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ausgedehnte Literatur stützen. Der theologische Hintergrund des

altchristlichen Kreuzigungsbildes ist oft dargestellt worden, zu-

1 ~)

letzt von Klaus Wessel . Die frühbyzantinische Kreuzigungsikono-
graphie ist Gegenstand ausführlicher Untersuchungen gewesen^.

Für die Ursachen der Wandlung zum mittelbyzantinischen Kruzifix-
bild haben Grondijs und die an sein Buch anschließende Diskussion

ausreichendes Material beigebracht, wobei lediglich eine Ordnung

5)

und kritische Sichtung zu leisten bleibt .

Dagegen ist diese Frage für die Entwicklung der abendländischen

Zj.')

Kruzifixtypen noch nicht ausreichend herausgearbeitet worden .

Es handelt sich ja eben nicht um eine Übernahme byzantinischer
Bildformeln, sondern um die Herausbildung eines eigenen Bildes
des Gekreuzigten in seinem Leiden und in seinem Totsein, das Lei-
4 den wird hauptsächlich als Totsein zur Darstellung gebracht. Die
/ Ursachen müssen in der abendländischen Theologie zu suchen sein.
Ein Blick in die Dogmengeschichte lehrt nun jedoch, daß diese
Wandlungen,die sich vom neunten bis elften Jahrhundert abgespielt
haben, ihre Gründe nicht in einer Änderung von christologischen
Dogmen haben können. Die großen trinitarischen und christologi-
schen Dogmen sind das Werk des vierten und fünften Jahrhunderts,
und die theologische Arbeit an ihnen setzt eigentlich erst wie-
der um 1100 mit der Frühscholastik ein. Die Änderung des Kruzifix
* bildes kann nur in einer Akzentverschiebung im Christusbild der
Frömmigkeit begründet sein, wobei für das frühe Mittelalter mehre
re Strömungen vorausgesetzt werden müssen, entsprechend den ver-
schiedenen Kruzifixtypen. Zwischen ihnen gibt es natürlich Zusam-
menhänge vielfältiger Art. Das altchristliche Bild des über Tod
und Teufel am Kreuze siegendei Herm lebt weiter, dazu tritt, wie
die Kreuzigungsdarstellungen lehren, das des leidenden und toten
Gekreuzigten, das im hohen Mittelalter langsam herrschend werden
sollte.

Für die Erkenntnis dieser Akzentverlagerung wäre es nutzi.s,
möglichst viele Belegstellen aus kirchlichen Schriftstellern der
Antike und des frühen Mittelalters über die Bedeutung des Leidens
und Sterbens Christi zusammenzustellen. Bei genügender Belesen-
heit in der patristischen Literatur finden sich genügend Belege
 
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