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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1896/97 — Heidelberg, 1896-1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.25132#0065
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Akädemische Mitteilungen

FÜR DIE

8TDDIBEBNDBN DER RUPRECHT -KARL8- UNIVERSITÄT HEIDELBER6.

HERAUSGEGEBEN VON J. HÖKNINO, UNIVERSITÄTS-BUOHDRUCKEEEI

Feensprecheb 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.

Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden, Professoren und Alten Herren zugestellt.

Winter-Halbjahr 1896/97. Nr. 15. Samstag, 13. Februar 1897.

BetamtDiactaiiien der Uamrsitäts-Beliöräeii.

Akademisclies Direktorium.

Dienstag, den 16. Februar 1897, abends 6 Uhr be-
gelit die Universität

die vierhundertste Wiederkehr des Geburtstags
Melanchthons

durch einen Akt in der Aula, wozu wir die Herren Studieren-
den hiermit einladen.

Heidelberg, den 5. Fehruar 1897.

Der Prorektor:

H. Bassermanu.

Akademisches Direktorium.

Die Exmatrikulation betr.

Diejenigen Herren Studierenden, welche mit Semester-
schluss exmatrikuliert zu werden wünschen, werden aufge-
fordert, unter Vorlage des Anmeldebuches dies auf der Uni-
versitäts-Kanzlei anzuzeigen.

Die Ausfolgung der Abgangszeugnisse erfolgt vom 8. März
d. J. ab gegen Abgabe der Legitimationskarte und Vorlage
der vorgeschriebenen Bibliotheks-Bescheinigung.

Heidelberg, den 10. Februar 1897.

Der Prorektor:

H. Bassermann.

Kommers der Heidelberger Studentenschaft

zur 100 jährigen Erinnerungsfeier des hochseligen
Kaisers Wilhelm I.

am 6. Februar 1897.

Die Heidelberger Studenten haben am 6. Februar einen
patriotischen Festtag gefeiert, den sie mit stolzer Freude in
die grosse Zahl der Tage einreihen werden, die aus Heidel-
berger Studentenzeiten sie noch in spätesten Lebensjahren
in erhebender Erinnerung bewahren werden. Denn sie sind

durch diesen Tag reicher an grossen Empfindungen, hoch-
fliegenden Gedanken, kiihnem begeistertem Streben geworden.
Das hat ein jeder empfunden, der am Klingenteich, Altheidel-
bergs stillstem Winkel, wo sonst in später Mitternachtsstunde
dem ernsten Studio die Feder aus der Hand sinkt und die
arbeitsmüden Augen zufallen, noch in früher Morgenstunde
die Hand den Becher heben und den Schläger schwingen sah
und freudigstolz das Auge hell erglühen in sangesfrohem Kreise.
In der stolzen Halle, die die Turnerschaft Altheidelbergs dem
erfolgreichen Vorkämpfer für Wiedererwachung des deut-
schen Volksgeistes und Neubelebuiig deutschen Nationalsinns
in hoffnungsloser, drangsalsvoller Zeit geweiht hat zur Pflege
seiner edlen Turnkunst, hegeisterte sich die Studentenschaft
ari den hohen stolzen Idealen, deren Verwirklichung andern
Generationen geträumt und die ihr vor einem Vierteljahr-
hundert in Erfüllung gegangen in der Neuerstehung eines
einigen deutschen Vaterlandes.

Drum war es aher auch eine Peier, die nicht sie allein
beging und nicht aus sich selber schuf in ihrer Schöne und
Grösse: Ihre Lehrer und Gönner, die Spitzen der Bürgerschaft
und der Behörden und nicht zuletzt der Garnison zeigten eine
seltenfreudige Anteilnahme und gaben Anlass zu noch immer
höherer Entflammung der Begeisterung in den jugendlichen,
unter den Schreckbildern einer weniger grossen Gegenwart
nur um so mehr von begeisterter Hingebung und Treue an
| das Vaterland erfüllten Herzen. Es war aber doch vor allem
der Kultus einer grossen Persönlichkeit, der der ganzen Feier
die hehre Weihe gab. Galt doch die Feier des Tages dem
100 jährigen Gedächtnis des Geburtstages Kaiser Wilhelms I.
Dilrch Herrn Geh. Hofrat Erdmannsdörffer war in den Mor-
genstunden des festlichen Tages das hehre Herrscherbild, reich
an selten hoher Selbstverleugnung und Pfliehttreue im Fürsten-
beruf, in festlicher Versammlung iu der Aula der Universität
vor die Seele Aller geriickt worden; das Bild des Genius, das
ihm in Bismarck an die Seite gestellt worden, hatte es nicht
verkleinert, sondern nur gezeigt, wie es unter den stolzen
Schwingen desselben sich zu seiner ganzen erhabenen Grösse
entfaltet habe. Nun wirkte es fort in den Herzen, lebendiger
| als zuvor und trug sie zu der Höhe der Gefühle empor, die
in unerschöpflicher Fülle den Herzen entströmten und sich
auf den Fliigeln begeisterter, zündender Worte den Herzen
gegenseitig mitteilten. Der Kaiserkommers war wohl schön
gewesen, schön auch durch den Aufenthalt in den weiten ge-
räumigeren Hallen des Museums, wo die Lieder noch freier
klangen und die Töne der Instrumente voller anschwellen
konnten, als hier hinter dem imposanten Bilde des grossen
I Turnvaters Jahn, doch schöner noch war, nachdem man nur
erst den Zutritt zum Festraum sich mtihsam erkämpft und
an den dichtgedrängten Tischen seinen Platz gefunden hatte,
diese Feier, bei der die Worte aus noch hegeisterterem Herzen
kamen und noch freudigeres Verständnis fanden. Brausend
erklang zur Einleitung der Feier das Lied: „Wo Mut und
Kraft in deutscher Seele flammen“, dann entbot der erste Vor-
 
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