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308

wenn er das Interesse an dem sterblichen Leibe Jesu gerade im
Gedankenkreis der Eucharistie erst dem frühen 12.Jh. zu-
schreibt. Das Nebeneinander zweier Vorstellungsbereiche bei
Paschasius Radbertus, der für die Folgezeit maßgeblicher ge-
worden ist, als Katzenellenbogen das anzunehmen scheint, muß
stärker beachtet werden. Katzenellenbogen irrt, wenn er Anm.
30 S.109 die Gegenüberstellung von Meßopfer und Kreuzigung
im Utacodex für eine einzigartig frühe Verbindung der Vor-
stellungsbereiche von Meßopfer und Kreuzigung hält. Der Kru-
zifixus oder die Kreuzigung sind seit karolingischer Zeit
Thema der Illustration zum Meßkanon, der Te-igitur-Seite der
Sakramentare, wobei Majestas und Kreuzigung durchaus zusammen
erscheinen können. - Korrigiert werden muß auch das Bild, das
E. Delaruelle, La pietä popolare nel secolo XI, X. Congresso
Internazionale di Scienze Storiche, Rom 1935, Relazioni vol.
III, S.328-331, von der Christusfrömmigkeit des ll.Jhs. ge-
zeichnet hat. Die karolingische Renaissance hätte immer den
"Christ de majeste" en "sa grandeur imperiale" dargestellt.
Erst in der Kreuzzugspredigt und später stärker bei Bernhard
von Clairvaux käme es zu einer größeren Berücksichtigung der
menschlichen Natur Christi, des "un homme de chair". "La
passion elle-meme devient une theophanie... Mais peu ä peu,
le personnage s'humanise." Richtig wird auf das Nebeneinan-
der verschiedener Vorstellungen hingewiesen. Das Karolingi-
sche scheint dabei zu einseitig gesehen und die Bedeutung
der Kreuzzüge für die Frömmigkeit überschätzt.

332) Seeberg Bd.3 S.206-218. - Geiselmann, Eucharistielehre S.290-
444. - J. R. ^Geiselmann LThK^ 1, 33-35 s.v. Abendmahlsstreit.
Derselbe RGG^ I, 1042-1043 s.v. Berengar (in beiden Artikeln
Bibliographie). - H. Graß RGG^ I, 25-26 s.v. Abendmahl II. -
Zur geistesgeschichtlichen Einordnung des Berengarschen Strei
tes vor allem Gerhart Ladner, Theologie und Politik vor dem
Investiturstreit (Abendmahlsstreit, Kirchenreform, Cluni und
Heinrich III), Veröff.d.österr.Inst.f.Geschichtsforschung 2,
Brünn etc.1930, vgl. etwa S.24-25: "Die dogmatischen Strei-
tigkeiten in der alten Kirche hatten ihre Wurzeln in den
christologischen Fragen; in der Lehre vön den Sakramenten
bestand kein scharfer Gegensatz zwischen Wirklichkeit und
Symbol, zwischen Geist und Materie; in der Mittelsphäre zwi-
schen physischer Realität und dem übernatürlichen Leben, wel-
che die Sakramente darstellen, war noch alles für fließende
Übergänge offen. Schwere Probleme innerhalb der Sakraments-
lehre erhoben sich zur selhen Zeit, als die Kirche begann,
die im Abendland erfolgte eigentümliche Verflechtung christ-
lichen Geistes und weltlicher Wirklichkeit durch eine auto-
nome Reform von einem neuen Rechtsstandpunkt aus in bisher
unbekannter Intensität in Frage zu stellen; ein Schritt, der
von der griechischen Kirche nicht mitgemacht wurde, die dann
ganz dem Gäsaropapismus anheimfiel und im Schisma des Kardi-
nals Humbert von Silva Candida und des Patriarchen Kerulla-
rios von Konstantinopel um die Mitte des 11. Jhs. auch den
äußeren Bruch mit der abendländischen Kirche unheilbar sich
vertiefen ließ. Der innerlich verknüpfte dreifache Paralle-
lismus: Berengarscher Abendmahlsstreit - Kirchenreform Gre-
 
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