat sowohl über Gent Gorzer Gedankengut wie über

31)

Fleury Cluniazensisches in sich aufgenommen . Eine Eingrenzung
der von uns behandelten Ikonographie auf eine der beiden großen
Reformbewegungen des zehnten und elften Jahrhunderts wird schon
hier sehr fraglich. Diese Zweifel werden bestärkt von italieni-
schen Beispielen wie dem Aribertkreuz und dem Warmundussakramen-
tar. Weder Erzbischof Aribert von Mailand (1018-1044) noch Bi-

schof Warmundus von Ivrea (969-1002) scheinen nähere Beziehungen

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zur Gorzer Reform gehabt zu haben^ .

Die Unterschiede der Reformbewegungen finden sich hauptsäch-
lich in Fragen der Klosterverfassung und im speziell monastisch-
liturgischen Bereich. Die Gefahr, die Trennung zu sehr zu beto-
nen und etwa eine "Kulturfeindlichkeit" Clunys im Gegensatz zu

den großen Reichsklöstern der Gorzer Reform zu sehen, ist von

33)

historischer Seite öfter hervorgehoben worden . So müssen wohl
im Bereich der Cluniazenser Darstellungen des toten Gekreuzigten
vorausgesetzt werden, wenn sich auch nichts davon erhalten hat.
Des Cluniazensers Rodulfus Glaber Bericht über eine imago Salva-

• XZl)

toris pro salute humana mortem patientis^ ' braucht nicht auf
einen toten Kruzifixus bezogen zu werden. Doch spricht aus die-
ser Bemerkung eine Auffassung vom Gekreuzigten, wie sie sich aus
den Darstellungen des toten Christus am Kreuz im deutschen und
englischen Bereich ablesen läßt. In der Kreuzverehrung ist Clu-

ny um 1000 anderen Reformkreisen gegenüber etwas im Rückstand
35)

gewesen . Wirkliche Gegensätze zwischen Cluny und der lothrin-
gischen Reform in den Bereichen von Theologie und Frömmigkeit
sind bis jetzt nicht nachgewiesen worden.

Damit entfällt eine weitere Möglichkeit, Humberts vermutliche
Ablehnung des mittelbyzantinischen Kruzifixtyps zu erklären.

Wenn es den toten Gekreuzigten nur im Bereich der Gorzer Reform
gegeben hätte, dann hätte ihn Humbert vielleicht wirklich nicht
gekannt. Denn er ist geprägt in dem Kloster Moyenmoutier, das
 
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