Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1896/97 — Heidelberg, 1896-1897

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25132#0070
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1896/97

Heidelbekgeb Akademische Mitteilungen

Nr. 16

Promotionen

an der Universität Heidelberg vom 1. Februar bis
15. Februar 1897.

1. Juristische Fakultät.

12. Februar. Moritz Franz Gaudard aus Kiggisberg.

12. , Ferdinand Wilke aus Briest.

2. Naturwisseuscliaftlich-mathematisclie Fakultät.

3. Februar. Andrew Turnbull aus Glasgow.

(Dissertation: „Ueber Benzolazo-ar-tetrabydro-a-naphthol uncl seine

Derivate.“)

6. Februar. Karl Zaar aus Friedek.

(Dissertation: „Ueber die drei isomeren Brombenzolazophenole und
ihre Abkömmlinge“.)

Hocliscliulnachrichten.

Heidelberg, 19. Februar 1897.

* (Berufung.) Herr Geheimerat Prof. Dr. Rohde hat
einen Kuf an die Universität Strassburg an Stelle von Pro-
fessor Dr. Georg Kaibel, der nach Göttingen geht, erhalten, den-
selben aber abgelehnt. Die philosophische Fakultät entsandte
am Sonntag, den 14. Februar eine Abordnung, bestehend aus
den Herren Prof. Dr. B r a u n e, z. Z. Dekan der philosophi-
Schen Fakultät, Wirkl. Geh. Rat Prof. Dr. Kuno Fischer
Excellenz und Hofrat Dr. S c h ö 11, an Herrn Geh. Rat Rohde,
ihm den Dank der Fakultät auszudrücken. Es ist hoch er-
freulich, dass auch dieser bedeutende Gelehrte unserer Hoch-
schule erhalten bleibt.

* (Ernennung.) Se. Kgl. Hoheit der Grossherzog liaben
dem Privatdozenten Dr. med. K a r 1 K a i s e r den Charakter
als ausserordentlicher Professor verliehen.

* (Ehrendoktor.) Herrn Prof. Lic. Tröltsch ist zum
Melanchthontage von der theologischen Fakultät in Göttingen
der theologische Doktor honoris causa verliehen worden.

* (Stiftung.) Herr Verlagsbuchhändler A r n o 1 d H i r t,
Besitzer der Verlagsbuchhandlung Ferdinand Hirt & Sohn
in Leipzig, hat der Universität eine Stiftung von 15000 Mark
zukommen lassen zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten
und des akademischen Studiums an unserer Hochschule, aus
welcher junge Gelehrte bei ihrer wissenschaftlichen For-
schung und Studierende christlichen Bekenntnisses durch Stu-
dien-Beihülfe unterstützt werden sollen. Die Verwaltung der
Stiftung, die den Namen Arnold-Hirt-Stiftung trägt,
hat das Grossherzogliche Ministerium der Justiz, des KuRus
und Unterrichts.

* (Medizinische Ferienkurse.) Auf Anregung der medi-
zinischen Fakultät haben sich die Extraordinarien und Privat-
dozenten vereinigt, um gemeinsame Ferienkurse für praktische
Aerzte und Studierende zu halten, wie sie in einer Anzahl
von Universitäten bereits bestehen. Es ist in Aussicht ge-
nommen, zum ersten Male in den kommenden Herbstferien
solche Kurse aus allen medizinischen Fächern zu haRen, wäh-
rend eine Anzahl von Dozenten bereits in diesen Osterferien
praktische Kurse gibt.

* (Experimental-Yortrag.) Auf Veranlassung des
hiesigen Kaufmännischen Vereines und zunächst für dessen
Mitglieder häR am kommenden Sonntag, den 21. ds., nach-
mittags 4 Uhr, Herr Geheimerat Prof. Dr. Victor Meyer
im grossen Hörsaale des chem. Universitäts-Laboratoriums
einen Experimental-Vortrag über: ,,I)as Feuer“. Der veran-
staltende Verein ersucht uns mitzuteilen, dass bei dem Vor-
trage auch Gäste herzlich willkommen sind und ohne Wei-
teres Zutritt haben.

* (Fackelzug.) Kommenden Dienstag, den 23. ds. findet
ein Fackelzug statt, den die Studentenschaft dem aus dem
*Amte scheidenden Prorektor, Herrn Kirchenrat Dr. Basser-
mann und dem für 1897/98 neugewähRen Prorektor, Herrn
Geh. Hofrat Professor Dr. Georg Meyer bringt. Näheres
betreff der Abgangszeit und Zugsrichtung geht aus oben-
stehender Bekanntmachung des Ausschusses hervor.

Die Feier der 400. Wiederkehr des Geburtstags
von Philipp Melanchthon

am 16. Februar 1897 in der Universitäts-Aula.

Bei Hereinbruch des Abends, wo an anderen Tagen die
Hallen der Universität sich für ihre Angehörigen schliessen,
öffnete sich am 16. Februar die Aula einem durch das aka-
demische Direktorium aus allen der Universität zugethanen
Kreisen geladenen Publikum. Die Universität wollte die
400. Wiederkehr des Geburtstags Melanchthons, des Magister
Germaniae in gemeinsamer Feier begehen. Entsprechend dem
) Wesen und Wirken des Mannes, dessen Einfluss auf das
| religiöse und geistige Leben der Nation auf der stillen Thätig-
{ keit des Gelehrten beruhte, war die Feier eine sehlicht ernste.

WeihevoRer Vortrag des von Paul Eber nach Melancli-
| thons religiösem Gedicht: „De angelis Sapphicon“ verfassten
[ Liedes „Herr Gott, dich loben alle wir“ durch den Bach-
| Verein eröffnete die Feier. Alsdann trat aus dem Kreis der
[ Universitätslehrer Herr Kirchenrat Hausrath hervoi', das
Wesen und Wirken des Geistes Melanchthons zur Darstellung
zu bringen.

Einleitend gedachte er der erhebenden vor 14 Jahren
stattgefundenen Feier der 400. Wiederkehr des Geburtstags
des grossen Trägers des deutschen Reformationswerkes auf
dem Gebiet der Kirche, des Dr. M. Lutber. Damals habe
Karl Holsten in der Heiliggeistkirehe die Persönlichkeit und
das Lebenswerk Luthers einer dichtgedrängten Versammlung
in unvergesslicher Weise vor die Seele gerückt; die heutige
gleiche Feier für Melanchthon hier in der Aula halte sich
in einem bescheidenen Rahmen. Dankesstimmung sei abor
auch hier die Grundstimmung. In Melanchthon ehre die Pfalz
ihren grössten Sohn, ihr in seinem Gemiit von der Eigenart
des schwäbischen Stammes gleich eigen wie mit seinem Geistes-
wirken als Mitreorganisator der Universität. Dieselbe war,
führte Redner weiter aus, eine Stätte seiner Geistesbildung,
die auf der Schule zu Pforzheim begonnen hatte. 1509 ward
Melanchthon in der Artistischen Fakultät immatrikuliert.
1512 erhielt er an ihr die Würde eines Baccalaureus. Die
Verweigerung des Magisterranges in Anbetracht seines Alters
von 15 Jahren machte ihn ihr darauf untreu. Missstimmt
wandte er sich neckaraufwärts gen Tübingen und ward hier
alsbald Student und — Professor zugleich; lernend auf dem
Gebiet der Philosophie und der Jurisprudenz trug er zugleich
anderen den Aristoteles vor und war Lehrer der alten Sprachen.
Hiedurch ward er einer der thatkräftigsten Mitbegründor
der Wiedergeburt der Geisteswissenschaften aus den Quellen
des klassischen Altertums. Seines Oheims Reuchlin Em-
pfehRmg führte ihn darauf 1518 vom Neckar nach der Elbe,
nach Wittenberg. Um seines unscheinbaren Aeusseren willen
im ersten Augenblick scheel angesehen, ward er in vier Tagen
schon der Stolz und Ruhm der Universität, Lut-her aber hatte
in ihm seinen treuesten und tüchtigsten Mitarbeiter am Re-
formationswerke erhalten.

Luthers lernender Geist vertiefte sich unter dem jugend-
lichen Lehrer Melanchthon in das Studium der Grundsprachen
der heiligen Schrift, und Melanchthon liess sich für die
theologischen Studien gewinnen; sie wurden ihm ein wunder-
barer Genuss, ein himmlisches Ambrosia, wie er sagt. Sein
unsterbliches Verdienst aber ward, dass er den deutschen
Humanismus in die Kirche hineinstellte, ihrem Neuaufbau
 
Annotationen