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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1914 — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25144#0034
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ter anderem Namen — wieder in Gnaden aufgenommen wird,
ist noch sehr fraglich, während die Alten Herren der „Visigothia“
als dem Kösener S.C. weiter angehörend anerkannt worden sind.

Die Deutsche Burschenschaft dürfte für ihren diesjährigen
Eisenacher Burschentag auf der Wartburg keinen Zuwachs zu
erwarten haben. Meldungen liegen nicht vor. Die an anderer
Stelle als Anwärterin für die Deutsche Burschenschaft genannte
Tübinger schwarze Verbindung „Saxonia“ denkt nach ihrer ei-
genen Erklärung nicht an eine Umwandlung in eine farbentra-
gende Verbindung und an eine Meldung zur Burschenschaft.

Die Deutsche Landsmannschaft (Coburger L.C) steht vor
der Entscheidung, ob sie sich nunmehr auf die Technichen Hoch-
schulen ausdehnen will. Schon seit Jahren wäre nach den Sta-
tuten die Möglichkeit der Aufnahme technischer Landsmann-
schaften gegeben, an Bewerbungen um die Aufnahme hätte es
auch von dieser Seite nicht gefehlt. So hat schon mehrfach die
Dresdner freie Landsmannschaft „Normannia“, die auch einige
Semester dem Marburger A.L.C. angehörte, aus diesem aber
wieder ausgeschieden ist, sich um die Aufnahme in die Deutsche
Landsmannschaft vergeblich bemüht, aber immer wieder War
der grössere Teil der Universitätslandsmannschaften gegen die
Hereinnahme technischer Landsmannschaften. Und es darf nach
den Erfahrungen anderer Verbände auch nicht als zweckmässig
gelten, dass ein Verband wie die D.L. als reiner Universitäts-
verband einige Korporationen anderer Hochschulen aufnimmt.
Man kann den V.C. der deutschen Turnerschaften, der ja schon
seit langen Jahren technische Turnerschaften aufnimmt, nicht
als Vorbild für einen anderen Universitätsverband hinstellen.
Denn der V.C. hat ein Bindemittel im Turnen, das gemeinsame
Interessen schafft. Ein solches fehlt bei der Landsmannschaft.
Die technischen Landsmannschaften würden immer in der Minder-
zahl bleiben, bestenfalls könnte die D.L. einmal auf etwa xo tech-
nische Landsmannschaften rechnen. Diese würden immer auf sich
untereinander angewiesen sein, da die Universitätsangehörigen
nicht auf die Technischen Hochschulen kommen, ein Austausch
der Mitglieder mit den technischen Landsmannschaften würde
fehlen, eine engere Annäherung derselben an die Universitäts-
landsmannschaften würde also kaum stattfinden, vielmehr wür-
den die technischen Landsmannschaften einen Staat im Staate
bilden und das ist beim Fehlen eines gemeinsamen Bindemittels,
wie es im V.C. das Turnen darstellt, gefährlich, es schafft Ge-
gensätze und Cliquenwesen, die einem Verband den Lebensnerv
unterbinden. Was die Aufnahme von Nichtuniversitätskorpora-
tionen anbelangt, so hat die D.L. den Anschluss wohl schon vor
länger als einem Jahrzehnt versäumt, sie hätte seit damals schon
eine ganze Anzahl sehr guter technischer Landsmannschaften,
die inzwischen zum Weinheiiner S.C. und zum Rüdesheimer
Burschenschalterverband gegangen sind, aufnehmen und auch
die Umwandlung der tierärztlichen Landsmannschaften in Korps
und deren Vereinigung im heutigen Rudolstädter S.C. verhindern
können. Weit besser für die D.L., als heute noch einige übriggeblie-
bene technische Landsmannschaften aufzunehmen, wäre es, wenn
sie noch jetzt einen Verband technischer und ev. tierärztlicher Lands-
mannschaften unterstützen würde. Es besteht ein solcher Ver-
band im Marksburger A.L.C, der zur Zeit noch io lebende und
i suspendierte Landsmannschaft vereinigt, nachdem schon mehrere
Landsmannschaften ausgeschieden und zu anderen Verbänden
übergegangen oder überhaupt aufgelöst sind. Würde die D.L.
diesem Verband volle Anerkennung und Unterstützung zu teil
werden lassen, so würde derselbe auch sich festigen und an
Ansehen gewinnen, ein weiterer Zuzug würde fraglos bald ein-
treten. Freilich liegt wohl viel Schuld an dem wenig günstigen
Verhältnis, in dem diese beiden Verbände bisher standen, auch
am Marksburger L.C., der durch nicht immer glückliche Auf-
nahme von Universitätskorporationen an Zahl zu gewinnen suchte,
ein Vorgehen, das die D.L. als einen unberechtigten Eingriff in
ihr Gebiet und als eine Art unlautere Konkurrenz betrachtet
haben mag. Es verlautet, dass für Pfingsten sich die Dresdner
„Normannia“ (gestiftet 1907 von ehemaligen Schülern der Chem-
nitzer technischen Lehranstalten, Farben blau-gold-weiss, korn-
blumenblaue Mütze), ferner noch die beiden Dresdner freischla-
genden Verbindungen „Polyhymnia“ (gegründet 1861, Farben
grau-grün-gold, graue Mütze), und „Franconia“ (von „Polyhymnia“
1899 abgezweigt, Farben grün-weiss-schwarz, hellgrüne Mütze),
zur Aufnahme in die D.L. gemeldet haben; „Polyhymnia" und
„Frankonia“ standen früher mit der jetzt der D.L. angehörenden
Leipziger „Grimmensia“ im Freundschaftsverhältnis und erfreuen
sich in Sachsen des besten Ansehens. Weiter haben sich die
Karlsruher „Suevia“ (gestiftet 1862 als schwarze Verbindung
„Humpen", Farben, blau-weiss-orange, orange Stürmer) und die
Stuttgarter „Saxonia“ (gegründet 1865, seit 1904 im A.L.C. a.d.M.,
Farben blau-weiss-rot, dunkelblaue Mütze) um die Aufnahme
in die D.L. beworben; beide Korporationen stehen schon seit
mehreren Semestern im Paukverhältnis zur D.L., beide besitzen
eigene Häuser und erfreuen sich angesehener Stellung. Ob die
D.L. zur Gründung einer Landsmannschaft in Frankfurt a. M.
schreiten oder doch noch die dort schon bestehende „Moenania“
aufnehmen wird, ist noch unentschieden. Die an anderer Stelle
gebrachte Nachricht von dem Wiederauftun einer der Würz-
burger suspendierten Landsmannschaften „Makaria“ oder „Teu-
tonia“ in Frankfurt entspricht nicht den Tatsachen.

Der V.C. der farbentragenden Turnerschaften wird jeden
falls die Hallenser „Saxonia“ 'gegründet 1865 als wissenschaft-
liche Verbindung, von 1898 bis 1907 im Teutoburger C.C., von
1908 bis 1910 im Stoib. A.C., eigene Waffen seit 1912, Farben
violett-weiss-rosa, violette Mütze), die seit mehreren Semestern
mit dem Hallenser V.C. ficht, ferner die Braunschweiger „Bruns-
viga“ (gestiftet als Akademischer Gesangverein 1878, Farben
dunkelblau-gelb-hellblau, gelbe Mütze), die mit der V.C.-Turner-
schaft „Alania“ in Braunschweig schon Paukverhältnis hat, und
und die mit „Brunsviga“ seit langen Jahren im Kartell stehende
„Hansea“ in Hannover (an der Technischen Hochschule gestiftet
als Polytechniker-Gesangverein 1848, bis 1911 im Weim. C.C.,
Farben hellblau-weiss-dunkelblau, hellblaue Mütze), die ebenfalls
seit Jahren mit dem V.C. in Hannover ficht, aufnehmen. Dass
in kommender Zeit auch in Darmstadt eine Meldung und weiter
in Karlsruhe die Meldung einer zweiten Turnerschaft in Aus-
sicht stehen, wurde mehrfach in akademischen Zeitschriften mit-
geteilt, jedoch dürften die in Betracht kommenden Korporationen,
ebenso wie eine solche in Freiburg wohl erst später an den
V.C. herantreten.

Ob der V.C. in Münster den Boden durch Wiederauftun
der dort seit Jahren suspendierten „Rhenania“ wiedergewinnen
und neuen Boden in Erlangen, Giessen und Frankfurt vorbe-
reiten wird, erscheint noch fraglich.

Auch der Allgemeine Deutsche Burschenbund der Neu-
burschenschaften hat drei Meldungen für Pfingsten zu beraten.
Der seitherige Stuttgarter Ingenieurverein „Virtembergia“ (ge-
stiftet 1869, Farben schwarz-rot-grün, grüne Mütze), die aka-
demisch-literarische Verbindung „Rheno-Marchia“ in München
(gegründet 1913, Farben weiss-blau-schwarz-weiss, hellblaue
Mütze) und die als Fortsetzung der Prager 1868 gegründeten
Progressburschenschaft „Germania“ (aufgelöst 1882) im vorigen
Semester aufgetane Burschenschaft „Normannia“ in Prag haben
ihre Aufnahmegesuche dem A.D.B. eingereicht und werden zweifel-
los zu Pfingsten in Frankenhausen aufgenommen werden.

Der Weinheimer S.C. wird über das Auftun eines oder
mehrerer Korps an der Breslauer Hochschule, sowie über das
Wiederauftun eines der beiden suspendierten Korps in Danzig
und über die Aufnahme des maturen S.C. an der technischen
Hochschule Hannover beraten. Die beiden Korps des Hannover-
schen mafuren S.C. „Macaria“ (gestiftet 1888 als Turnverbindung,
Farben braun-weiss-blau, braune Mütze) und „Vandalia“ (gestiftet
1873 als Landsmannschaft, Farben dunkelgrün-rot-schwarz, dunkel-
grüne Mütze) bildeten bis 1908 mit den maturen Korps „Chattia“
und „Thuringia“ zu Darmstadt einen eigenen Verband, die letz-
tere verschmolz sich 1908 mit „Chattia“, die seitdem dem Weinh.

S.C. in Darmstadt angehört. Nunmehr haben sich auch die
beiden Hannoverschen maturen Korps zum Weinh. S.C. gemeldet,
der es jedoch lieber sehen würde, wenn sie sich gleichfalls ver-
schmelzen oder ein suspendiertes Weinheimer Korps auftun
würden. Immerhin ist nicht, wie in anderer Zeitschriften berich-
tet wurde, eine Abweisung erfolgt, über die Meldung wird viel-
mehr erst in Weinheim beschlossen werden.

Der Rüdesheimer Verband Deutscher Burschenschaften wird
die Karlsruher Burschenschaft „Tuiskonia“ (gegründet 1877, Far'
ben gold-weiss-violett, violette Mütze), die schon lange im Ver-
kehrsverhältnis zu ihm steht, aufnehmen, nachdem dieselbe seit
einigen Jahren den Reifegrundsatz streng durchführt.

Die andernorts als Anwärterin für den Rüdesheimer Ver-
band genannte Dresdner Burschenschaft „Saxo-Borussia“ teilt
mit, dass sie sich neuerdings nicht zur Aufnahme gemeldet habe,
jedoch dürfte sie voraussichtlich ebenso wie die Münchener freie
Burschenschaft „Vandalia“ (früher an der Stuttgarter Tierärzt-
lichen Hochschule) sehr bald Anschluss an den R.V.D.B. suchen
und finden, im Paukverhältnis stehen beide Burschenschaften
schon seit vielen Semestern mit dem Verband.

Der oben bereits erwähnte Allgemeine Landsmannschafter-
Convent auf der Marksburg (A.L.C. a. d. M.) steht vor einer neuen
Krisis, wenn die Deutsche Landsmannschaft wirklich zur Auf-
nahme technischer Landsmannschaften übergeht, und der jetzt
aus 10 Landsmannschaften bestehende Marksburger L.C. würde
sicher damit den Todesstoss erhalten, wenn auch kaum alle seine
Landsmannschaften je in die D.L. aufgehen würden. Die an der
Breslauer Technischen Hochschule bestehende freie Landsmann-
schaft „Marcho-Borussia“ (gegründet 1893 an der höheren Maschinen-
bauschule zu Breslau, seit 1910 bis 1911 an der Technischen
Hochschule Charlottenburg, seitdem in Breslau, Farben rot-weiss-
gold, rote Mütze) hat sich zum zweiten Male zum Marksburger
L.C. gemeldet und dürfte nächste Pfingsten auf dem Verbandstag
in Braubach Aufnahme finden.

Der Rudolstädter S C., der früher nur auf den Tierärztlichen
Hochschulen bestand, seit einigen Jahren aber auch auf Universi-
täten und technischen Hochschulen Fuss gefasst hat, hat in den
letzten Wochen zwei Leipziger Verbindungen als Korps aufge-
nommen, deswegen aber das Leipziger Korps „Rheno-Guest-
phalia“ und das Dresdner Korps „Alemannia“ verloren.

Der Weimarer C.C. der farbentragenden Sängerschaften
wird die in Bonn neuaufgetane „Rheno-Guestphalia“, (aus der
in München suspendierten Sängerschaft „Gotia“, der in Bonn
suspendierten Sängerschaft „Bardia“ und der in Darmstadt
suspendierten Sängerschaft „Ascania“ gebildet, Farben grün-
 
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